Gegen Ende des Jahres 2016 hatten die Chinesen von ZUK Mobile ihr neustes Android Smartphone vorgestellt, das ZUK Edge. Das Unternehmen ist mittlerweile bekannt für High-End Smartphones für den schmalen Geldbeutel. Unter dem Begriff “Edge” haben die Chinesen allerdings eine etwas andere Definition: Anders als beim Samsung Galaxy S7 Edge sind die Ränder nicht abgerundet sondern minimal dünn gehalten. Davon abgesehen bietet das ZUK Edge eine absolut erstklassige High-End-Ausstattung – das alles zu einem Preis von rund 403 Euro. Wir haben uns das Gerät in den vergangenen zwei Wochen genauer angeschaut und sagen euch in diesem Test, ob sich ein Kauf lohnt.
Verpackung und Lieferumfang
Ähnlich wie schon beim ZUK Z2 Pro ist die Verpackung komplett weiß und wurde mit einem Muster überzogen, welches an Raufasertapete erinnert. Die Recycling-Optik der braunen Verpackung des ZUK Z1 ist damit Geschichte zugunsten einer nobleren Erscheinung. Auf der Vorderseite des Kartons ist das Logo von ZUK in Silber eingestanzt und auf der Fußseite findet sich der Schriftzug „A Lenovo Company“ wieder. Ein Auszug der technischen Ausstattung befindet sich auf der Rückseite. Im Bezug auf das mitgelieferte Zubehör beschränkt sich ZUK auf das Nötigste: Das Smartphone, ein USB Typ-C Kabel, Lade-Adapter für China und ein SIM Eject Tool zum Öffnen der SIM-Klappe. Als kleine Überraschung gibt es noch eine Schutzhülle von ZUK dazu.
Lediglich auf Chinesisch ist die beiliegende Kurzanleitung. Zusätzlich gibt es noch eine VIP-Karte von ZUK dazu, um in den Genuss ausgewählter Premiuminhalte oder Services zu gelangen. In wie fern das auch für Europa gilt, kann ich leider nicht beurteilen. Tendenziell dürfte das bei uns Europäern keinen Wert haben, da nicht gültig.
Auf der Frontseite befindet sich das 5,5 Zoll große FullHD-Display, welches fast die komplette Front einnimmt. Dank dem abgerundeten Corning Gorilla Glass 3 wird das Display vor lästigen Fingerabdrücken und Kratzern geschützt. Wie schon beim ZUK Z2 Pro hat Lenovo behauptet, dass das ZUK Edge aufgrund des integrierten und schockabsorbierenden “Rollcage” zwischen Displayglas und Gehäuse bruchsicherer ist als die Konkurrenz. Erinnert ein wenig an die ShatterShield-Technik des Motorola Moto X Force. Ausprobiert habe ich die Wirksamkeit aber nicht. ;)
Im Gegensatz zur anderen Smartphones sitzt beim ZUK Edge der Helligkeit- und Annäherungssensor in der Ohrmuschel, was auf den ersten Blick den Anschein hat, als würden diese beiden Sensoren fehlen. Neben der Ohrmuschel befindet sich eine dezente mehrfarbige Status-LED, welche von der Helligkeit vollkommen ausreicht. Leider geben sich die Benachrichtigungen mittels LED manchmal etwas sehr widerspenstig. Für die Selfi-Fans unter euch verbaut ZUK noch eine 8 Megapixel Frontkamera.
Wie schon beim ZUK Z2 Pro gibt es wieder vorne unter dem Display den U-Touch getauften Homebutton. Dieser hat einen integrierten Fingerabdrucksensor und fungiert gleichzeitig als 3-in-1 Button zur Steuerung des Smartphones, aber dazu später mehr. Anfangs dachte ich, dass der Sensor nicht sonderlich gut sein wird, aber ich habe mich getäuscht: Meine Finger werden sehr schnell sowie zuverlässig erkannt und das sogar in 360 Grad. Anders als von ZUK behauptet, funktioniert der Fingerabdrucksensor nicht mit einem nassen Finger.
Auf der Kopfseite des Gehäuses befindet sich eines der beiden Mikrofone für die Geräuschunterdrückung, sowie bei Videoaufnahmen für den Stereoton. Damit es auch bestens mit dem Empfang klappt, gibt es noch zwei Kunststoffstreifen zur Unterbrechung. Auf der rechten Seite des Gerätes befindet sich der Lautstärkeregler sowie der Powerbutton. Die Knöpfe bestehen wie der Rahmen aus Aluminium. Sie besitzen einen hervorragenden Druckpunkt und sind fest im Gehäuse verbaut. Ein Wackeln oder ähnliches konnte ich bei dem Testgerät nicht feststellen. Außerdem sitzt die SIM-Klappe auf der rechten Seite, die zwei SIM-Karten im Nano-Format aufnimmt. Eine MicroSD-Speicherkarte passt nicht ins ZUK Edge hinein.
Auf der unteren Seite des Gehäuses befindet sich der verbaute USB Typ-C Anschluss. Jedoch entpuppt sich dieser als diesmal nicht als eine Mogelpackung wie bei meinem Xiaomi Mi5s Plus: Es handelt sich nicht nur rein physisch um einen Anschluss nach dem USB Typ-C Standard, sondern auch bei der Übertragungsgeschwindigkeit. Hier setzt ZUK auf den flotten USB 3.1 Standard für Ladestrom und Datenübertragung. Rechts vom USB-Port befindet sich der Mono-Lautsprecher, der Idealerweise auf der unteren Seite verbaut ist, womit der Ton direkt auf den Nutzer ausgestrahlt wird, wenn das Gerät auf dem Tisch liegt. Auf der gegenüberliegenden Seite finden sich der 3,5 mm Klinkenanschluss sowie das Hauptmikrofon zum Telefonieren wieder. Neben dem Lautsprecher und Kopfhörerausgang befinden sich wie schon an der Kopfseite links und rechts zwei Unterbrechungstreifen.
Die Rückseite wird von einer 13 Megapixel auflösenden Kamera mit einer f/2.2 Blende und Dual-Ton LED-Blitz geziert. Unter dem LED-Blitz befindet sich noch ein Pulsmesser. Mit knapp einem Millimeter steht die Kamera etwas aus dem Gehäuse hervor, was allerdings nicht sonderlich stört, da das ZUK Edge auf dem Tisch nicht hin und her wippt. Zu guter Letzt findet man unten in der Mitte der Rückseite noch das ZUK-Logo. Genauso wie die Front wird auch die Rückseite mit Corning Gorilla Glass geschützt, was sich allerdings eher nach Kunststoff anfühlt.Wer sich für das weiße Modell entscheidet, der sollte auch keine Probleme mit den Fingerabdrücken haben. Bei meinem weißen Modell hält sich das Geschmiere in Grenzen, aber das schwarze Modell ist ein wahrer Magnet für Fingerabdrücke. Wie schon bei dem Xiaomi Mi5 ist die Rückseite extrem rutschig und es ist schon öfters vorgekommen, dass das ZUK Edge auf glatten Oberflächen sich selbstständig gemacht hat. Wen das stört, empfehle ich eine Schutzhülle oder einen Bumper zu verwenden. Wer sich auf die Suche nach Spaltmaßen oder nach knarzenden Stellen im Gehäuse begibt, der sucht zum Glück vergeblich. Das Gehäuse ist zudem sehr verwindungsstabil, was ich aber wegen des Glases nicht allzu stark ausprobiert habe.
Auf der Front befindet sich das 5,5 Zoll große FullHD auflösende Tianma-Panel . Bei der Diagonale und Auflösung ergibt sich eine scharfe Pixeldichte von 441ppi. Dementsprechend kristallklar und gestochen scharf ist das Display. Selbst bei dem genaueren Hinschauen lassen sich keine einzeln Pixel oder Ausfransungen bei Bildschirminhalten erkennen. Laut den offiziellen Angaben soll das Panel bis zu 85 Prozent des NTSC-Farbraum abdecken. Mangels professioneller Labortechnik muss ich ZUK blind vertrauen. Bei der Displayfertigung wurde das Display optisch laminiert, wodurch die Reflexionen von vorne und auch von der Seite gering sind. Die skommt der Ablesbarkeit von der Seite als auch von unten enorm zugute. Lobenswerterweise ist auf dem Edge schon eine brauchbare Schutzfolie angebracht.
Durch die AMOLED-Technologie sind Schwarzwerte erwartungsgemäß hervorragend und der Kontrast dementsprechend sehr hoch. Für einige (mich eingeschlossen) waren die unnatürlichen und teils sehr kräftigen Farben der AMOLED-Panel bei Samsung-Geräten immer ein Dorn im Auge. Ab Werk ist das Display etwas wärmer eingestellt, jedoch lässt sich die Farbtemperatur sowie Farbsättigung in den Displayoptionen ganz nach persönlichen Geschmack einstellen. Für die Nacht gibt es noch einen speziellen Nachtmodus, welcher den Blauanteil der Darstellung verringert, um die Augen nicht so schnell zu ermüden.
Displaycheck :
Im Alltag funktioniert die automatische Regelung der Helligkeit sehr gut. Dank des speziellen Outdoor-Modus für die LED-Hintergrundbeleuchtung konnte die maximale Helligkeit auf etwa 500 cd/m² angehoben werden. Gemeinsam mit dem adaptiven Kontrast wird die Helligkeit für jeden Pixel einzeln hochgeregelt. Die dahinterliegende Technologie wird unter anderem vom neuen Snapdragon-Prozessor und seinem Digitalen Signalprozessor (DSP) Hexagon 680 umgesetzt. Der Chip regelt die Helligkeit so, dass weiße Bereiche weniger stark aufgehellt werden als ihre dunklen Gegenstücke. Auf diese Weise kann Qualcomm beziehungsweise ZUK das bei früheren AMOLED-Generationen häufig beobachtete Ausbrennen heller Bereiche effektiv verringern.
Unter der äußerst schicken Hülle werkelt ein Snapdragon 821 mit vier Kernen von Qualcomm. Die vier Kryo-Kerne arbeiten dabei als Duo mit jeweils bis zu 1,6 GHz und 2,34 GHz abwechselnd. Es handelt sich um die leistungsfähigere Variante des Snapdragon 821. Um die Grafik kümmert sich eine Adreno 530 GPU mit bis zu 652 MHz. Damit es mit flüssigem Multitasking klappt, setzen die Chinesen von ZUK auf einen überdimensionierten Arbeitsspeicher von 6 GB LPDDR4. Ähnlich strikt wie OnePlus mit seinen dritten Flaggschiff hantiert auch das Edge mit dem RAM-Management. Mit Android 6.0.1 Marshmallow konnte ich „nur“ 14 normale Apps oder 7 große Games im RAM lagern. Nach dem Android 7.0 Nougat Update hat sich das Ganze auf 18 Apps oder 9 große Games verbessert. Mit 64 GB internem schnellen UFS-2.0-Speicher kommt man zudem nicht so schnell an den Rand eines vollen Speichers. Laut Speicher-Benchmark kommt der verbaute UFS-Speicher auf bis zu 410 Mb/s Lesegeschwindigkeit und 121 Mb/s Schreibgeschwindigkeit.
Bei den ersten getesteten Spielen gab keine Probleme und es scheint mir so, dass ZUK eine gute Symbiose zwischen Software und Hardware gefunden hat. Allerding wird das ZUK Edge im Vergleich zu einem Xiaomi Mi5s Plus deutlich wärmer. Insbesondere wenn man viel fotografiert macht sich dies bemerkbar, vor allem wenn man den Alurahmen anfässt. Ich gehe davon aus, dass es sich eher um einen Bug der Firmware bzw. der Kamera-App handelt und sich das per Update beheben lässt. Ähnliche Probleme hatte ich schon damals mit dem ZUK Z2 Pro.
Gameplay
Nach den Tests zeigt sich diese Technik-Kombo jedenfalls als flüssig. Kurze Pausen, Wartezeiten beim Öffnen von Apps, eine zuckelnde Oberfläche? Nix davon habe ich auch nur annähernd erleben können. In den Tagen die ich das Edge nun bereits aktiv nutze, habe ich mich über die Leistung nicht im geringsten ärgern brauchen. Im Praxiseinsatz zeigt das ZUK Edge zudem eine hervorragende Spieleleistung. Anspruchsvolle Titel wie Asphalt 8, Need for Speed Most Wanted, Real Racing 3, Implosion – Never Lose Hope oder Munchs Odyssey: Strangers Wrath laufen flüssig und ohne Lags oder Framedrops. Selbst nach einer Stunde intensivem Zocken erhitzte sich das ZUK Edge auf maximal 45 Grad. Ist zwar spürbar, aber auch nicht weiter störend.
Der Lautsprecher des ZUK Edge ist ausreichend laut. Im direkten Vergleich ist er leiser als der Lautsprecher im Xiaomi Mi5s Plus und hat auch etwas weniger Bass. Bei höchster Lautstärke ist der Klang insgesamt klar, aber ab etwa 65 Prozent der Lautstärke werden Höhen deutlich stärker betont. Suboptimal ist die Position des Lautsprechers bei Spielen sowie Filmegucken, da dieser recht schnell verdeckt wird. Der Klang über die Kopfhörer ist Dank der Unterstützung von DIRAC-HD angenehm klar.
Einen Equalizer sucht man dummerweise vergeblich, was angesichts des guten Kopfhörerklangs schade ist. Hier muss eine entsprechende App aus dem Google Play Store nachhelfen. In den Einstellungen für die Audiowiedergabe lassen sich die Tasten des genutzten Headsets kalibrieren, falls die Tasten mal durcheinandergeraten.Die Sprachqualität ist angenehm klar und die Lautstärke der Ohrmuschel ist ausreichend laut. Störgeräusche während eines Telefonat gab es zu keinem Zeitpunkt, mein Telefonpartner konnte mich laut und deutlich hören sowie verstehen. Die Geräuschunterdrückung hat ebenfalls hervorragend funktioniert.
Soundcheck :
Wie von einem Smartphone mit Anspruch auf den Highend-Bereich findet sich im ZUK Edge alles wieder was der Markt hergibt. Zunächst werden zahlreiche Handynetze unterstützt: Vier Frequenzen im GSM-Standard, acht für UMTS-Netze und 12 wenn man über LTE surft. Im Gegensatz zu den meisten Smartphones aus dem Reich der Mitte ist dieses Mal das LTE-Band 20 (800 MHz) mit an Bord. Für Kunden von O2 und Vodafone ja ein wichtiger Punkt, wenn sie auch LTE nutzen wollen.
Das Dualband-fähige WLAN-Modul mit MU-MIMO unterstützt die WLAN-Standards 801.11 a/b/g/n (2.4 und 5 GHz) bis hin zum schnelleren ac-Standard. Damit sollte theoretisch eine Geschwindigkeit von bis zu 1,5 Gigabit pro Sekunde möglich sein. Ich schaffe mit meinem Router, welcher auch WLAN-ac unterstützt, knappe 900 Mbits. Außerdem unterstützt das Modul auch Micracast, DLNA und Wifi-Direct. Im Bereich Bluetooth setzen die Chinesen auf den Bluetooth 4.1 Standard, wo wir beim fast neusten wären. Einzig Samsung ist da bisher aktuelleDas Tochterunternehmen von Lenovo verzichtet bei seinem aktuellen Flaggschiff auf NFC, was schade ist, da mobile Bezahllösungen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Vor allem bei mri in Luxemburg wird fast überall das Bezahlen per Smartphone angeboten.
Der mobile Empfang über LTE oder H+ klappt problemlos. Ich hatte im städtischen Raum von Esch/Alzette genauso wie auf dem Land fast immer volle Signalstärke in Netzen mit LTE und H+, selbst in einer Hochhaussiedlung und in Innenräumen. Das A-GPS Modell hat einen GPS-Fix meistens nach etwa 1 Sekunde. Selbst wenn man durch den Tunnel fährt, findet es die Satelliten schnell wieder. Bei der Navigation quer durchs Land gab es auch keine Probleme und ich wurde stets zum gewünschten Ort navigiert.
Beim ZUK Edge setzen die Chinesen auf einen großzügig dimensionierten Akku mit 3.100 mAh Kapazität, welcher auch gleich eine Schnellladetechnik unterstützt. Dazu aber später etwas mehr.Das mitgelieferte Ladegerät liefert konstant 2.5A und müsste mit Quick Charge 3.0 von Qualcomm unterstützen. Erfahrungsgemäß sollten nach gut 20 Minuten wieder etwa 50 Prozent auf dem Akku drauf sein, allerdings war das bei meinen Testsample nicht der Fall. Da lag es lediglich bei rund 13 Prozent nachgetankter Energie. Erst nach 2 Stunden und 25 Minuten war der Akku des ZUK Edge wieder vollständig aufgeladen. Um einen Defekt beim Ladegerät auszuschließen hab ich es mit mehreren Quick Charge 3.0 kompatiblen Ladegeräten versucht und auch das Original ZUK-Ladegerät hab ich zb an meinen Xiaomi Mi5s Plus sowie Xiaomi Mi5s getestet. Beide Smartphones wurden genauso schnell aufgeladen wie mit dem Originalen Xiaomi Ladegerät oder mit meinen PowerPort 5 von Anker. Aer mit dem ZUK-eigenen Netzteil kam ich immer auf gut 2 Stunden und 20 Minuten fürdas komplette Aufladen. Auch in den Einstellungen konnte ich keine extra Option zum schnelleren Aufladen finden. Daher nehme ich persönlich an, dass es sich um einen Bug in der Firmware handelt, womöglich auch ein Defekt am ZUK Edge selbst. Überraschenderweise fühlt sich das Ladekabel des ZUK Egde sehr hochwertig verarbeitet an und ist auch relativ dick. Es handelt sich übrigens um dasselbe Kabel das schon dem ZUK Z2 Pro bei liegt.
Chargingcheck :
Laut Geekbench Akkutest kommt das ZUK Edge auf etwa 8 Stunden und 41 Minuten Ausdauer. Allerdings sollte man sich immer vor Augen halten, dass es sich nur um einen synthetischen Test unter genormten Idealbedingungen handelt. Im Alltag kam ich daher mit dem ZUK Edge auf gute 16-17 Stunden mit einer Display-On-Time von immerhin knapp 4 bis 5 Stunden bei meiner Hardcore-Nutzung. Leider zeigt das Edge keine Akkulaufzeit an, wie man es von diversen anderen Geräten mit Android gewohnt ist. Man zwar sieht wie lange zum Beispiel die Display-On-Time ist oder welche Apps den Akku strapazieren, aber mehr eben auch nicht. Wenn ich mal das ZUK Edge weniger intensiv genutzt habe, kam ich auf knapp 2 Tage Laufzeit mit einer Display-On-Time von etwa 2-3 Stunden, was beides sehr gute Werte sind.
Wenn es Abends mal später wird, kann der Stromsparmodus aktiviert werden und somit auch die Akkulaufzeit etwas verlängert werden. Zur meiner Überraschung unterstützt ZUK mit der aktuellen ZUI-Oberfläche den Doze-Modus von Android 6.0 Marshmallow vollständig, was mich doch ein wenig verwundert. Da ich aus einiger Erfahrung weiß, dass sich Hersteller aus China ohne Googles Play-Dienste normalerweise nicht an die Android-Richtlinien von Google halten, ist das schon etwas Besonderes. In den Akkueinstellungen im Menüpunkt „Battery Optimization“ lässt sich der Energieverbrauch einzelner Apps beeinflussen, wodurch sich Hintergrund- und Netzwerkaktivitäten, GPS und CPU-Leistung einschränken lassen. Die Möglichkeiten sind ähnlich wie bei Stock Android recht simpel gehalten. Da lässt sich wohl eine gewisse Verwandtschaft zu Motorola nicht verleugnen.
Kamera:
Die Hauptkamera des ZUK Edge nimmt Fotos mit 13 Megapixel Auflösung auf und verfügt über eine Blende von f/2.2. Bei Dunkelheit oder schlechten Lichtverhältnissen sorgt der zweifarbige LED-Blitz für Abhilfe. Bei dem eingesetzten Sensor handelt es sich um Samsungs ISOCELL-Sensor mit einer Pixelgröße von 1,34 × 1,34 μm, wodurch dieser erheblich mehr Licht aufnehmen kann im Vergleich zu sonst üblichen Smartphone-Sensoren. Hierbei sind die einzeln Zellen auf dem Bildsensoren isoliert und gewinnen durch die Reflexionspunkte zusätzlich ein Mehr an Licht und Farbtreue. Gleichzeitig wird das Übersprechen um bis zu 30 Prozent vermindert. Da überrascht es nicht, dass es sich um den gleichen Sensor wie schon beim ZUK Z2 Pro handelt.Technisch gesehen erfolgt das Scharfstellen auf ein Objekt mithilfe der Phasenerkennung und Kontrastautofokus recht zügig und zuverlässig. Allerdings ist bei dem ZUK Edge eher das genaue Gegenteil der Fall: Der Fokus tut sich in manchen Situationen vergleichsweise schwer richtig scharf zu stellen, weshalb das Fokussieren manchmal etwas länger dauert. Durch den Verzicht auf einen optischen Bildstabilisator und durch die Verwendung einer f2/2 Blende führt die Kamera zu unsauberen Ergebnissen und Bildfehlern. In der 100-fachen Vergrößerung fällt einem die Unschärfe bei gleichzeitig übertrieben starker Kantenglättung auf.
Bei guten Lichtbedienungen :
Indoor :
Bei Nacht/schlechten Lichtbedienungen :
Panorama :
Bei schlechtem Licht wie bei Dämmerung oder bei Nacht kommen die größeren Pixel des ISOCELL-Sensors zur Geltung. Allerdings nicht wenn Motive eine große Hell-Dunkel-Differenz aufzeigen, denn dann sind die Bilder entweder zu hell oder zu dunkel. Die Farben sind knackig und satt. Wenn man sich nur auf die Qualität der Kamera beschränkt, dann befindet sie sich auf dem Niveau eines fast drei Jahre alten Samsung Galaxy S5 oder OnePlus One. Für eine schnelle Nachbearbeitung im Hintergrund sorgt der Hexagon-DSP des Snapdragon 821. Bei Tageslicht sind die Fotos detailreich und scharf. Neben dem Aufzeichnen Von Videos in FullHD oder 4K-UHD beherrscht das ZUK Edge auch Slow-Motion-Aufnahmen mit bis zu 960 fps sowie Zeitraffer.Insgesamt ist die Kamera gut, nicht mehr und nicht weniger.
Slow-Mo Video :
Die Kamera-App von ZUK selbst ist sehr einfach aufgebaut und bietet gerade mal einen Panoramamodus. Einen manuellen Modus wie zuletzt bei vielen Herstellern gesehen gibt es leider nicht, geschweige denn die Möglichkeit Fotos im RAW-Format zu speichern. Selbst preiswerte Smartphones bieten da zum Teil deutlich mehr Möglichkeiten an, was durchaus schade ist. Die mit Android 5.1 Lollipop vorgestellte Kameraschnittstelle „Camera2 API“ wird auch nicht unterstützt. Will heißen, dass selbst alternative Kamera-Apps nur bedingt Abhilfe schaffen können. Hier muss ZUK noch eine ganze Menge nachbessern. Wer jedoch mehr Modi oder einen manuellen Modus nutzen möchte, dem empfehle ich die App „Open Kamera“ aus dem Google Play Store.
Während das erste Smartphone von ZUK noch mit dem kommerziellen Ableger der beliebten Alternativ-Firmware CyanogenMod ausgestattet wurde, kommt die chinesische Version des ZUK Edge mit der Unternehmenseigenen Oberfläche namens ZUI daher. Darunter liegt immerhin mit Android 6.0.1 Marshmallow eine halbwegs aktuelle Android-Version. Ankündigt wurde Lenovos Flaggschiff übrigens mit der ZUI 2.0, kam allerdings nur mit ZUI 1.9 zu mir. Erst nach einiger Zeit habe ich das Update mit der ZUI 2.0 erhalten. Momentan stehen leider nur Englisch oder Chinesisch als Systemsprache zur Verfügung. Die internationale Version des ZUK Edge soll es offiziell nicht geben und daher wird es vermutlich kein Deutsch als Systemsprache geben. Vom Funktionsumfang her lässt sich die ZUI am ehesten mit EMUI von Huawei oder MIUI von Xiaomi vergleichen. So zum Beispiel die Rechteverwaltung für Apps oder die oben bereits erwähnte Energieverwaltung für Apps. Außerdem gibt ZUK viele nützliche Gimmicks mit an die Hand, wie die Möglichkeit ein WLAN-Passwort per QR-Code zu teilen, eine Autostartverwaltung für Apps oder der Schutz von Apps vor Dritten mittels einem Sperrmuster/einer PIN respektive Fingerabdrucks.
Eines der Highlighs von ZUI ist der anpassbare Homebutton. Gedrückt halten, zweimal Drücken, lange berühren oder von links nach Rechts wischen: Nahezu alles lässt sich mit entsprechenden Aktionen oder Google Now belegen. Ist auch besser so, da Lenovo respektive ZUK nur auf einen einzigen Button setzt. Hier haben die Chinesen sich wohl unübersehbar beim iPhone etwas inspirieren lassen, erweitern das Bedienkonzept aber sinnvoll. Nach einer kurzen Phase der Eingewöhnung geht diese Art der Bedienung relativ schnell “vom Finger” und man möchte den 3-in-1 Homebutton nicht mehr missen. In den Entwicklereinstellungen hab ich zudem mehr durch Zufall eine Option für Onscreen-Tasten gefunden, was mich als großer Fan dieser Art von Tasten sehr gefreut hat. Wer mit dem „Ein-Button“-Konzept seine Problem hat, kann daher getrost auf die reine On-Screen-Bedienung setzen.Mit einen Wisch von oben nach unten erreicht man die Benachrichtigungsleise. Etwas ungewöhnlich im Androidbereich lässt sich die Schnellstartleiste mit einem Wisch von unten nach oben erreichen. Erinnert ein wenig an das Controlcenter von iOS 10.
Die Anordnung der Schalter lässt sich im Optionsmenü nach den persönlichen Vorlieben anpassen. Benachrichtigungen für Apps lassen sich Detailreich anpassen. Ansonsten gibt es noch eine fast schon obligatorische Fitness-App des Herstellers namens U-Health, die recht einfach aufgebaut ist. Schritte und Aktivitäten wie Radfahren oder Laufen lassen sich problemlos tracken. Der Puls und die Sauerstoffsättigung lassen sich ebenso messen – lediglich das ein vereinfachtes Schlaftracking fehlt könnte man bemängeln.Auf der Linken Seite zeigt U-Health die zurückgelegten Schritte, damit verbrannten Kalorien und die Entfernung bis zum jeweiligen Ziel. Über die Seite lässt sich auch der aktuelle UV-Wert des Sonnenlichts messen – und fehlt lustigerweise in den Optionen der eigentlichen App. Im Unterschied zum Samsung Galaxy Note 4 erfolgt die Messung über den Pulsmesser des ZUK Edge und nicht mit Hilfe eines eigens dafür verbauten UV-Sensor.Ein interessantes Detail am Rande: ZUK synchronisiert Daten zwischen iPhone/iPad/Macbook und ZUK Edge via iCloud, was in der Praxis überraschend gut funktioniert hat.Wie üblich mit Android-Smartphones aus dem Reich der Mitte fehlen auch dem ZUK Edge der Google Play Store und die kompletten Google-Dienste.
Der Bootloader des ZUK Edge ist ab Werk gesperrt und lässt sich mit Hilfe des Google Übersetzers und einem ZUK-Account entsperren. Jedoch sollte man sich bewusst sein, dass es keine OTA-Updates mehr gibt, auch wenn der Bootloader erneut gesperrt wurde. Updates müssen dann als komplettes ROM heruntergeladen und mit Hilfe des Qualcomm Flasher geflasht werden. das führt wiederum zu anderen/weiteren Problemen. Zum einen werden dabei die persönlichen Daten gelöscht und zum anderen kann es trotz erfolgreicher ROM-Installation zu einen Hardbrick führen. Wenn es mal dazu kommen sollte, hilft meistens nur der “Kabeltrick” weiter, um das ZUK Edge überhaupt wieder zum Leben zu erwecken. Bei diesem “Kabeltrick” muss man ein altes Typ-C oder Micro-USB mit Typ-C-Adapter nehmen, es vorsichtig abmanteln bis man die einzelnen Drahte sieht und anschließend die beiden kleineren Drähte in grün und schwarz abmanteln. Wenn dies erledigt ist, schließt man das so präparierte USB-Kabel an den Rechner an und schließt das grüne und schwarze Kabel zusammen, bis der USB-Manager von “qualcomm hs-usb diagnostics 900e” auf “Qualcomm HS-USB QLoader 9008” umschaltet. Erst dann lässt sich das ZUK Edge erneut mit der offiziellen Firmware flashen.
ZUK konnte schon mit dem Z2 Pro überzeugen und mit Edge ist es den Chinesen teilweise erneut gelungen. Das Tochterunternehmen von Lenovo liefert gute Hardware zu einem verdammt günstigen Preis. Zudem hat der User zwischen der Ultimate-Version mit 4 GB RAM plus 64 GB internem Speicher und besseren Version mit 6 GB plus 64 GB Speicher die Wahl. Mit knapp 337 bzw 364 Euro für die Version mit 6 GB RAM wettern die Chinesen gegen die teureren Preise von Konkurrenten aus Taiwan, Südkorea oder Cupertino. Was ihnen auf jeden Fall gelungen ist, insbesondere dann, wenn man LTE im vollen Umfang nutzen kann. Trotzdem ist das ZUK Edge alles andere als perfekt und hat auch seine Schwächen wie den gesperrten Bootloader, das fehlende Deutsch als Systemsprache und der schwachen Kamera.
Das ZUK Edge konnte mich in fast allen wichtigen Punkten überzeugen. Das Design mit der abgerundeten Rückseite bestehend aus Corning Gorilla Glas weiß zu gefallen und auch die dünnen Displayränder. Gerade in der weißen Version, welche in meinen Augen sehr edel wirkt. ZUK ist mit der eigenen Firmware eine tolle Symbiose zwischen Hard- und Software gelungen. Man fegt regelrecht durch die Oberfläche oder durch Menüs. Ruckeln oder gar Gedenkpausen sucht man vergeblich. So stell ich mir ein leistungsstarkes Smartphone vor.Lediglich bei der Kamera bin ich zwiegespalten. Zwar macht sie gute Fotos bei Tageslicht, aber bei größerer Hell/Dunkel-Differenz neigen die Bilder zur Über- oder Unterbelichtung. Dank der großen Pixel mit macht das Edge gute Fotos bei Dämmerung als auch Dunkelheit. Die teilweise arg widersprüchliche Belichtung kommt hier zum Glück nicht so zum Zuge. Bei guten Lichtverhältnissen löst die Kamera auch zügig aus, nur der Fokus reagiert manchmal etwas langsam und braucht seine Zeit. Durch den fehlenden OIS kommt es gelegentlich zu Verwacklern und damit unscharfen Fotos. Trotz allem hätte ich mir seitens ZUK eine deutliche bessere Kamera-App gewünscht mit ein paar Modi mehr
Gibt es noch weitere Schwachpunkte? Im Prinzip gibt es nicht viel zu meckern, bis vielleicht auf den fehlenden MicroSD-Slot. Und natürlich die Systemsprache, wo es nur Englisch oder Chinesisch gibt.Am Schluss meines Fazit kann ich nur sagen, dass das ZUK Edge jeden Cent wert ist, wenn man mit den von mir erwähnten Schwächen leben kann. Man erhält wirklich ein Highend-Gerät für den schmalen Geldbeutel. Daher gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung.