Vor mehr als einem Jahr fand auf einer Autobahnbrücke an der A7 ein erschreckender Zwischenfall statt, der ein Paar aus Baden-Württemberg in erhebliche Gefahr brachte. Drei Personen warfen schwere Gegenstände von der Brücke auf die darunter fahrenden Autos. Jetzt müssen sie sich vor Gericht verantworten - und es handelt sich dabei keineswegs um ein kleines Verfahren!
Seit Mittwoch stehen die beiden Angeklagten Maurice M., ein schlanker 21-jähriger Lagerist, und sein Freund Tobias O., ein 20-jähriger Elektroniker-Azubi, beide aus Algermissen bei Hildesheim, vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, am 20. August 2022 um 3.34 Uhr mehrere Gullydeckel mit Tötungsabsicht von einer Autobahnbrücke zwischen der Anschlussstelle Drispenstedt und dem Parkplatz "An der Alpe" auf die A7 geworfen zu haben. Einer der 25 Kilogramm schweren Deckel durchschlug die Windschutzscheibe des Golfs von Dieter (53) und Rita E. (46). Während Dieter schwer verletzt wurde, erlitt Rita lebensgefährliche und schwere Gesichtsverletzungen. Darüber hinaus soll Tobias O. einen Kanaldeckel auf die Autobahn geworfen haben, der von vier Autos überfahren und mehrere Reifenpannen verursacht hat, allerdings ohne dass jemand verletzt wurde.
Vor dem Vorfall sollen die beiden Angeklagten vier Kanaldeckel in Harsum gestohlen und in einen Mercedes geladen haben. Ein weiterer beteiligter, Jan S., ein 17-jähriger Kfz-Mechatroniker-Azubi, soll während des Vorfalls auf der Rückbank gesessen haben und wird der Beihilfe zum Mordversuch beschuldigt.
Während der Verhandlung brachen die Eltern der Angeklagten im Gerichtssaal in Tränen aus. Maurice' Mutter weinte bitterlich und wurde von ihrer Schwester getröstet. Auch die Eltern von Tobias waren anwesend - der Vater verschränkte seine Hände so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. Die psychologische Akte von Jan S. zeigt, dass er sich sehr unwohl fühlt und Angst vor dem Verlust seines Rufs und seiner Arbeitsstelle hat. Seit mehreren Monaten nimmt er starke Medikamente. Maurice und Tobias befinden sich derzeit in Untersuchungshaft in der JVA Hameln und zeigen tiefe Scham. Sie sitzen fast regungslos da, blass und mit gesenkten Köpfen.
Stunden nach dem Verbrechen geriet der Maler Stefan M., ein damals 51-jähriger Mann aus Harsum, ins Visier der Ermittler. Obwohl er als Verdächtiger galt und bekannt war, dass er psychisch auffällig war und bereits wegen diverser Straftaten im Gefängnis gesessen hatte, wurde er nach sechs Wochen Untersuchungshaft freigelassen. Er erzählte uns: "Ironischerweise war ich der Hauptverdächtige und gab den Ermittlern den entscheidenden Hinweis auf die Täter. In dieser Nacht sah ich einen Mercedes und die Polizei konnte unser von Überwachungskameras auswerten." Zusätzlich wurden die Mobiltelefone der mutmaßlichen Gullydeckel-Werfer von der Kriminalpolizei untersucht und ein DNA-Abgleich mit den Spuren auf den Deckeln durchgeführt. Die Festnahme erfolgte im April. Die Öffentlichkeit wurde von der Verhandlung ausgeschlossen, bevor die jungen Männer über die Tat und ihr Motiv sprachen. Den beiden mutmaßlichen Haupttätern droht laut einem Gerichtssprecher eine Jugendstrafe von bis zu 15 Jahren.