Tja, das hat nicht lange gedauert. Es ist gerade einmal zwei Jahre her, dass Travis Kalanick aus dem Unternehmen, das er mitbegründet hat, herausgedrängt wurde: Uber. Jetzt hat er einen großen Teil der Uber-Aktien verkauft, gerade als die Sperrfrist des Mitfahrdienstes nach dem Börsengang endete. Kalanick verkaufte am Freitag, den 8. November, 20,3 Millionen Aktien für rund 547 Millionen Dollar, wie aus den bei der Securities and Exchange Commission eingereichten Unterlagen hervorgeht. Die Sperrfrist ist eine 180-tägige Beschränkung, die die Volatilität der Aktien von neu an die Börse gebrachten Unternehmen verringern soll.
In der vergangenen Woche erlebte Uber starke Verkäufe, die den Aktienkurs mit einem Verlust von 9 % in den Keller schickten. Das Unternehmen ist derzeit weniger wert als 2015, und einige Privatanleger stehen mit ihren Investitionen unter Wasser. Der Aktienkurs ist seit dem Börsengang um 36 % gesunken.
Mit dem Verkauf hält Kalanick nun einen Anteil von 4,6 % an Uber. Das ist etwa 2,5 Milliarden Dollar wert. Er ist außerdem immer noch Mitglied des Verwaltungsrats.
Zurück im Jahr 2017 schlug das sprichwörtliche "Ishtar" für Kalanick und Uber zu. Zunächst wurde er von der Öffentlichkeit dafür kritisiert, dass er dem Beraterteam von Donald Trump beigetreten war. Wenige Wochen später trat er aus diesem Gremium aus. Dann tauchte ein Video auf, das Kalanick dabei zeigt, wie er einen Uber-Fahrer bösartig beschimpft, während er als Fahrgast im Auto sitzt. Der Fahrer war frustriert darüber, wie das Unternehmen seine Fahrer bezahlt. Kalanick schlug auf den Fahrer ein und sagte u. a.:
"Manche Leute wollen keine Verantwortung für ihren 'Scheiß' übernehmen."
Zu diesem Zeitpunkt schien Kalanicks Ausbruch der tiefste Punkt zu sein, auf den er und das von ihm geleitete Unternehmen sinken konnten. Und dann veröffentlichte eine ehemalige Uber-Ingenieurin namens Susan Fowler einen leidenschaftlichen Blogbeitrag, in dem sie das Unternehmen wegen offensichtlichen Sexismus anklagte. Sie wurde immer wieder von ihrem Chef angemacht. Sie wandte sich an die Personalabteilung, die ihr mitteilte, ihr Chef sei zu wichtig, um ihn zu disziplinieren. #DeleteUber wurde zu einem Trendthema in den sozialen Medien. Uber beauftragte den ehemaligen US-Generalstaatsanwalt Eric Holder damit, die wachsende Zahl von Vorwürfen der sexuellen Belästigung zu untersuchen.
Nach zahlreichen Skandalen hatte der Vorstand genug und forderte seinen Rücktritt. Damit endete dieses Kapitel von Kalanicks rasanter Karriere. Doch jetzt, da 547 Millionen Dollar auf seine Konten geflossen sind, fragen sich die Leute, was Kalanick als nächstes vorhat.
Kürzlich berichtete das Wall Street Journal über eine Investition des öffentlichen Investitionsfonds Saudi-Arabiens in CloudKitchens. Raten Sie mal, wer dieses Unternehmen leitet? Travis Kalanick. Es handelt sich um ein Startup-Unternehmen, das ausschließlich Restaurants beliefert. Dies ist ein relativ neuer Bereich für Apps - diese sogenannten Küchen sind als virtuelle Restaurants oder dunkle Küchen bekannt. Dark Kitchens/virtuelle Restaurants sind reine Küchenkonzepte, die Bestellungen für die Lieferung verarbeiten und produzieren. Es gibt keine Tische, Stühle, Kellner, Gastgeber oder Schaufenster. Das Essen kann nur online oder über eine mobile App bestellt werden und wird an den Kunden geliefert.
Faszinierend ist, dass Kalanick mit diesem neuen Unternehmen in direktem Wettbewerb mit seinem früheren Unternehmen steht. UberEats hat sein Geschäft schnell ausgebaut und ist in den Bereich der dunklen Küche eingestiegen.
Für eine lange Zeit war Uber das wertvollste Startup der Welt. Diesen Titel hat es nun an ByteDance, die Muttergesellschaft von TikTok, verloren.
