Vor dem Video-Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs zur Lage in Belarus hat die belarussische Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja die EU aufgerufen, das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in ihrem Land vor zehn Tagen nicht anzuerkennen. Der angeblich wiedergewählte autoritär regierende Staatschef Alexander Lukaschenko habe "in den Augen unserer Nation und der Welt jede Legitimität verloren", sagte Tichanowskaja in einer Video-Botschaft aus ihrem litauischen Exil.
"Ich appelliere an Sie, diese betrügerische Wahl nicht anzuerkennen", sagte Tichanowskaja an die EU-Staats- und Regierungschefs gerichtet. Diese befassen sich ab 12.00 Uhr in einem Video-Gipfel mit der umstrittenen Wahl in Belarus vom 9. August.
Lukaschenko war bei der Abstimmung laut dem offiziellen Wahlergebnis auf rund 80 Prozent der Stimmen gekommen, auf Tichanowskaja entfielen demnach nur rund zehn Prozent. Die belarussische Opposition wirft Lukaschenko massiven Wahlbetrug vor. Auch die EU nannte die Abstimmung "weder frei noch fair". Die britische Regierung hat bereits erklärt, das Ergebnis nicht zu akzeptieren.
Seit eineinhalb Wochen gibt es in Belarus Massenproteste, bei denen die Demonstranten den Rücktritt Lukaschenkos verlangen. Angesichts des teils brutalen Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen friedliche Demonstranten floh Tichanowskaja nach Litauen.
by Sergei GAPON