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Tränen und Umarmungen bei Eröffnung von Reisekorridor zwischen Australien und Neuseeland

Familien schließen sich erstmals seit fast 400 Tagen wieder in die Arme

Die Öffnung eines Corona-Reisekorridors zwischen Australien und Neuseeland hat die Emotionen an den Flughäfen beider Länder hochkochen lassen. "Ich werde kreischen, schreien, weinen, umarmen, küssen, glücklich sein - alles auf einmal", sagte die 63-jährige Denise O'Donoghue am Montag der Nachrichtenagentur AFP vor dem Boarding ihres Fluges in Sydney. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie dürfen Menschen aus Australien und Neuseeland das jeweils andere Land besuchen, ohne sich nach Ankunft in Quarantäne begeben zu müssen.

Für einige Familien bedeutete die strikte Grenzschließung fast 400 Tage Trennung. "Es ist ein sehr großer und aufregender Tag für Familien und Freunde", sagte die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern anlässlich der Grenzöffnung. Die meisten Reisenden am Montag waren in Australien gestrandete Neuseeländer; die erste Touristenwelle wird während der bevorstehenden Schulferien in Australien erwartet.

Auf einem riesigen Banner am Flughafen des neuseeländischen Flughafens Wellington standen in Großbuchstaben die Worte "Welcome Whanau" - Willkommen Familie. Im Terminal begrüßten Maori-Tänzer die Ankömmlinge mit traditionellen Grüßen.

Die Neuseeländerin Lorraine Wratt nannte es "wundervoll", wieder reisen zu dürfen. "Wir sind am 11. Dezember nach Australien gereist, um Weihnachten mit unseren Kindern zu verbringen", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Geplant gewesen sei ihre Rückkehr im Februar. Seither habe sie "so etwas wie einen Albtraum" erlebt.

Neuseeland gilt weltweit als Vorbild im Kampf gegen das Coronavirus; unter der strikten Abschottung des Landes litt jedoch die wichtige Tourismusindustrie. Im Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie verbrachten allein 1,5 Millionen Australier ihren Urlaub in Neuseeland - 40 Prozent der Touristen insgesamt.

Viele Neuseeländer hoffen, dass der Reisekorridor mit Australien bald auf die ganze Region ausgeweitet wird. "Ich denke, Queenstown steht nun eine großartige Zukunft bevor", sagte ein Bewohner der Stadt auf der neuseeländischen Südinsel, Sean Mackenzie. "Alle Australier kommen hierher, und dann geht es international weiter mit China und allem." In sechs Monaten werde Queenstown "voll" mit Touristen sein, prognostizierte Mackenzie. "Es wird schön."

In Australien leben hunderttausende Neuseeländer. Vor der Corona-bedingten Grenzschließung herrschte zwischen beiden Ländern deshalb ein reger Pendelverkehr. "Es fühlt sich an wie ein einziges großes Land", sagte der Neuseeländer Mehat El-Masri zu AFP, während er auf die Ankunft seines in Sydney lebenden Sohnes Shady wartete, den er seit 16 Monaten nicht gesehen hatte. "Es ist sehr gut, dass die Grenzen geöffnet werden, es wird all den Familien helfen", fügte er hinzu.

Hoffnungen auf eine zügige Rückkehr zum früheren Reisebetrieb erteilte Australiens Premierminister Scott Morrison jedoch eine Absage. "Die Annahme, dass alles an einem Tag einfach öffnet - so wird das nicht laufen." Die weitere Öffnung werde "behutsam und vorsichtig" und unter Wahrung der "medizinischen und gesundheitlichen Schutzmaßnahmen" erfolgen, betonte er.

by Marty MELVILLE