128240:

Tichanowskaja bittet bei Treffen mit Merkel um Unterstützung

Oppositionsführerin fordert erneut Neuwahlen in Belarus

Bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin hat die belarussische Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja am Dienstag ihre Forderung nach Neuwahlen in Belarus bekräftigt. "Das belarussische Volk hat jetzt ein einziges klares und verständliches Ziel - Neuwahlen", sagte Tichanowskaja bei dem rund 45-minütigen Treffen, wie ihre Sprecherin im Anschluss mitteilte.

Tichanowskaja betonte, dass die Proteste in Belarus nicht gegen Russland und nicht gegen Europa gerichtet seien, sondern vielmehr das Produkt einer internen belarussischen Krise seien. Um diese zu überwinden, erwarteten die Menschen nicht nur moralische, sondern auch finanzielle Unterstützung - etwa für unabhängige Medien und Nichtregierungsorganisationen.

Als Gastgeschenk überreichte Tichanowskaja Merkel einen Schirm in den Farben der ehemaligen belarussischen Flagge Weiß-Rot-Weiß, wie sie Gegner des Präsidenten Alexander Lukaschenko derzeit bei den Massenprotesten als Zeichen nutzen. Im Anschluss an das Treffen mit Merkel traf Tichanowskaja Vertreter der Grünen und der Union.

Unterdessen reiste der deutsche Botschafter in Minsk am Dienstag aus, um in Berlin Gespräche zu führen, wie es aus dem Auswärtigen Amt hieß.

Tichanowkaja war am 9. August gegen den seit 1994 mit harter Hand regierenden Lukaschenko angetreten. Nach offiziellen Angaben gewann Lukaschenko die Wahl mit 80 Prozent der Stimmen, auf Tichanowskaja entfielen lediglich rund zehn Prozent. Die Opposition wirft Lukaschenko massiven Wahlbetrug vor. Auch die EU sieht dafür Belege und erkennt das Wahlergebnis nicht an.

by John MACDOUGALL