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Treibstoff erreicht Gazastreifen - 26 Tote bei Angriff in Chan Junis gemeldet

Im Gazastreifen ist eine erste Treibstofflieferung aus Ägypten eingetroffen. Das israelische Kriegskabinett beschloss am Freitag, täglich zwei Tankwagen zuzulassen, "um die Abwasseraufbereitungsanlagen zu betreiben, die aufgrund des Strommangels vom Zusammenbruch bedroht sind", wie der nationale Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi mitteilte. "Wir haben diese Entscheidung getroffen, um die Ausbreitung von Epidemien zu verhindern". Indes starben nach Angaben eines Krankenhausdirektors bei einem Luftangriff in der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens 26 Menschen.

Bei dem Angriff auf drei Wohngebäude im Stadtteil Hamad seien zudem 23 Menschen schwer verletzt worden, teilte der Leiter des Nasser-Krankenhauses der Nachrichtenagentur AFP am Samstag mit. 

Israel hatte bislang Treibstofflieferungen in den Gazastreifen verhindert aus Angst, dass die Hamas diese umleiten und für militärische Zwecke nutzen könnte. Ein hochrangiger US-Beamter erklärte, Washington habe wochenlang massiven Druck auf Israel ausgeübt, Treibstofflieferungen zuzulassen. Im Rahmen der Vereinbarung würden nun alle 48 Stunden 140.000 Liter Treibstoff ins Land gelassen, von denen 20.000 Liter für Generatoren zur Wiederherstellung des Telefonnetzes bestimmt sind, sagte der US-Beamte. 

Die angekündigten Lieferungen stellen nach Angaben der UNO jedoch nur einen kleinen Teil der Treibstoffmengen von 50 Lastwagen dar, die vor Kriegsbeginn täglich in den Gazastreifen geliefert wurden.

Ein zweitägiger durch den Treibstoffmangel verursachter Strom- und Kommunikationsausfall hatte zuvor die Hilfslieferungen für die 2,4 Millionen im Gazastreifen eingeschossenen Menschen stark behindert. UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths erklärte, Treibstoff sei "entscheidend für die Weiterverteilung der Hilfsgüter im Gazastreifen und für das Funktionieren lebenswichtiger Dienste". Griffiths forderte am Freitag erneut eine "humanitäre Feuerpause" im Gazastreifen.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNRWA) haben 70 Prozent der Bewohner im Süden des Gazastreifens keinen Zugang zu sauberem Wasser, Abwässer fließen bereits über die Straßen.

Auch aus dem Westjordanland wurden Angriffe gemeldet. Der palästinensische Rote Halbmond erklärte, bei einem Angriff auf ein Gebäude im Flüchtlingslager Balata im Norden des Palästinensergebiets seien fünf Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden. Die Verwaltung des Lagers in Nablus teilte mit, ein Luftangriff habe in der Nacht das örtliche Hauptquartier der Fatah-Bewegung in dem Lager getroffen. Das israelische Militär erklärte, es prüfe die Berichte. 

Der Angriff erfolgte einen Tag nachdem die israelische Armee erklärt hatte, mindestens sieben Kämpfer bei Einsätzen im Westjordanland getötet zu haben - fünf davon im Flüchtlingslager Dschenin und zwei in Hebron.

Seit dem Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ist die Gewalt im Westjordanland deutlich angestiegen. Israel hat seine Einsätze gegen militante Gruppen dort verstärkt.

Am 7. Oktober waren Hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter viele Frauen und Kinder. Rund 1200 Menschen in Israel wurden nach israelischen Angaben getötet, zudem wurden etwa 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion auf den Angriff der Hamas begann Israel mit massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen, inzwischen sind auch Bodentruppen in das Gebiet eingerückt. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Beginn der Angriffe rund 12.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.

kbh/ma