Die Firma Gigaset, eigentlich bekannt durch ihre DECT-Telefonie, und ein Überbleibsel von Siemens, die damals an der Spitze der Handyhersteller mitgewirkt haben, ist nun auch mit 3 Modellen im Smartphone Bereich vertreten. Wir durften das Gigaset ME auf Herz und Nieren testen.
Das Gigaset ME wurde uns von Gigaset zur Verfügung gestellt, vielen Dank dafür.
Das Gigaset ME gibt es nun schon etwas auf dem Markt. Dennoch wollten wir es uns nicht nehmen lassen, dieses schicke Smartphone zu testen. Angesiedelt im High-End Segment, mit entsprechender Ausstattung und ansprechendem Design. Mit 469 Euro ist es natürlich auch nicht gerade ein Schnäppchen. Ob das Geld gut angelegt ist erfahrt ihr nun im Folgenden.
Die Verpackung des Gigaset ist schon sehr ansprechend und edel. Eine schwarze Box mit dem Gigaset Logo in dem typischen Orange in der Mitte der Verpackung. Innen alles schlicht in Schwarz gehalten.
Auf der Rückseite dann die technische Angaben und Informationen
Zum Zubehör gehört ein Netzteil, ein USB Typ C Kabel, ein Headset, ein Simkarten-Schachtöffner und die Gebrauchsanweisung.
1 x Smartphone
1 x USB Typ-C Kabel
1 x Netzteil
1 x Headset
1 x Öffner Simkarten-Schacht
1 x Kurzanleitungen
Das Design ist Weltklasse. Es ist nichts wirklich neues, zum Teil erinnert es an das Iphone 6, zum Teil an das Galaxy S6, allerdings ist es hochwertig verarbeitet, keine Ecken keine schiefen Kanten, und es hinterlässt Eindruck. Der Aluminiumrahmen ist perfekt,es knarzt und knackt nichts wenn man etwas Druck ausübt, generell hat man bei dem Smartphone das Gefühl etwas in der Hand zu haben. Das 2.5D Glas auf Vor- und Rückseite passt ebenso perfekt dazu, wie der in die Rückseite eingelassene Fingerabrucksensor.
Zum Gewicht: Am Anfang war es schon ungewöhnlich schwer, aber man gewöhnt sich relativ schnell daran.160 gr. für ein 5 Zoll Smartphone sind nicht üblich, aber aufgrund des Aluminiumrahmens nachzuvollziehen.
Die Rückseite des Gigaset ME ist wie die Vorderseite mit 2.5D Glas ausgestattet. Dort findet ihr den Fingerabdrucksensor, die 16MP Kamera, sowie links die beiden Dioden für den Pulsmesser, und rechts den Dual-LED Blitz.
Was sehr ungewöhnlich am Gigaset ist, das die Power – und Lautstärketasten nicht wie bei den meisten Smartphones auf derselben Seite sind, sondern hier haben wir links die Laut/Leiser Wippschalter,
und rechts die Powertaste und den Dualsimkartenslot.
Unten befindet sich der USB Typ C Anschluss,Mikrofon und die Lautsprecher,
und oben haben wir den 3,5mm Klinkenanschluss sowie den Infrarotsensor sitzen.
Eine Besonderheit hat das Gigaset ME noch. Es besitzt keine beleuchteten Touchflächen auf der Vorderseite. Hier gibt es softwareseitig die Touchtasten. Das verleiht dem Telefon eine leicht andere Optik, kann aber auch als störend empfunden werden, daß beleuchtete Tasten fehlen.
Das Display ist ein Full-HD IPS LCD Display welches mit einer Auflösung von max. 1920×1080 Pixel (441ppi) läuft. Das Display kommt von der Pixeldichte zwar nicht an das S6 heran, aber mit 441 PPI braucht Gigaset sich nicht zu verstecken.
Pixelfehler oder sonstige Mängel konnte ich am Display nicht erkennen, Das Display ist gestochen scharf, und man sieht auch keine Pixel oder sonstiges, alles wirkt schön rund und glatt.
In den Display-Einstellungen gibt es nicht all zu viel bekanntes. Ein Manko, welches viele Smartphones haben, trotz adaptiver Helligkeitseinstellung, dass das Display im Sonnenlicht nur schwer lesbar ist.
Der Touchscreen arbeitet sauber, flüssig und reagiert wie er soll, egal in welchem Spiel oder mit welcher App.
Betrieben wird das Gigaset ME mit Android 5.1.1 Lollipop mit der hauseigenen Gigaset UI. Ähnlich wie bei Miui oder Apples IOS gibt es hier nur die Oberfläche und kein erweitertes Untermenü.
Die Gigaset UI ist simpel und sieht gut aus. Die Icons sind schick, und man hat alles Wichtige auf der Oberfläche, auf den App-Drawer wurde ähnlich wie bei Miui oder IOS verzichtet. Die Google Apps sind von Haus aus nach Einrichtung in einem eigenen Google-Ordner angelegt. Ansonsten hat das ME alles was man so für den Alltag benötigt. Unnötige Software gibt es so gut wie keine auf der Oberfläche.
Um in das Menü der Benachrichtigungsleiste zu gelangen, müsst ihr im Screen einfach von oben nach unten wischen, sieht in diesem Fall auch sehr ordentlich aus das Ganze.
Die 3 Virtuellen Tasten sind auch mal kurz erklärt. Die Linke, der Pfeil ist der Zurück-Button,
Der Kreis ist der Startbutton (lange gedrückt halten für Google Start)
und das Viereck ist der Multitask-Button. Eine Recent Apps Funktion habe ich nicht gefunden.
Widgets und Hintergründe könnt ihr ganz einfach ändern oder hinzufügen, in dem ihr den Finger lange auf den Screen gedrückt haltet.
Die Einstellmöglichkeiten sind fast Android Standard, alles sehr übersichtlich und gut sortiert, man findet sich leicht zurecht, da alles seinen angestammten Platz hat.
Der Fingerabdrucksensor arbeitet nicht so wie man es erwartet. Ist das Smartphone im Standby reagiert der Sensor träge und benötigt ca. 3 Sek. bis zur Reaktivierung.
Das Menü ist auch sehr übersichtlich gestaltet und man hat die Möglichkeit, mehrere Abdrücke zu speichern.
Ein wirklich nettes Feature ist der Ultra Energiesparmodus, welcher vergleichbar ist mit dem des Galaxy S6 z.B.. Benutzt man ihn, schaltet der Bildschirm in den SW-Modus und man hat nur noch die auf dem Bild gezeigten Features, wie Telefonieren, Kontakte, SMS und die Uhr (mit der Screenshot-Funktion werden die Icons farblich dargestellt, ist in der Realität aber schwarz-weiß). Mit diesem Modus soll das ME noch gute 12 Std. bei 10% Akkukapazität im Standby aushalten.
Was die Performance angeht, haben wir eine gespaltene Meinung. Der erste Benchmark fiel mit 73000 Antutu-Punkten super aus, doch mit 4 weiteren Tests fiel und stieg die Leistung bis zum 5. Test auf 59000 Punkte. Wenn ich jetzt von den 5 Tests den Mittelwert ziehe, steht das Gigaset trotz allem ganz gut da, mit knapp 65338 Punkten. Nehme ich die erste Wertung mit 73133 Punkten, dann liegt das Gigaset auf Platz 9 nach dem Z5. Das Problem ist der Snapdragon 810 SoC, der bekannt für Leistungseinbrüche und leichte Hitzeprobleme ist. Hitzeprobleme sind mir allerdings in keinem Test aufgefallen, das Gerät war immer maximal Handwarm.
Beim Geekbench Test ein ganz anderes Bild. Das Gerät liegt sowohl im Single Core Score, als auch im Multi-Core Score deutlisch vor den anderen Geräten. Hier war nach 4 Tests auch ein konstanter Wert gegeben.
Die Temperaturen waren allerdings die ganze Zeit im annehmbaren Bereich. Nach den 2 Benchmarks lag die CPU-Temperatur gerade mal bei 42°C.
Und auch Spiele meistert das Gigaset hervorragend. Asphalt 8 z.B. lief auf höchster Einstellung absolut flüssig.
Die Sprachqualität ist, entgegen der Kritik im Netz sehr gut. Man versteht den Gesprächspartner sehr gut und auch man selbst wird sehr gut wahrgenommen. Kein Knistern oder Rauschen oder Jake in the Box Klang.
LTE mit CAT 6 und die übrigen Netzstandards sind allesamt mit an Board.
Netzstandards:
Der GPS-Fix dank GLONASS + a-GPS ist sehr schnell und war mit einer guten Anzahl verbunden. Die Standortfunktion sowie Routenplaner funktionierten dabei einwandfrei. Selbst der 2. Test mitten in der Pampa, auf einem Feld im Nirgendwo, hat ein aktzepables Ergebnis erzielt.
Beim WLAN Test hat das Gigaset im Normalbereich abgeschnitten. Es musste dabei durch 2 dicke Betonwände und das ganze bei 2.4 Ghz.
Jetzt kommen wir zu dem Teil, der mir Spass macht. Denn der Klang des Smartphones mit dem mitgelieferten Headset und dank Dirac HD Sound® macht wirklich Spass. Man hat einige Einstellmöglichkeiten, kann Playlists erstellen, am Equalizer selbst Feintuning betreiben, und es klingt wirklich gut und der digitale Klang ist gegeben.
Die Kamera des Gigaset muss sich nicht verstecken, im Gegenteil, sie macht wirklich gute Bilder. Auslösen tut sie mit der Rückkamera mit 16MP (Blende: f2.0, Pixelgröße: 1,34µm). Sie hat Autofokus, Fingerabdruckauslöser, macht Makroaufnahmen bis zu 5cm, und hat eine Saphirglaslinse. Die Frontkamera löst mit 8 MP aus,und kann Weitwinkel-Selfies bis zu 120°.
Die Videofunktion unterstützt bis zu 2k, Zeitraffer (0,5 – 5 Sek.) und Slow-Motion und löst in den Formaten H.263/MPEG-4/H.264 auf.
Die Bilder werden beim hochladen von uns komprimiert.
Die Panaroma-Funktion hat sehr gut geklappt und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Die Akkulaufzeit ist trotz stromfressenden Snapdragon SoC doch ganz ansehnlich. Nach 36 Std. hatte ich noch 10% Akkukapazität, und durch Nutzung des Ultra Energiesparmodus bin ich nochmal weitere 5 Std ausgekommen und zum Schluß war der Akku bei 6 %.
Der Akku-Benchmark mit PCMark kommt in dem Fall auf 7 Stunden. Das PCMark durchspielt hierbei unterschiedlichen Anwendungs-Szenarien, wie Surfen, Browsen etc. und stoppt das Benchmark bei ca. 20% Restakku. Auch das Ergebnis kann sich somit sehen lassen.Es kommt zwar nicht an das Redmi 3 mit über 11 Stunden heran, aber das hat bislang noch kein Smartphone in unseren Tests geschafft.
Als ich das Smartphone ausgepackt habe, dachte ich erst, Oh Gott ist ganz schön schwer. Aber ich muss sagen, bei dem Smartphone hat man endlich wieder das Gefühl etwas in der Hand zu haben. Und auch so macht das Gigaset eine gute Figur, sei es das Multitasking oder Spiele, das lief alles hervorragend. Die Kamera macht sehr gute Bilder, da kann man getrost seine Digicam zuhause liegen lassen, und der Sound lässt jeden Ipod stehen. Der nicht wechselbare Akku ist ein Manko, welchen man mittlerweile hinnehmen kann, weil wirklich gute Akkus verbaut sind, die auch dementsprechend Kapazität haben. Die Leistungseinbrüche beim Antutu-Benchmark waren nicht so optimal, allerdings hatte ich während der Nutzung keinerlei Probleme oder Einbrüche. Aber was mich zum einen wirklich gestört hat, war die träge Reaktionszeit des Fingerabdrucksensors, wobei er teilweise den Finger gar nicht erkannt hat, und zum anderen das schlecht lesbare Display bei Sonnenlicht. Das meine heiß geliebte Notizapp gefehlt hat, sei mal dahingestellt, sowas kann man ja nachinstallieren.
Zusammengefasst, ein gutes sehr leistungsfähiges Highend Gerät welches Spass macht, lediglich der Preis trübt zum Schluss dann noch ein wenig die Stimmung mit 469 Euro. Wer mit ein paar kleinen Mankos leben kann (das mit dem Fingerabdrucksensor denke ich ist ein softwareseitiges Problem,welches evtl. durch ein Update behoben werden kann) der kann getrost auf dieses Smartphone zurückgreifen.