Ende Februar auf dem MWC stellten die Chinesen den Nachfolger des erfolgreichen Huawei P9 der Welt vor, welcher natürlich auf den Namen Huawei P10 hört. Drei Wochen nach Release ist das Android Smartphone bereits im deutschen Handel erhältlich. Ob das P10 eine Schippe mehr kann als der Vorgänger, zeigt unser Test.
Das Huawei P10 ist geschrumpft. Nicht etwa in der Länge, was löblich wäre aufgrund des von fast jedem Hersteller verfolgten Trend mit dünneren Rändern, sondern es ist von der Breite etwas kompakter geworden. Nicht zuletzt wegen des Displays, welches nun 5,1 statt 5,2 Zoll misst – nichts wildes, aber eine Erwähnung Wert. Der Produzent setzt auf das Hartglas Gorilla Glass der fünften Generation von Corning. Zudem ist es an den Seiten leicht gewölbt, dies nennt sich 2.5D Glas. Weiterhin löst es in Full HD (1.920 x 1.080 Pixel) auf mit LC-IPS als technische Basis, was für einen tollen Kontrast, guten Blickwinkel und große Helligkeit sorgt. An hellen Tagen war das Display absolut problemlos abzulesen. Mir gefiel schon beim Huawei P9 der Screen. Leider nutzt das Huawei P10 kein IPS-NEO-Panel mehr, sondern ein LTPS-Panel. Kurzgefasst: Ein hochwertiges Panel und der Batterieverbrauch ist niedrig.
Mit einem 5,1 Zoll Bildschirm und den abgerundeten bzw. weichen Kanten ist es ein wahrer Handschmeichler. Die Kante im Diamantschliff gibt es jetzt nur noch vorne, weil die Ecken auf der Rückseite ”smooth” gestaltet sind. Diese Rundung verleiht dem Gerät ein modernes Aussehen und einen guten Halt in der Hand. Nicht abzustreiten dass es dem iPhone sehr stark ähnelt, aber ist dies schlecht? Ich finde nicht.
Hier ein paar Fotos neben dem Vorgänger Huawei P9.
Auch dieses Jahr gibt es die Kooperation bei der Kamera mit dem deutschen Traditionsunternehmen Leica. Im direkten Vergleich zur besten Smartphone Kamera laut dem Foto-Benchmark DxO (Google Pixel XL), kann das Huawei P10 zwar nicht gewinnen, aber es ist dennoch etwas besser als sein Vorgänger. Vor allem was Kontrast und Schärfe angeht, hat Huawei am Software-Algorithmus optimiert.
Ich selbst bin ein richtiger Fan des Modus ”Kräftige Farben” geworden. So ist zum Beispiel unten das erste Beispielfoto mit besagtem Effekt entstanden und das zweite Foto ohne diesen. Zusätzlich habe ich noch ein paar andere Motive angefügt:
Den Bokeh-Effekt kriegt Huawei sehr gut hin. Ist in der Kamera-App ”Große Blende” aktiviert, wird fast aus jedem Foto ein kleines Kunstwerk. Apropos Kunst: So ist es auch mit dem Monochrom-Modus.
Die vordere Kamera ist übrigens nun auch mit Technik von Leica ausgestattet – oder halt nur gebrandet. Standardkost, wenn ihr mich fragt. Mehr als ein paar Algorithmen zur besseren Farbkorrektur sind da vermutlich nicht drin. Ich lege darauf ohnehin nicht so viel Wert.
Angetrieben wird das Huawei P10 von einem HiSilicon Kirin 960 Octa-Core-Chip, der bereits im Huawei Mate 9 seine Arbeit sehr gut erledigt. Alles läuft flott, flüssig und halt so wie man es sich wünscht. Mit de angepasstem Emotion UI von Huawei – kurz EMUI – an Android 7 gibt es keine Ruckler oder Slowdowns.
Unter Last wird die Rückseite etwas warm, aber es ist nichts wildes. Smartphones mit einem Snapdragon 810 zum Beispiel werden bedeutend wärmer. Im Huawei Mate 9 ist die Wärmeentwicklung zum Vergleich so gut wie gar nicht vorhanden. Ich schätze, dass es sich hierbei ganz einfach um einfache Physik handelt: Mehr Fläche im Huawei Mate 9 wo die Wärme abgeleitet werden kann.
Der Arbeitsspeicher ist mit den Oberklasse-üblichen 4 GB ausgestattet. Das hilft ungemein im Bereich Multitasking, Apps bleiben lange im Speicher und öffnen sich sehr rasch. Mir gefällt es echt. Allerdings kannte ich das bereits von meinem Huawei Mate 9, insofern ist kein ”Boah, ich dachte schneller geht es nicht mehr”-Effekt vorhanden.
Kurz noch etwas zur Software: EMUI muss man mögen/lieben (lernen) so wie ich, oder aber man hasst es wie die Pest und verscheucht es wie eine Fliege im Sommer. Für meinen Anteil kann ich relativ plump behaupten ”et läuft”. Im gleichen Atemzug gebe ich aber auch zu, dass ich den Nova Launcher nutze. ;)
Eigene Features wie eine intelligente Steuerung und das Klonen von Apps sind vorhanden. Auch dies ist keine Neuerung für jene Nutzer, die schon etwas länger im Huawei-Universum Zuhause sind.
Da der Fingerabdrucksensor von hinten zur Vorderseite gewechselt ist, hat man sich indirekt gegen eine Navbar entschieden, welche sich aber optional wieder einschalten lässt. Nutzt man lediglich den Sensor, ist zurück mit einem Tap zu realisieren, länger drauf halten = Home und ein Wischen (links nach rechts oder umgekehrt) erscheint das Multitasking-Menü. Das native schnelle Apps wechseln von Android Nougat verfällt somit. Leider möchte ich sagen!
Der Lautsprecher tönt zwar nur Mono und ist an der Unterseite platziert, hat aber eine durchaus ordentliche Lautstärke für ein Smartphone und ein wenig Tiefen. Im Vergleich zum großen Cousin – dem Huawei Mate 9 – ist ein kleiner Unterschied hörbar, aber ich würde den Lautsprecher trotzdem als gut und einer der besseren Smartphone-Lautsprecher bezeichnen. Manchmal sind mir sogar die Benachrichtigungen zu laut, auch bei der Stufe 1. Kommt natürlich letzten Endes auch mit auf den Klingelton selbst an.
Der Akku mit einer Nennladung von 3.200 mAh sorgt für eine gute Laufzeit. Ein Tag intensive Nutzung ist vollkommen drin. Moderate Nutzer könnten hier an die Grenze von ganzen zwei Tagen kommen. Im Durchschnitt hatte ich eine Display-on-Time von 5 Stunden. Die Synchronisation ist immer an, die Helligkeit eigentlich durchweg zwischen 30 und 40 Prozent (jetzt bei dieser Sonne eher knapp 80 Prozent) und die Verbindung mit dem Internet ist ein Mischmasch aus 4G sowie WLAN. Natürlich ist es bei jedem Nutzer anders, weil es kommt auf die App-Nutzung drauf an und ob man zockt, mehrheitlich Videos/Streams schaut oder lediglich im Browser surft und auf sozialen Netzwerken hängt.
Solider Standard, was das Telefonieren angeht. Sowohl Lautstärke als auch Qualität ist in einem guten Rahmen. Der Empfang unterscheidet sich zu anderen Smartphones wie dem Google Pixel XL, Huawei Mate 9, iPhone 7 Plus, nicht. Alles andere wäre bei einem der führenden Netzwerkausrüster und Telefon-Entwickler peinlich gewesen.
Aufgefallen ist mir allerdings bei diversen Speedtests der realtiv hohe Ping und das sowohl im WLAN als auch Mobilnetz. Warum der oft jenseits der 100ms lag, ist mir unklar. Bis jetzt hatte ich dadurch aber keine negative Beeinträchtigung feststellen können. In der Theorie bedeutet ein hoher Ping längere Ansprechzeiten, zum Beispiel beim Aufrufen einer Webseite.
Zum Vorjahresmodell Huawei P9 ist das P10 ein gutes Upgrade. Ob es mit der Konkurrenz, welche sehr auf ein hohes Display-to-Body-Verhältnis Wert legt, mithalten kann, wird sich noch zeigen. Optisch finde ich es sehr schön gelungen und es ist tatsächlich ein Handschmeichler. Schreiben geht zwar mit einer Hand, ich bin es aber gewöhnt mit zwei Daumen zu schreiben… Ich weiß nicht – auch hier mache ich es halt oft so, aus Gewohnheit eben. Toll ist aber, es sicher in einer Hand halten und scrollen zu können, was mit dem Huawei Mate 9 nicht wirklich der Fall ist, was das sichere Fühlen angeht.
Für den Preis von 599 Euro UVP ist man unter den kommenden Flaggschiffen von LG, Samsung sowie HTC und das ist auch gut so. Wer nach einem soliden Smartphone mit einem vergleichsweise kompakten Formfaktor ohne Einschränkungen bei der Technik sucht, kann bedenkenlos zum Huawei P10 greifen. Zur Auswahl gibt es neben dem matten Schwarz auch ein spezielles Blau mit einer cooler Struktur sowie Silber/Weiß.