Der angeschlagene Industriekonzern Thyssenkrupp will seine Stahlsparte mit weiteren Stellenstreichungen für die Zukunft wappnen und so Einbußen durch die Corona-Pandemie ausgleichen. Wie Thyssenkrupp am Mittwoch mitteilte, einigte sich der Konzern mit der Gewerkschaft IG Metall auf den Abbau von bis zu 750 Stellen in Verwaltung und "produktionsnahen Bereichen". Bislang hatte der Tarifvertrag "Zukunftspakt Stahl" vom März vergangenen Jahres den Abbau von 3000 Arbeitsplätzen vorgesehen. Die 750 zusätzlichen Stellen sollen nun bis Ende September 2023 wegfallen.
Die Vereinbarung mit der Gewerkschaft sei "ein Meilenstein auf dem Weg zu einer möglichen Verselbstständigung des Stahlbereichs", erklärte Thyssenkrupp-Finanzvorstand Klaus Keysberg. Dies werde dazu beitragen, "den durch Corona entstandenen wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen", und sei Voraussetzung dafür, "den Stahl nachhaltig zukunftsfähig aufzustellen".
Für die Stahlsparte des Industriekonzerns waren zuletzt Gespräche mit der britischen Liberty-Gruppe über eine Übernahme gescheitert. Thyssenkrupp hatte daraufhin Mitte Februar angekündigt, die Zukunftsfähigkeit des Stahlgeschäfts aus eigener Kraft sicherstellen zu wollen. Der Stahlbereich stellt Thyssenkrupp dabei nicht erst seit der Corona-Krise vor erhebliche Probleme - auch wegen Überkapazitäten auf dem Weltmarkt vor allem durch Konkurrenz aus China.
Die Zukunft für seine Stahlsparte sieht der Konzern in klimaneutralem Stahl. Perspektivisch sollen nach Unternehmensangaben alle Produkte auch "in Grün" angeboten, also treibhausgasneutral hergestellt werden. Auf dem Weg dahin will sich das Unternehmen nach Angaben des Vorstandssprechers der Stahlsparte, Bernhard Osburg, unter anderem auf Premiumprodukte mit höheren Festigkeiten und dünnere, leistungsfähigere Produkte für die Elektromobilität fokussieren. Die Voraussetzungen dafür würden nun mit dem Umbau der Duisburger Gießwalzanlage und dem Neubau weiterer Aggregate geschaffen.
by Ina FASSBENDER