Die Fast-Fashion-Landschaft der Einkaufszentren hat sich verändert. Forever 21 gibt es nicht mehr in praktisch jedem Einkaufszentrum. Die Gründer, Do Won "Don" und Jin Sook Chang, verfügten 2015 über ein Vermögen von fast 6 Milliarden Dollar. Ihre Einzelhandelskette erwirtschaftete in ihrer Blütezeit einen Umsatz von 4,4 Milliarden Dollar. Jetzt haben sich die Changs darauf geeinigt, ihr bankrottes Einzelhandelsimperium für relativ magere 81 Millionen Dollar zu verkaufen. Die größten Vermieter von Forever 21, Simon Property Group und Brookfield Asset Management, sowie die Authentic Brands Group, haben sich mit dem Unternehmen geeinigt. Zur Authentic Brands Group gehören unter anderem die Einzelhandelsmarken Herve Leger, Juicy Couture und Nine West sowie die Rechte an den Konterfeis von Marilyn Monroe, Elvis Presley, Mohammed Ali und Shaq. Das Unternehmen ist auch Eigentümer der Zeitschrift Sports Illustrated. Der Verkauf steht unter dem Vorbehalt, dass bis Freitag, den 7. Februar, ein besseres Angebot eingeht und ein Richter seine Zustimmung erteilt.
Die Changs sind 1981 aus Südkorea in die USA eingewandert, ohne College-Ausbildung und mit wenig Geld. Do Won arbeitete als Hausmeister und in einem Coffeeshop und tankte an einer örtlichen Tankstelle. Bei seiner Arbeit an der Tankstelle fiel ihm auf, dass alle Leute, die die schönsten Autos fuhren, in der Bekleidungsbranche tätig waren. Das Paar nahm seine Ersparnisse in Höhe von 11.000 Dollar und eröffnete sein erstes Geschäft, Fashion 21, im Stadtteil Highland Park von Los Angeles. Wie sich herausstellte, hatte Jin Sook, die in Südkorea als Friseurin gearbeitet hatte, ein Händchen dafür, Trends zu erkennen, die leicht zu kopieren waren. Dies verschaffte den Changs einen Vorteil in der hart umkämpften Bekleidungsindustrie. Jeder Artikel im Laden wurde von Jin Sook ausgewählt. Die Ware wurde (und wird noch immer) schnell umgeschlagen. Was neu, heiß und trendy war, wurde an die Spitze des Ladens gestellt. Branchenanalytiker schätzen, dass Forever 21 jede Woche 20 % seines Bestands umschlägt. Das ist doppelt so viel wie bei anderen Bekleidungsgeschäften. Im ersten Jahr erzielte das Geschäft einen Umsatz von 700.000 Dollar.
Nach dem Erfolg ihres ersten Geschäfts änderten die Changs den Namen in Forever 21 und begannen, alle sechs Monate neue Geschäfte zu eröffnen. Bis 2011 gab es fast 500 Forever 21-Läden auf der ganzen Welt und einen Umsatz von mehr als 2 Milliarden Dollar. In den nächsten vier Jahren eröffnete das Paar 300 weitere Läden und setzte sich das Ziel, Forever 21 bis 2017 zu einem 8-Milliarden-Dollar-Unternehmen zu machen.
Dann begann die Apokalypse im Einzelhandel (und hat nicht aufgehört). Im Jahr 2016 ging der Umsatz von Forever 21 um 10 % auf 4 Milliarden US-Dollar zurück. Im Jahr 2017 sank der Umsatz um weitere 15 % auf 3,4 Mrd. US-Dollar. Die Changs haben im Laufe der letzten anderthalb Jahre mehr als 4 Milliarden Dollar ihres persönlichen Vermögens verloren. Ihr gemeinsames Nettovermögen ist von 5,9 Milliarden Dollar auf nur noch 1,6 Milliarden Dollar gesunken - oder 800,00 Millionen Dollar für jeden. Im September 2019 meldete Forever 21 Insolvenz an und kündigte an, fast 200 Läden in den USA und alle Läden in Japan zu schließen.
Forever 21 ist ein privates Unternehmen, das den Changs vollständig gehört. Wenn der Verkauf von 81 Millionen Dollar zustande kommt, werden sie das alles einstecken.
