Mit dem ApolloX möchte Vernee vor allem wieder in der Mittelklasse mitmischen, aber das war wohl niX. Alles weitere im Testbericht.
Das “Apollo X” ist im Prinzip ein leicht verbessertes “Apollo Lite”, das 64GB internen Speicher statt wie zuvor 32GB und den verbesserten 2,11GHz MediaTek Helio X20 zu bieten hat. Wir bedanken uns bei Gearbest für die Bereitstellung des Testgerätes.
Display | 5,5 Zoll IPS-LCD, 1920 x 1080 Pixel, Corning Gorilla Glass 3 |
CPU | 2,11GHz Helio X20 Deca-Core (Zehn-Kern) von MediaTek |
GPU | Mali-T880 |
Speicher | 64GB erweiterbar per microSD auf max. 128GB |
RAM | 4GB LPDDR3 |
Hauptkamera | 13MP mit LED-Blitz, Autofokus |
Frontkamera | 5MP |
Betriebssystem | Android 6 Marshmallow |
Sim-Karte | 1x Nano + microSIM oder 1x SIM + 1x microUSB |
Konnektivität | Wi-Fi 802.11b/g/n, Bluetooth 4.0, GPS |
Netze | 2G: GSM 850/900/1800/1900MHz 3G: WCDMA 900/2100MHz 4G: FDD-LTE 800/1800/2100/2600MHz |
Features | Fingerabdrucksensor |
Anschluss | microUSB 2.0, 3.5mm Kopfhörer |
Akku | 3.500mAh (integriert) |
Abmessungen | 151,8 x 75,6 x 9,5 mm |
Gewicht | 179 Gramm |
Farbe | schwarz, weiß |
Preis | 200 Euro |
Die Verpackung ist ein glitzernder schwarzer Karton mit schwarzer Aufschrift und angenehm dezent gestaltet. Auf der Rückseite sind die wichtigsten technischen Daten zu finden.
Das mitgelieferte Zubehör ist etwas dürftig und auf das wesentliche beschränkt: Ein EU-Netzteil, USB-Kabel, Sim-Tool und eine Kurzanleitung.
Rein optisch sehen wir beim ApolloX nichts neues, denn das Gehäuse des Smartphones ist absolut identisch mit dem Vorgänger, quasi etwas veränderte Hardware in gleichem Gehäuse. Das Displayglas ist an den Seiten nur leicht gewölbt und sauber in den Rahmen eingefasst. Löblich ist, dass ab Werk bereits eine Displayschutzfolie angebracht ist. Oben links befindet sich die Front-Kamera, Sensoren, Benachrichtigungs-LED und der Telefonlautsprecher. Das ApolloX besitzt keine kapazitativen Tasten und so hat man an der Unterseite nur eine leere Glasfläche. Das ist etwas schade und verschwendet unnötigen Platz. Das Smartphone wird nur über die On-Screen-Tasten bedient.
Die Rückseite ist in einem graphit-schwarz gehalten, besteht in der Mitte aus Metall und zieht sich an den Seitenrändern bis nach oben zum Display. An der Ober- und Unterseite befinden sich die Kunststoffkappen mit den Antennenstreifen. Trotzdem wirkt alles sehr hochwertig und stabil, lediglich der Spalt zwischen den Kappen wirkt nicht so schön und dürfte auf Dauer leicht zum Schmutzfänger werden.
Die Hauptkamera steht etwas aus dem Gehäuse hervor, was mir persönlich nicht so gefällt, um das Kameraglas ist aber ein kleiner Rahmen gezogen, damit das Glas beim Aufliegen nicht zerkratzt. Links daneben wurde der Dual-LED Blitz und darunter der eingelassene Fingerabdrucksensor positioniert. Etwas tiefer haben wir dann noch den Vernee-Schriftzug und die Modellbezeichnung. Das ApolloX liegt etwas schwer in der Hand und wirkt insgesamt auch eher klobig, die Rückseite ist zudem etwas rutschig und von der Haptik her nicht ganz so gut. Das liegt zum großen Teil an den seitlich abgerundeten Metallrahmen, der einem das Gerät schnell aus der Hand flutschen lässt.
Die Power- und Lautstärke-Tasten sind sauber ins Gehäuse eingearbeitet und weisen einen guten Druckpunkt auf, haben aber etwas zu viel Spiel und wackeln deshalb leicht.
Auf der gegenüberliegenden Seite haben wir zwei separate Simkartenschächte, die untereinander liegen, was heutzutage eher ungewöhnlich ist. Das hätte man auch gut in einem Schacht unterbringen können. Der zweite Simkartenschacht kann statt der microSim auch mit einer microSD-Speicherkarte betrieben werden.
Auf der Unterseite befindet sich der USB Typ-C Anschluss und rechts daneben der Mono-Lautsprecher. Auf der Oberseite dann noch der 3,5 mm Kopfhörer Klinkenanschluss.
Beim Display handelt es sich um ein LCD IPS FullHD-Panel mit einer Auflösung von 1980×1080 Pixeln. Das Display ist scharf, kontrastreich und farbecht und in den Einstellungen kann man über die Miravision-Funktion den Kontrast und die Farbwiedergabe nach eigenen Wünschen anpassen. Hier sollte man auf jeden Fall den dynamischen Kontrast aktivieren. Die Displayhelligkeit ist mittelmäßig, aber das Glas spiegelt sehr stark, so dass ein Ablesen im Sonnenlicht nicht immer ganz einfach ist.
Pixelfehler oder sonstige Mängel konnte ich nicht erkennen aber durch die hohe Spiegelung ist der Blickwinkel nicht ganz einwandfrei.
Wie an Hand der nachfolgenden Tabelle zu erkennen, sortiert sich das ApolloX bei der Displayhelligkeit eher im Mittelfeld ein und liegt fast gleichauf mit dem günstigeren Thor des gleichen Unternehmens.
Farbe | UMI Touch | Vernee Thor | Vernee ApolloX | Blackview BV5000 | Oukitel K6000 Pro | Huawei Mate S |
rot | 75 | 98 | 96 | 81 | 105 | 190 |
blau | 133 | 170 | 170 | 202 | 223 | 214 |
grün | 268 | 251 | 276 | 301 | 338 | 405 |
weiß | 474 | 506 | 531 | 581 | 659 | 610 |
Leider verbaut Vernee wieder nur einen 5-Punkt Touchscreen-Digitizer, weswegen dieser nicht immer sauber und präzise arbeitet. Zudem stört der doch leichte Input Lag, der besonders beim Browsen und Swipen auftritt. Das kann bei Games wie z.B. Subway Surfers oder Temple Run 2, wo eine schnelle Reaktionszeit ausschlaggebend ist, doch teilweise nervig sein.
Leider kommt Vernee irgendwie mit seiner Firmware nicht so richtig zu potte und so muss man sich auf dem ApolloX immer noch mit Android 6.0 Marshmallow zufrieden geben.
Und da man hier ja auf eine eigene Oberfläche völlig verzichtet, finde ich das insgesamt schon etwas schwach. So ist auch die Android-Sicherheitspatch-Ebene mit 5. Juli 2016 schon stark veraltet und Vernee muss dringend nachliefern. Trotzdem erhielt ich zumindest schon mal ein kleines OTA-Update mit Bugfixes.
Ansonsten läuft das System (bis auf die Kamera-App) aber recht stabil und ohne merkliche Ruckler. Der Launcher und die Icons bzw. Symbole sind absolut Stock-Android. Der Launcher hat ebenfalls einen App-Drawer und die wichtigsten Google Apps sowie der Play Store sind standardmäßig vorinstalliert. Andere Themes oder Designs werden nicht mitgeliefert und wer das mehr individualisieren möchte, sollte sich einen Drittanbieter-Launcher, wie z.B. Nova, Apex etc. installieren. Die letzte App-Funktion (Recent Apps) und Benachrichtigungsleiste sind ebenfalls wie bei Stock Android.
Die Einstellungsmöglichkeiten sind an Android Marshmallow angelehnt und nur für die Anlage des Fingerabdrucks und die Displayeinstellungen gibt es ein eigenes Menü.
Der Sensor erkennt den Finger jedes Mal sauber und das Entsperren erfolgt in knapp einer Sekunde. Damit ist er nicht der schnellste, aber geht für ein Mittelklassegerät in Ordnung.
Der Fingerabdruck wird in den Einstellungen festgelegt, ein Assistent führt durch die Einrichtung.
Dem ApolloX hat man gegenüber dem Vorgänger ein Prozessor-Upgrade verpasst und nun tickt hier der 2,11GHz Helio X20 Deca-Core (Zehn-Kern) von MediaTek im Inneren. An Leistung mangelt es dem X20 nicht, aber ich musste auch hier wieder feststellen, dass die Kerne irgendwie nicht optimal zusammenspielen. Das fällt besonders beim Browsen auf, erst scrollt es langsam und dann auf einmal ganz schnell. Das ist irgendwie nervig und störend – man scrollt ständig vor und zurück – aber könnte auch an einem schlecht angepassten Kernel liegen.
Ansonsten schafft der Helio X20 mit 82.877 Punkten bei AnTuTu einen guten Wert, der auch nach mehreren Durchläufen gehalten werden kann. Die CPU-Temperatur geht mit 47 Grad trotz mehrerer Benches in Ordnung, aber das Gehäuse und der Rahmen an der Seite wurde merklich warm, so scheint es, dass hier etwas schlecht isoliert wurde. Man verbrennt sich nicht die Finger aber es wird schon sehr heiß. Im Geekbench 3 schaffte das ApolloX dann 1.700 Single-Core- und 5.060 Multi-Core Punkte.
Die 4GB LPDDR3 RAM kommen dem Multitasking zugute aber das Wechseln in den Apps aus dem RAM dauert doch etwas. Dafür ist der Interne Speicher mit 160MB/s Rad und 132MB/s Write sehr langsam – das Installieren von Apps bedarf also etwas Geduld.
Einfache Games, wie Subway Surfers oder Asphalt 8 laufen flüssig und ohne große Ruckler. Bei anspruchsvollen Spielen, wie Asphalt Extreme, Hearthstone oder Modern Combat 5 bemerkt man gelegentliche Mini-Ruckler aber insgesamt lassen sich die Games gut spielen.
Die Sprachqualität während Telefongesprächen ist sehr gut. Meine Gesprächspartner konnten mich stets klar und deutlich verstehen und ich konnte keine Störgeräusche, wie Knacken oder Rauschen feststellen. 4G LTE unterstützt das Gerät erfreulicherweise mit „allen“ Bändern – ein klarer Pluspunkt gegenüber anderen Chinaphones.
Der GPS-Fix war nach 0,3 Sekunden bei freien Himmel erledigt und die Anzahl der verbundenen Satelliten ist sehr gut. Bei der Standortfunktion und dem Routing hatte ich ebenfalls keine Probleme.
Im WLAN-Test mit 5GHz zeigte das ApolloX keine Schwächen und schaffte fast die volle Bandbreite. Auch das 2,4GHz Band lief einwandfrei und die Reichweite ist sehr gut.
Die Sound- bzw. Audioqualität des ApolloX ist in Ordnung, haut einen nicht von den Socken aber über Kopfhörer kommt die Musik einigermaßen dynamisch und ausgeglichen rüber. Hier kann man über den Equalizer noch etwas mehr raus holen. Bemängeln muss ich aber auch hier wieder die maximale Lautstärke, denn die ist viel zu gering. Deshalb wirkt auch die Hinweismeldung, dass zu laute Musik dem Gehör schädigen kann, bei 3/4 der Lautstärke doch irgendwie ironisch.
Der hintere Mono-Lautsprecher auf der Rückseite klingt etwas blechern und liefert kaum Bass, dafür ist dieser wenigstens verhältnismäßig laut.
Leider kommt hier einer der ersten großen Kritikpunkte des ApolloX, nämlich die Kamera. Laut Internetseite und auch nach meiner Überprüfung der “libcameracustom.so” (Danke noch mal an Christopher von Chinamobilemag.de für den Tipp!) besitzt das Smartphone einen Sony IMX268 Sensor. Laut Produktseite sollte der außerdem mit 13 Megapixel auflösen und eine f/2.0 Blende verbaut haben. In den Einstellungen des ApolloX lassen sich allerdings maximal 9MP festlegen. Ebenso wird auf der offiziellen Seite mit 4K-Videoaufnahmen geworben, erreichen konnte ich aber nur Full HD-Aufnahmen bei 1080p.
Generell hat Vernee die Kamera hier völlig verhunzt, denn die Fotos sind für einen IMX268-Sensor unterirdisch schlecht. Es könnte ein Firmware-Problem sein aber eine Aktualisierung für die Kamera wurde mir im Testzeitraum nicht angeboten und somit bewerte ich, was ich vor mir habe. Die Kamera-App stürzte im Test ständig ab, wenn man auf HDR-Aufnahmen oder die Videokamera wechselte, wenn es mal funktionierte, dauerte es eine halbe Ewigkeit. Die Anwendung scheint null auf den Sensor optimiert oder angepasst worden zu sein. Das zeigt sich auch bei den Foto-Resultaten: die Bilder sind mit einem extremen grau-weiß Schleier überzogen und völlig verrauscht – und das bei besten Lichtverhältnissen. Ich knibbelte schon wie verrückt an der Linse rum, ob da nicht irgendwie eine Folie angebracht ist, aber dem war nicht so. Alles wirkt matschig, farbuntreu und übersteuert. Lediglich im Panorama-Modus oder mit HDR waren mittelmäßige Ergebnisse zu erzielen. Aber schaut euch die Bilder unten einfach selbst an.
Die 5 Megapixel Frontkamera besticht dann noch mit einem deutlichen Rotstich und damit hat es Vernee tatsächlich geschafft, beide Kameras völlig zu verhauen. Das können selbst viel günstigere Geräte erheblich besser.
Die Bilder werden beim hochladen von uns komprimiert.
Das ApolloX besitzt angeblich einen fest verbauten 3.500mAh-Akku, aber auch wie schon bei dem Theater mit dem Apollo Lite konnte ich die Akkukapazität nicht bestätigen. Mein Gerät kam nicht mal ansatzweise an die 3.500mAh, sondern lediglich an knapp 1.800mAh, was gerade mal etwas mehr als 50 Prozent der angegebenen Akkukapazität sind…und ich habe die Messung sicherlich 10 mal wiederholt, mit zwei unterschiedlichen Messgeräten. Das Ergebnis war immer das Gleiche, womit ich hier entweder wieder ein defektes Gerät erhalten habe oder die Akkukapazität ist, sorry, einfach Beschiss. Diese extremen Abweichungen habe ich bis jetzt nur bei den Apollo-Geräten erlebt, alle anderen Smartphones weisen zumindest annähernd die korrekte Kapazität aus.
Und auch im synthetischen Benchmark mit PCMark schaffte das Smartphone gerade mal 5,19 Stunden Screen-On-Time. PCMark durchspielt hierbei unterschiedlichen Anwendungs-Szenarien, startet den Benchmark bei 80% und stoppt bei 20% Restakku. Im Geekbench 3 Akkubench-Test schaffte es von 100-0% gerade mal eine Laufzeit von 5 Stunden. Das ist für einen angeblichen 3.500mAh-Akku viel zu wenig und auch in meinem Praxis-Test sah es eher dürftig aus- Als Heavy-User komme ich damit nicht über den Tag.
Auch das mitgelieferte 5V Netzteil schaffte von den 2.0A allerdings nur max. 1,35A und somit dauert das Aufladen minimal länger. Nach ca. 90 Minuten mit Pump Express Plus 3.0 war es dann wieder voll aufgeladen. Für 45% brauchte es knapp 40 Minuten.
Tja was ist nun mein Fazit zum ApolloX?! Ich versuche ja immer das Positive mit dem Negativen aufzuwiegen und gerade in der Smartphone-Mittelklasse muss man sicherlich an gewissen Stellen immer Kompromisse eingehen. Das auch in Ordnung so, denn “you get what you paid for“. Aber in diesem Fall, beim Vernee ApolloX, überwiegen leider die Negativ-Punkte. Da reicht es auch nicht aus, dass die Verarbeitung und das Display recht ordentlich sind, die Leistung des Helio X20 gut ist und man wenigstens 64GB internen Speicher + 4GB RAM erhält.
Als glaubwürdiger und authentischer Blogger sehe ich mich hier auch irgendwo in der Pflicht, das Smarpthone offen und ehrlich zu bewerten und euch darüber zu informieren: Vernee hat seine Hausaufgaben nicht gemacht und wie schon beim Apollo Lite stimmt wieder die Akkukapazität nicht und man liefert eine veraltete und verbuggte Software aus. Die Kamera mit dem angeblichen Sony IMX268 Sensor ist eine Schande und hätte ich es nicht selbst überprüft, wäre ich davon ausgegangen, dass auch diese Angabe schlichtweg nicht stimmt. Das Gerät ist dem Sensor nicht würdig und auch sonst fallen mir irgendwie keine tatsächlichen Kaufgründe für das ApolloX ein. Vielleicht kann man die Fehler (bis auf den Akku) mit einem Update noch mal beheben, aber so wie Vernee erfahrungsgemäß seine Geräte versorgt, sehe ich hier leider schwarz.
Deswegen rate ich zum jetzigen Zeitpunkt ausdrücklich von einem Kauf ab.