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Test / Review: QiKU 360 N4 – Power-Schnäppchen mit Sicherheitsfokus

Preiswerte Smartphones gibt es gefühlt wie Sand am Meer, wozu auch das 360 N4 des chinesischen Herstellers QiKU hinzu zu zählen ist. Ob Leistung und pfiffige Funktionen reichen, soll unser Test klären.

 

Vorwort

In China gibt es Hunderte von Herstellern, die Dutzende Android Smartphones auf den Markt bringen. Die wenigsten dieser Hersteller sind auch außerhalb Asiens zu haben, denn meistens beschränken sich die kleineren Hersteller nur auf die regionalen Märkte. Dennoch finden einige dieser Geräte ihren Weg nach Europa. Wie das 360 N4.

Man muss allerdings beachten, dass der eigentliche Hersteller des Android Smartphones QiKU heißt und ein Joint-Venture der beiden chinesischen Unternehmen Coolpad und Qihoo 360 ist. Erstere steuern dabei die Erfahrung für die Hardware bei, während Qihoo 360 sich für das gleichnamige Betriebssystem 360 OS auf Basis von Android verantwortlich zeichnet.
Ob diese Kombination etwas taugt, soll unser Test des offiziell nur in China erhältlichen 360 N4 zeigen.

Das Textexemplar des QiKU 360 N4 wurde uns von TradingShenzhen.com zur Verfügung gestellt. Vielen Dank nochmals an dieser Stelle.

 

Technische Daten QiKU 360 N4

Display 5,5 Zoll IPS-LCD, 1.920 x 1.080 Pixel
CPU MediaTek MT6797M Helio X20 Deca-Core-Prozessor mit 2x 2 GHz + 4x 2 GHz + 4x 1,4 GHz
GPU ARM Mali T880 MP4
Speicher 32 GB, erweiterbar mit MicroSD
RAM 4 GB LPDDR3
Hauptkamera 13 Megapixel mit LED-Blitz
Frontkamera 5 Megapixel
Betriebssystem Android 6.0 Marshmallow mit 360 OS Oberfläche
SIM-Karte 2x Nano-SIM
Konnektivität WiFi 802.11a/b/g/n/ac, Bluetooth, GPS/GLONASS
Netze 2G (GSM): 850/900/1800/1900 MHz (B2/B3/B5/B8)
3G (WCDMA): 850/900/1.900/2100 MHz
4G LTE: 1.800/2.100/2.600 MHz (B1/B3/B7)
Features Fingerabdruck-Sensor, Qihoo 360 Sicherheitssuite
Anschluss MicroUSB 2.0
Akku 3.080 mAh (fest verbaut)
Abmessungen 149 x 75,7 x 8,3 mm
Gewicht 155 Gramm
Farbe Schwarz/Weiß
Preis ca. 135 Euro

 

Inhalt und Zubehör

Schon mit der Verpackung will QiKU zeigen, dass man anders ist als die anderen. Eine knallrote und sehr minimalistisch gestaltete Verpackung fällt zumindest sofort in der Masse auf. Sind auf der weißen Unterseite noch die wichtigsten technischen Details wie Prozessor, die Größe von RAM nebst Flash-Speicher, das Display und die Kamera-Auflösung angegeben, ist auf dem Rest des roten Deckels lediglich an den Längsseiten das Logo von Qihoo 360 zu sehen. Auf der Oberseite wird besagtes Logo von einem farblich fast nicht zu sehenden N und der Ziffer 4 in Silber erweitert.

Nach Abnahme des Deckels selbst kommt das N4 zum Vorschein. Direkt darunter befindet sich eine Papphülle mit ausschließlich auf Chinesisch verfasster Kurzanleitung und Garantiehinweise. Das SIM Eject Tool ist in die Papphülle eingeklemmt.

Nimmt man die Kunststoffschale heraus, wird der Blick auf das MicroUSB-Kabel und das Netzteil frei. Bei letzterem handelt es sich wie zu erwarten um ein chinesisches Netzteil, sodass in jedem Fall für deutsche Steckdosen ein optionaler Adapter fällig wird.
Weitere Zugaben wie ein Headset fehlen dem 360 N4.

 

Design und Verarbeitung

Setzte QiKU beziehungsweise 360 bei der Verpackung noch auf Auffälligkeit, so ist das eigentliche Smartphone namens N4 vergleichsweise zurückhaltend in seiner optischen Erscheinung. Oder auch nicht, wenn man es in der Hand hält. Denn entgegen dem anhaltenden Trend auch in der gehobenen Mittelklasse verstärkt auf Aluminium und andere Metalle zu setzen, ist das QiKU 360 N4 komplett in Kunststoff gehalten. Nach all den Vollmetall-Smartphones der vergangenen Monate ist dies fast schon eine angenehme Abwechslung. Vor allem unter dem Aspekt, dass sich QiKU für einen mattierten und hochwertig anfühlenden Kunststoff entschieden hat.

Interessant ist dabei, dass die Rückseite in Weiß gehalten ist, während die Front in Schwarz daher kommt. Hat aber auch seinen Grund: Unter dem Display auf der Vorderseite sind drei kapazitive Tasten verbaut für Home, Multitasking und Zurück, die rot hintergrundbeleuchtet sind anstatt wie sonst üblich in Weiß. Sieht richtig schick aus und hat auf gewisser Art etwas von ZTE‘s Nubia-Z-Reihe.

Anmerkung: In China wird das N4 unter anderem auch in Rot, Grau und Gelb verkauft. Die Farbe bezieht sich dabei jeweils auf die Rückseite.

Das 5,5 Zoll in der Diagonale messende Display steckt unter einer 2.5D geformten Glasscheibe, die fast nahtlos in das übrige Gehäuse übergeht. Über dem Panel selbst ist mittig ein runder Lautsprecher für Telefonate verbaut, welcher rechts von einer 5 Megapixel Frontkamera flankiert wird. Die Sensoren für Helligkeit sowie Annäherung hat QiKU quasi perfekt unter der schwarzen Oberfläche verstecken können. Dasselbe gilt auch für die mehrfarbige Status-LED, welche rechts von der Frontkamera sitzt. Nur wenn diese wegen einer neuen Benachrichtigung oder eines zu niedrigen Akkus kurz aufblinkt merkt man überhaupt, dass sie da ist.

Wendet man den Blick auf die Seite des QiKU 360 N4, dann fallen keine größeren Besonderheiten auf. Die Power-Taste nebst Lautstärke-Wippe sind rechts untergebracht, die sich als deutlich zu erfühlen und vor allem auch mit sehr geringem Spiel zum Wackeln hervor tun. Ihr Druckpunkt ist jeweils durchaus kräftig, auch wenn das Klicken selbst etwas schwammig ausfällt. Hätte für meinen Geschmack gerne noch direkter ausfallen können.

Auf der gegenüber liegenden Seite ist der SIM-Karten-Slot verbaut, bei welchem es sich wie so oft um einen hybriden Slot handelt. Das bedeutet: Entweder man nutzt zwei Nano-SIM-Karten oder eine Nano-SIM plus MicroSD-Speicherkarte. Letztere kann bis zu 128 GB groß sein, um den internen Speicher zu entlasten.

Auf der Stirnseite des QiKU 360 N4 ist einzig eine 3,5 mm Audio-Buchse verbaut, für das nicht zum Lieferumfang gehörende Kabel-Headset.
Spannender wird es da schon auf der Unterseite des Rahmens. Dort wird die obligatorische MicroUSB-Buchse von gleich zwei Lautsprechern flankiert könnte man meinen – dem ist aber nicht so. Lediglich der rechte Lautsprecher ist auch ein solcher. Links ist lediglich eines der beiden Mikrofone verbaut, welches für Telefonate verwendet wird.
Wer bereits einiges an Universalzubehör auf MicroUSB-Basis besitzt, könnte sich allerdings unter Umständen ärgern: Die USB-Buchse ist verdreht, sprich der breite Teil des MicroUSB-Steckers ist oben. Könnte durchaus mit einigem Audio-Zubehör wie Sound-Docks Schwierigkeiten bereiten.

Bedingt spannend gibt sich die Rückseite des QiKU 360 N4 an sich. Es findet sich das Übliche eines Smartphones wieder: Hersteller-Logo, die leicht hervorstehende Kamera mit 13 Megapixel Auflösung, ein LED-Blitz und ein etwas vertieft eingelassener sowie erfreulich gut funktionierender Fingerabdruck-Sensor. Denn bei diesem handelt es sich um einen aktiven Sensor. Heißt im Klartext: Finger drauf legen und nach nicht einmal einer Sekunde wird das QiKU 360 N4 schon entsperrt. Vorausgesetzt, man hat mindestens einen Finger vorher in den Einstellungen zur Gerätesicherheit registriert. Neben dem Entsperren des Gerätes lässt sich der Sensor auch als Kamera-Auslöser nutzen, zum Annehmen eines Gesprächs – hier muss der Sensor gedrückt gehalten werden – und zum Beginnen eines Telefonats.

 

Display

Smartphones mit weniger als 5 Zoll großen Displays muss man mit der Lupe suchen, denn auch das QiKU 360 N4 gehört nicht dazu. Genauer gesagt ist es mit seinen 5,5 Zoll in der Diagonalen den Phablets zuzuordnen – was sich aber auch schon als Quasi-Standard der besseren Modelle etabliert hat.
Nichts desto trotz kann man das FullHD-Panel des N4 als gelungen bezeichnen. Scharfe Darstellung ohne sichtbare Treppchenbildung, satte Farben und eine angenehm hohe Helligkeit, die auch angenehm nach unten verändert werden kann. Laut Hersteller kann das Display über 85 Prozent des NTSC-Farbraums abbilden.

Trotzdem ist bei direktem Sonnenlicht nicht alles zu erkennen, was nur teilweise auf die stark spiegelnde Oberfläche zurück zu führen ist.
Vorteil wiederum ist, dass IPS-typisch auch bei sehr starken Betrachtungswinkeln keine Farbverfälschungen bemerkbar machen.

 

Bedienung und Software

Wie eingangs schon erwähnt, kommt mit 360 OS ein zum Teil stark abgewandeltes Android zum Einsatz, welches von Qihoo 360 entwickelt wird. Als Basis dient auf dem QiKU 360 N4 das aktuelle Android 6.0.1 Marshmallow mit all seinen Features, abgesehen von den Dingen, die auf Google-eigenen Apps wie Google Now on Tap basieren. Denn wie bei jedem guten China-Smartphone sind aufgrund der rechtlichen Vorgaben seitens der chinesischen Regierung keinerlei Google-Dienste vorinstalliert.

Diese muss man sich erst händisch mit dem Google Installer auf das Gerät holen – oder nutzt die von Qihoo eingebaute Möglichkeit, das GMS-Paket herunterzuladen und direkt auf die System-Partition zu installieren. Klappt erstaunlich problemlos, aber entfernen dieser ist nicht mehr möglich. Auch wenn eine solche Funktion eingebaut ist, funktioniert diese schlicht und ergreifend nicht. Allerdings wird das wohl auch kaum jemand wollen, oder? Löblicher ist dagegen, dass während der Ersteinrichtung zusätzliche Bloatware auch abgewählt werden kann. Sprich sie wird gar nicht erst mit installiert, wie es zuletzt HTC mit dem HTC 10 gemacht hat.

Abgesehen von diesem kleinen Detail am Rande, zeigt sich die Oberfläche einfach, wenig überladen und voll von kleinen tollen Funktionen und optischen Details. So sind auf dem Standard-Homescreen ein Uhren-Widget mit Wetter zu sehen, diverse Standard-Apps und eine dauerhaft zu sehende Leiste, wo maximal 5 Apps inklusive Ordner Platz finden. Besonders schick finde ich die Animation beim Screen-Wechsel: Der Punkt der aktiven Seite wandert dabei tropfenförmig auf die nächste Seite, was auch an anderen Stellen der Oberfläche mit solchen Punkten der Fall ist. Außerdem kann man direkt seitlich durch alle Ordner navigieren, was eine tolle Komfort-Funktion ist. Ein kleines Gimmick, was Nova und Co. auch ganz gut zu Gesicht stehen würde. Dergleichen ist auch beim Deinstallieren von Apps über den Homescreen zu sehen: Die App zum Entfernen gedrückt halten, auf das Papierkorb-Icon ziehen und nach wenigen Augenblicken oder Sekunden, je nach Größe der App, zerspringt diese in viele kleine Teile und verschwindet. Für das Auge wird einiges geboten.

Optisch ist auch einiges machbar, vorausgesetzt man legt sich einen Account bei Qihoo 360 an. Erst dann lassen sich auch kostenlose Themen für den 360 OS Launcher herunterladen, die neben Icons und Wallpaper auch einige Apps komplett neu einkleiden und Systemfarben, Schriftart und Klingeltöne verändern.

Die Benachrichtigungsleiste enthält wie gewohnt diverse Shortcuts zu Systemfunktionen, die sich anpassen lassen und bei Gedrückt halten direkt zu den jeweiligen Einstellungen führen. Abgeändert ist auch die Multitasking-Übersicht, wo man horizontal durch die offenen Apps scrollt. Hier zeigt sich eine weitere Besonderheit von 360 OS: Nur tatsächlich aktive Apps sind farblich zu sehen. Ist eine App geöffnet aber inaktiv, weil sie zu lange im Hintergrund liegt, dann ist die Vorschau ausgegraut. Besonders Messenger und andere zwingend im Hintergrund aktive Apps muss man die Berechtigung zu Autostart und „im Speicher halten“ aktivieren. Ansonsten verpasst man wichtige Nachrichten bei Telegram oder die Verbindung zur Smartwatch wird nicht wieder hergestellt. Wenn eine App also wider Erwarten stumm bleibt, muss man mit den Einstellungen für Benachrichtigungen ein wenig experimentieren. Oder im Multitasking-Übersicht die betreffende App einmal kurz nach unten ziehen, um sie im dauerhaft Speicher zu halten.

Aber zurück zu den Eigenheiten von 360 OS, denn da gibt es noch einige mehr. Unter anderem werden manuell zu installierende APK-Dateien prinzipiell vor der Installation durchgecheckt, ob diese potentielle Malware enthalten und auf was sie alles zugreifen wollen. So kann man dem Facebook Messenger zum Beispiel noch vor der Installation den Zugriff auf SMS verweigern, die Google Play Dienste automatisch starten lassen, den Google Play Store Benachrichtigungen einblenden lassen oder einfach bei jeglicher Berechtigung nachfragen lassen.

Ich muss gestehen, dass ich genau davon schwer begeistert bin. Spätestens an dieser Stelle kommt erstmals die Expertise von Qihoo 360 zum Vorschein, die sich mit einer eigenen Sicherheitssuite bereits mehr oder weniger einen Namen gemacht haben. Diese ist in der Android-Version auch vorhanden und springt auch wirklich an. So hat Qihoo 360 die App Ifeng News als potentiell gefährlich eingestuft und schlägt deren Deinstallation vor.

Potentielles Risiko oder nur Panikmache?

Apropos Malware: Chinesischen Smartphone-Herstellern wird eher selten vorgeworfen, dass sie mit vorinstallierter Malware ausgeliefert werden. Ist bei dem N4 von QiKU 360 zum Glück nicht wirklich der Fall, auch wenn Malwarebytes vier potentielle Gefahren erkannt hat. Auch ESET und Lookout schlagen Alarm, während BitDefender als auch Avast still bleiben. Da es sich allerdings um hierzulande sowieso kaum brauchbare chinesische Apps für mobiles Bezahlen (QiKU Pay), News (Ifeng Reader) und Online-Videos (YouKu) handelt, kann man besagte Apps bedenkenlos entfernen.

Überhaupt sind etliche chinesische Apps vorinstalliert, die sich ohne Probleme deinstallieren lassen, darunter auch der Musikplayer KuwoMusic mit Online-Anbindung. Von den 12 chinesischen Apps lassen sich nur zwei Apps lediglich deaktivieren – davon ist aber eine als potentiell bedenklich eingestuft worden. Fast vorbildlich – aus europäischer Sicht.

Zu den eingebauten Sicherheitsfunktionen gehören neben dem Malware-Scanner von Qihoo 360 noch weitere Dinge wie ein Fingerabdruck-Sensor, der sich auch zum Sperren sensibler Apps nutzen lässt oder auch ein geschützter und verschlüsselter Datentresor für besonders sensible Daten, zu welchem man wahlweise mit dem Fingerabdruck, Desktop-Icon oder PIN-Eingabe per Tastenfeld Zugriff bekommt. Für den Zugriff per Finger muss man allerdings einen anderen Nutzen, als denjenigen der zum Entsperren des Gerätes registriert ist. Außerdem erfolgt der Zugriff nur vom Homescreen aus. Bei dem Start per Fingerabdruck ist das zugehörige Icon zudem versteckt. Im initialen Setup muss man zudem eine Sicherheitsfrage nebst Antwort erstellen, um im Zweifelsfall ein Zurücksetzen der Zugangssperre zu ermöglichen.

Das nachträgliche Einschränken von Zugriffsberechtigungen ist ebenso möglich wie Benachrichtigungen nebst deren Art der Anzeige (Einblendung, nur in der Statusleiste und dergleichen), Autostart ausgewählter Apps oder auch solche Apps, die im Standby aktiv sein dürfen. Letzteres ist insbesondere bei Messengern und Connected Devices wie Smartwatches zwingend notwendig, damit diese ordnungsgemäß funktionieren können. Blöd ist nur, dass Qihoo 360 hier eine Mischung aus Englisch und Chinesisch verwendet.

Prinzipiell ist die Sprache sowieso ein Thema bei dem QiKU 360 N4: Es gibt nur Chinesisch oder Englisch. Erschwerend kommt hinzu, dass das N4 nach einem Neustart mitunter ins Chinesische gewechselt ist. Wem das passiert, kann mit wenigen Handgriffen das Englische wieder einstellen, zu sehen in der nachfolgenden Galerie.

Selbstverständlich gibt es auch die üblichen Verdächtigen bei den restlichen Apps wie ein FM Radio, Rechner, digitaler Kompass, Mail-Client, Recorder für Sprachnotizen, Anti-Diebstahl-Tools in Verbindung mit einem Qihoo-360-Account, eine Wartungs-App auf Chinesisch zum Entfernen von Datenmüll und noch einiges mehr. Interessant sind im App-Ordner „Black-Tech“ die Apps Heat Source zum Überwachen der Geräte-Temperatur und der Health Guard, welcher diverse Statistiken zur Nutzung des QiKU 360 N4 aufbereitet darstellt. Dazu gehören Tagesaktuelle Dinge wie lange man das Gerät aktiv genutzt hat, wie oft entsperrt, wie viel Apps man genutzt hat und wie lange an einem Stück das Gerät aktiv war. Die App warnt einen sogar, wenn man das N4 überdurchschnittlich lange nutzt.

Der Rest der vorinstallierten Apps ist weniger interessant für uns Europäer, da entweder nur in chinesischer Sprache oder nur in China von echtem Nutzen ist. Bestes Beispiel dafür ist eine zusätzliche virtuelle Rufnummer für 5 Yuan pro Monat bei chinesischen Mobilfunkanbietern, der Lucky-Money-Assistant zum Gewinnen von digitalem Guthaben oder ein Position-Crossing-Tool, dessen Nutzen sich mir nicht erschließt.

 

Leistung

Über ein zu langsames Gerät müssen sich Käufer des QiKU 360 N4 keine Sorgen machen. Mit dem Helio X20 von MediaTek steckt genügend Power unter der Haube. Genau genommen sogar in 10-facher Ausführung, denn der Helio X20 ist der weltweit erste 10-Kern-Prozessor für mobile Geräte. Dieser besteht aus vier bis zu 1,4 GHz schnellen Cortex A53 Kernen, vier jeweils bis zu 2 GHz schnellen Cortex A53 Kernen und nochmals zwei Power-Kernen der Marke Cortex A72 mit bis zu 2,3 GHz.
Diese verhelfen dem N4 letzten Endes zu einer imposanten Leistung von 85.212 Punkten im AnTuTu 3 Benchmark.

Wer aufpasst wird feststellen, dass das ebenfalls mit einem Helio X20 ausgestattete LeEco Le 2 Pro (zum Test) auf über 95.000 Punkte kommt. Dies lässt sich durch mehrere Dinge erklären: Zum einen hat LeEco seine Software vermutlich etwas besser auf die Hardware abgestimmt und zum anderen einen speziellen Boost-Modus für populäre Benchmarks wie AnTuTu implementiert. Der größte Einflussfaktor auf die niedrigere Leistung ist jedoch der langsamere RAM-Speicher (LPDDR3 anstelle von LPDDR4) und die Tatstache, dass im QiKU 360 N4 die etwas gezügelte M-Variante des Helio X20 zum Einsatz kommt, auch als MediaTek MT6797M bekannt. Dessen beide Cortex A72 Kerne sind auf 2 GHz anstelle der sonst üblichen 2,3 GHz gezügelt.

Lässt sich vor allem mit Blick auf die Werte von GeekBench 3 sehen, wo das QiKU 360 N4 mit 1.570 Punkten im Single-Core-Test sowie 5.197 Punkte im Multi-Core-Test abschließt und damit auf Augenhöhe zum LeEco Le 2 Pro liegt. Dennoch wird die Rückseite des Gerätes spürbar wärmer unter Last, wenn auch nicht so extrem wie bei Modellen mit einem Snapdragon 810 Prozessor.

Damit auch abseits der einen CPU-Leistung möglichst alles flüssig über die Bühne geht, hat QiKU dem 360 N4 ganze 4 GB RAM spendiert. Von einem Dutzend offener Apps bis hin zum flüssigen Wechsel zwischen diesen ist alles gegeben was das Smartphone-Herz begehrt – wenn auch mit seinen Eigenheiten wie im Bereich Software bezüglich der Messenger schon geschildert.

Auch grafisch kann der Helio X20 mit einer ARM Mali T880 GPU einiges an Leistung bieten. Trotz der lediglich vier Grafikchip-Kerne bietet das N4 genügend Leistung für Spiele vom Kaliber eines GTA San Andreas, Asphalt 8, NOVA 3 oder Dead Effect 2. Zwar nicht immer auf maximalen Detaileinstellungen, aber wenn man die Grafik etwas nach unten schraubt, mutiert das QiKU 360 N4 zur Hosentaschen-Konsole. Gilt im Fall von DraStic sogar wortwörtlich, wenn auch mit leichten Grafikfehlern.

 

Konnektivität

Vom Prinzip her steht alles Wichtige an drahtloser Kommunikation zur Verfügung, was man von einem Smartphone der Mittelklasse erwartet. Bluetooth funkt im 4.1 Standard, das WLAN-Modul unterstützt 2,4 sowie 5 GHz, WiFi Direct, an der MicroUSB-Buchse lassen sich auch USB-Sticks betreiben und Daten werden mit LTE-Geschwindigkeit durch die Luft gejagt.

Allerdings kränkelt auch das QiKU 360 N4 an den typischen Problemchen chinesischer Smartphones und das ist LTE Band 20. Es ist schlicht und ergreifend nicht vorhanden, sodass Kunden von o2 und Vodafone sich mit HSPA+ begnügen müssen.
Übrigens steht LTE im Telekom-Netz außerdem nur für die erste Nano-SIM zur Verfügung. Im zweiten Slot ist wie üblich maximal EDGE drin.

Telefonie selbst absolviert das N4 erfreulich gut. Das vorhandenen Hintergrundrauschen ist zwar stärker ausgeprägt im Vergleich zu höherpreisigen Geräten jenseits der 400-Euro-Grenze, ist aber bei weitem nicht so schlimm wie bei den üblichen Verdächtigen der Einsteiger-Klasse. Beide Gesprächspartner sind klar und deutlich zu verstehen. Ich meine sogar teilweise die erheblich bessere VoLTE-Technologie gehört zu haben – was auch pure Einbildung gewesen sein kann.

 

Sound und Multimedia

Musik tönt wie gesagt nur aus dem rechten der beiden Lautsprecher hinaus und das ganz ansehnlich. Trotzdem ist der Ton des QiKU 360 N4 nicht mal annähernd mit den Stereo-Lautsprechern von Sony oder gar HTCs BoomSound zu vergleichen. Da liegen ganz einfach Welten dazwischen.

Vor allem wenn das N4 in die obere Grenze der Lautstärke erreicht, denn da neigt es doch zum Übersteuern und wird hörbar blechern. Auch der Bass ist vergleichsweise schwach ausgeprägt, von den Höhen ganz zu schweigen. Kurzum: Musik genießt man am besten über Kopfhörer, die auch einen runden Klang besitzen.

Vorinstalliert ist immerhin ein eigener Musikplayer, der jedoch stark mit chinesischen Online-Diensten verknüpft ist. So kann man sich mit seinem QQ-Account einloggen und neben Webstreams auch gekaufte Musik herunterladen. Zum Glück lässt sich der Online-Part in den Einstellungen der KuwoMusic App auf WLAN beschränken, was mitunter dem mobilen Guthaben sehr zuträglich ist.
Zumal man auch automatisch Songtexte herunterladen kann, was wie zu erwarten lediglich bei den bekanntesten Titeln wie zum Beispiel Streets of Philadelphia von Bruce Springsteen der Fall ist und nicht bei in Asien unbekannteren Künstler wie Axxis, Crazy Town oder Die Toten Hosen. Interessant ist allerdings, dass man – sofern sie vorhanden sind – durch die Songtexte scrollen kann und die KuwoMusic App direkt an die entsprechende Stelle springt. Nette Zusatzfunktion mit eben eingeschränktem Nutzen.

Abgesehen davon bietet die App alles das, was man von einem Musikplayer erwartet: Sortierung der Musik (Titel, Künstler, Album, Genre, Ordner), Zufallswiedergabe, Mini-Player in der Benachrichtigungsleiste sowie im Sperrbildschirm – letzteres muss erst in den Optionen aktiviert werden – Playlisten oder auch die Suche nach einem bestimmten Titel. Jedoch ist letzteres lediglich eine Online-Funktion, sprich die gefundenen Titel werden gestreamt.
Schade ist nur, dass QiKU beziehungsweise Qihoo 360 auf einen eigenen Equalizer zum Anpassen der Klangqualität mit vorgefertigten Profilen verzichtet hat.

Videos lassen sich mit einem vorinstallierten Videoplayer betrachten und sich auch gemeinsam in einer lokalen Netzwerkgruppe anschauen. Allerdings hatte ich diese Funktion auf keinem meiner Android-Geräte zum Laufen gebracht: Weder Smartphone noch Tablet und ungeachtet der Android-Version.

Übrigens beherrscht das QiKU 360 N4 auch Double Tap 2 Wake sowie Standby-Gesten, mit denen sich Apps direkt aus dem Standby heraus über Gesten auf dem ausgeschalteten Display starten lassen.

 

Kamera

13 Megapixel hört sich jetzt vielleicht nicht sofort nach einer tollen Kamera an, vor allem wenn das QiKU 360 N4 für gerade mal knapp 130 Euro zu haben ist. Billig-Smartphones haben bei solchen Auflösungen meistens einen niedriger auflösenden Sensor an Bord, dessen tatsächliche Auflösung lediglich interpoliert ist. Nicht so im N4, denn dort ist der Sony IMX258 für die Bilder verantwortlich, dessen volle Auflösung im 4:3 Kleinbildformat vorliegt. Wer lieber im 16:9 Breitbildformat knippst, bekommt 12 Megapixel an die Hand.

Das bedeutet, dass die 13 Megapixel Fotos auch wirklich ordentlich aussehen. Die Bildschärfe ist sehr hoch und das Bildrauschen angenehm niedrig. Technisch bedingt nimmt es zum Rand hin sichtlich zu – sofern man näher in die Fotos hineinzoomt. Farblich zeigt sich die Kamera des N4 ausgewogen und vergleichsweise natürlich, neigt aber mitunter zu einer etwas zu ambitionierten Belichtung. Überhelle sowie blasse Bildbereiche sind die sichtbare Folge. Der HDR-Modus wiederum zeigt sich zwiespältig in seinen Ergebnissen. Mitten am Tage neigt er zu einer sichtlichen Abdunkelung sobald die hellen Bereiche wie weiße Wolken die Szene dominieren. Beschränkt sich der Wolkenhimmel zum Beispiel auf nur einen vergleichsweise kleinen Bildausschnitt, hellt die HDR-Option die Aufnahme in den dunklen Bildbereichen auf. Zum Abend hin wiederum bringt der HDR-Modus eine deutliche Verbesserung, sofern die Sonne tiefer steht, wie man in der nachfolgenden Galerie sehen kann.

Für HDR nimmt sich das N4 allerdings etwas sehr viel Zeit, in welcher das Smartphone ruhig gehalten werden muss. Anderenfalls ist das Ergebnis nicht gerade ansehnlich und verschwommen. Kritischer ist dagegen, dass der Autofokus zum Teil sehr nervös und damit für meinen Geschmack viel zu schnell reagierte. Sicherlich ist er schnell, aber verstellt sich auch viel zu schnell auf einen anderen Bildbereich, während man noch mit dem Ruhighalten seiner Hand beschäftigt ist.

In unserer Galerie mit den verkleinerten Versionen der Fotos seht ihr ein paar Beispielfotos – wer die Original-Aufnahmen in voller Größe haben will wird hier fündig. Bei den doppelten Motiven sind jeweils die ersten Aufnahmen ohne und die zweiten mit aktivierter HDR-Option aufgenommen.

Und noch ein paar allgemeine Fotos, wo es rein auf die Motive und deren Wiedergabe geht.

Als witzig erweist sich die 5 Megapixel Frontkamera des QiKU 360 N4, denn diese kann anhand des Motivs das Alter der jeweiligen Person bestimmen. Ist natürlich nicht viel mehr als ein Partygag, vor allem aufgrund der Kommentare. So meinte das N4 mich zwischen 27 Jahren als „Charme god“ bis hin zu 45 Jahren als „Adorable uncle“ einzusortieren. Licht, Blickwinkel und noch diverse andere Faktoren nehmen dabei Einfluss auf das Ergebnis und je mehr Alkohol im Spiel ist, umso lustiger ist die Funktion in geselliger Runde. ;)

Videos nimmt das N4 mit maximal FullHD auf. Der Tearing-Effekt, sprich eine Verzerrung von Objekten bei Kameraschwenks ist in der Bildmitte nicht ganz so stark ausgeprägt wie sonst bei billigen Smartphones, ist am Bildrand allerdings dafür umso stärker zu sehen. Immerhin arbeitet der Autofokus weder zu überhastet noch zu empfindlich, was dem Video an sich sehr zu Gute kommt. Nur manchmal hat die Software so ihre Schwierigkeiten mit der korrekten Belichtung: Entweder ist es zu hell oder zu dunkel, sofern kein optimales oder gar kein direktes Sonnenlicht vorhanden ist.

An Video-Modi stehen dem Nutzer nach einem Klick auf den Menü-Button in der rechten oberen Ecke ein nicht wirklich funktionierendes Slow-Motion zur Verfügung – zumindest zeigte es bei meinen Test-Aufnahmen keinerlei Auswirkung – eine GIF-Animation sowie Time-Lapse. Für Foto-Freunde selbst sind neben dem Automatik-Modus auch ein Pro-Modus mit einigen zusätzlichen Optionen für Belichtung, Verschlusszeit, Weißabgleich, ISO-Wert, Fokussierung, Sättigung und Kontrast verfügbar, ein Panorama-Modus, die üblichen Foto-Filter, ein Modus zur Hinterlegung eines Fotos mit einer Sprachnotiz und sogar ein Modus, um Fotos direkt mit einem Wasserzeichen zu versehen.

Für letzteren stehen 36 verschiedene Motive zur Auswahl – überwiegend mit chinesischen Schriftzeichen – die man je nach Wasserzeichen bezüglich Standort und Text anpassen kann.

Witzig und tatsächlich brauchbar ist der Modus „Night“. Ist nichts anderes als eine ganz normale Foto-Aufnahme mit einer besonders langen Belichtung, weswegen ein Tripod oder jegliche andere Art der stabilen und bewegungsfreien Halterung empfehlenswert ist. Damit wertet QiKU die Kamera-Funktion tatsächlich auf.

 

Akku

So gut ein Smartphone auch sein mag, letztlich zählt neben einer tollen Hardware-Ausstattung ein möglichst ausdauernder Akku. Dieser ist im QiKU 360 N4 mit 3.080 mAh angegeben und hält durchaus ordentlich durch.

Je nach Nutzungsart sind knapp anderthalb Tage bei normaler Nutzung möglich. Heißt in diesem Fall ein wenig Chatten (WhatsApp, Hangouts, Telegram Plus), gut 2 Stunden Musikhören per Bluetooth Headset, ein wenig Telefonieren, im Netz surfen und Notizen anlegen. Da habe ich mir schon etwas mehr erwartet, gerade im direkten Vergleich zum LeEco Le 2 Pro, welches technisch sehr ähnlich aufgestellt ist.
Wird die Nutzung intensiver wie bei Spielen, geht der Akku entsprechend schneller in die Knie. Dann ist im Fall von GTA San Andreas zum Beispiel nach gut 5 Stunden und 10 Minuten Schluss.

Lobenswert ist aber, dass bei der Verwendung einer Smartwatch, in meinem Fall der Samsung Gear S2 Classic, der Energieverbrauch nicht allzu stark nach oben klettert. Das OPPO F1 Plus hatte sich da beispielsweise von einer anderen Seite gezeigt (zum Test). Damit steht nun aber auch fest: Der starke Stromhunger mit der Gear S2 Classic führt nicht direkt von der Samsung-App selbst her.

 

Fazit

Mit gut 130 Euro geht das QiKU 360 N4 als echtes Schnäppchen durch, welches trotzdem mehr als ausreichend Leistung und Funktionen bietet. Die Kamera ist stark, der Akku ausdauernd und trotz Kunststoff bietet das Gerät eine angemessene Verarbeitung und ein geringes Gewicht. Positiv sind die Dual-SIM-Unterstützung, das schlanke Betriebssystem, der mit 32 GB großzügig bemessene interne Speicher und viele kleine Feinheiten bei der Software, wie die erweiterten Sicherheitsfunktionen. Gerade letzteres wird mit dem Fingerabdruck-Sensor und dem geschützten Privat-Bereich noch nützlicher.

Woran das N4 allerdings wie so viele Geräte aus China kränkelt ist das fehlende LTE-Band 20, die deutsche Systemsprache und etliche vorinstallierte sowie nur in China nutzbare Apps. Auch die Eigenheiten in Bezug auf nicht ins Englische übersetzte Apps oder im Hintergrund laufende Apps muss man bedenken.

Unterm Strich bleibt aber ein klasse Smartphone mit dem gewissen Etwas übrig, welches fast komplett überzeugen kann.

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