Nach dem tödlichen Schuss auf eine Kamerafrau bei einem Westerndreh soll eine sogenannte Grand Jury über eine mögliche Anklage gegen Hollywoodstar Alec Baldwin entscheiden. "Nach umfassenden Ermittlungen in den vergangenen Monaten sind zusätzliche Fakten ans Licht gekommen", erklärten die zuständigen Staatsanwälte Kari Morrissey und Jason Lewis am Dienstag. Diese würden ihrer Auffassung nach zeigen, dass Baldwin eine "strafrechtliche Schuld" am Tod der Kamerafrau Halyna Hutchins und der Verletzung von Regissuer Joel Souza trage.
Deswegen sollten Bürger des Bundesstaates New Mexico, in dem sich der Vorfall ereignet hatte, darüber entscheiden, ob dem Schauspieler der Prozess gemacht werde, erklärten die Staatsanwälte. Eine aus Laien zusammengesetzte Grand Jury - auch als Anklagejury bekannt - entscheidet in gewissen Fällen darüber, ob Anklage gegen einen Beschuldigten erhoben wird oder nicht.
Damit geht die Justiz-Saga um den Tod der Kamerafrau Hutchins in eine nächste Runde. Die Staatsanwaltschaft hatte die Anklage gegen Baldwin wegen fahrlässiger Tötung im April vorübergehend fallengelassen.
Baldwin hatte die 42-jährige Kamerafrau im Oktober 2021 bei einer Drehprobe für den Low-Budget-Western "Rust" versehentlich mit einem Revolver erschossen. Regisseur Souza wurde durch die selbe Kugel schwer verletzt. Der Colt war mit einer echten Kugel geladen worden. Wie das geschehen konnte, ist noch immer unklar.
Baldwin hat jegliche Schuld von sich gewiesen. Der 65-Jährige beteuert, er habe nicht wissen können, dass sich scharfe Munition in dem Colt befand. Außerdem habe er den Abzug nicht betätigt.
Der aus Filmen wie "Jagd auf Roter Oktober" und "Die blonde Versuchung" und der Serie "30 Rock" bekannte Schauspieler wurde im Januar trotzdem wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Im April erklärte die Staatsanwaltschaft dann aber, es seien "neue Fakten aufgetaucht", die "weitere Untersuchungen und forensische Analysen erfordern". Die Anklage werde deswegen bis auf Weiteres fallengelassen, die Ermittlungen würden aber fortgesetzt.
Eine zentrale Frage in dem Fall ist, ob sich der tödliche Schuss gelöst haben könnte, ohne dass Baldwin den Abzug betätigte. Medienberichten zufolge war der Revolver vor der Lieferung an das Filmset so verändert worden, dass sich das Risiko einer irrtümlichen Schussabgabe erhöht habe.
Ein im August vorgelegtes Gutachten kam dann aber zu dem Schluss, dass Baldwin - entgegen seiner Beteuerungen - den Abzug betätigt haben musste, damit es zu einer Schussabgabe kam. Die Frage ist auch, ob Baldwin als einer der Produzenten des Westerns versuchte, die Produktionskosten zu drücken. Das könnte auf Kosten der Sicherheit gegangen sein.
In dem Fall ist bereits die Waffenmeisterin am Set, Hannah Gutierrez-Reed, wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Sie hat vor Gericht auf nicht schuldig plädiert.
fs/ju