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Tote und Verletzte bei Anschlag gegen Taliban in Kabul

Islamisten geben sich bei großer Siegeskundgebung selbstbewusst

Die große Siegeskundgebung der radikalislamischen Taliban in Afghanistan ist von einem Anschlag vor einer Moschee in der Hauptstadt Kabul überschattet worden. Bei der Explosion am Rande einer Trauerfeier für die Mutter des Taliban-Sprechers Sabihullah Mudschahid starben am Sonntag mindestens zwei Menschen. Bei der Siegeskundgebung vor rund 1500 Anhängern in Kohdaman nördlich von Kabul gaben sich die neuen Herrscher von Afghanistan aber selbstbewusst.

Die Explosion ereignete sich nach Angaben von Taliban-Sprecher Mudschahid in der Nähe des Eingangs der Eid-Gah-Moschee. "Nach unseren ersten Informationen wurden zwei Zivilisten durch die Explosion getötet und drei verletzt", sagte Kari Sajed Chosti, Sprecher des afghanischen Innenministeriums, der Nachrichtenagentur AFP.

In der Eid-Gah-Moschee fand am Sonntagnachmittag eine Gebetszeremonie für Mudschahids Mutter statt, die in der vergangenen Woche gestorben war. Mudschahid hatte die Trauerfeier am Samstag auf Twitter angekündigt. "Alle Menschen und Freunde sind eingeladen, teilzunehmen", schrieb er dazu.

"Ich hörte das Geräusch einer Explosion in der Nähe der Eid Gah Moschee, gefolgt von Schüssen", sagte Ahmadullah, Besitzer eines Geschäfts in der Nähe der Moschee, zu AFP. Demnach hatten die Taliban kurz vor der Detonation wegen der Trauerfeier die Straße gesperrt.

AFP-Reporter, die sich an zwei unterschiedlichen Orten in der Hauptstadt aufhielten, hörten ebenfalls eine Explosion und Schüsse. Später sahen sie, wie Menschen in blutverschmierter Kleidung ins nahe gelegene Kabuler Notfallkrankenhaus eingeliefert wurden. Taliban-Kämpfer begaben sich zum Krankenhaus, um Blut zu spenden.

Es war der erste tödliche Anschlag in der Hauptstadt seit Ende August. Am 26. August hatte ein Selbstmordattentäter am Flughafen von Kabul mindestens 72 Menschen getötet und mehr als 150 Menschen verletzt. Zu dem Angriff bekannte sich der mit den Taliban verfeindete Afghanistan-Ableger der Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS).

Kurz vor der Explosion vor der Moschee hatten die Islamisten am Sonntag ihre Siegeskundgebung in Kohdaman mit einer Parade zu Ehren ihrer Kämpfer und "Märtyrer" gestartet. Es erklang Musik, dutzende schwer bewaffnete Kämpfer standen Wache, während die nur aus Männern und Jungen bestehende Menge stundenlangen Reden zuhörte.

"Dies ist der Tag, auf den wir gewartet haben", sagte der neue Flüchtlingsminister Chalil Hakkani. Die USA hatten Hakkani 2011 als "Terroristen" eingestuft und ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar ausgesetzt. Er ist ein prominenter Anführer des berüchtigten, von seinem Bruder Dschalaluddin gegründeten Hakkani-Netzwerks. Afghanistan habe eine "glänzende Zukunft" vor sich, sagte er nun.

Einer der Redner, der als Rahmatullah vorgestellt wurde, führte den Sieg der Taliban darauf zurück, dass die Jugendlichen "für Selbstmordanschläge Schlange gestanden" hätten.

Die Herrschaft der Taliban über Afghanistan wurde bislang von keiner ausländischen Regierung anerkannt und die USA, Europa und andere Staaten haben Hilfszahlungen, auf die das Land seit Jahren angewiesen ist, infolge der Machtübernahme der Islamisten eingestellt. Sie fordern unter anderem eine Regierung unter Einbindung von Frauen und Vertretern aller Volksgruppen des Landes.

by Von James EDGAR