Ein Großteil aller derzeit erhältlichen Smartwatches sind mit einem runden Display ausgestattet, wie es ASUS nun in der dritten Generation der ZenWatch ebenfalls versucht. Die ASUS ZenWatch 3 ist derzeit eine der günstigsten Android Wear Smartwatches. Was sie so auf dem Kasten hat und wo es arges Potential für Verbesserungen gibt, soll dieser Test zeigen.
Zunächst möchte ich mich bei ASUS bedanken, die mir ein silbernes Exemplar der ZenWatch 3 zur Verfügung gestellt haben. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass ich als Besitzer einer Samsung Gear S2 Classic hin und wieder auch einen direkten Vergleich beider Uhren ziehen werde. Dieser wird sich jedoch in erster Linie auf die Unterschiede bei der Software beschränken, da beide verschiedene Plattformen verkörpern. Außerdem werde ich stellenweise die Eindrücke meiner Mutter mit nennen, die die Android-Wear-Uhr auch genutzt hat.
Auch wenn die dritte smarte Uhr von ASUS eine der aktuell günstigsten Android-Wear-Vertreter ist, so spart der taiwanische Konzern nicht an einer hübschen Verpackung. Tatsächlich ist das Auspacken schon eine kleine Inszenierung für sich: Der Deckel lässt sich gehalten von einem kleinen Bändchen auf der rechten Seite aufklappen, um die ASUS ZenWatch 3 freizulegen.
Nimmt man den Pappsockel mit etwas sanftem “Zerren” heraus, kommen das spezielle Ladekabel in Form eines magnetischen Docks zum Vorschein und ein kleines Gummiteil. Dabei handelt es sich um einen sehr provisorischen Sockel, zu dem ich später noch komme. Im Pappsockel selbst ist das USB-Netzteil versteckt und die Kurzanleitung sowie Garantiehinweise in Papierform.
Weiteres Standardzubehör wie beispielsweise ein Ersatzarmband beziehungsweise ein zweites Armband aus einem anderen Material sucht man vergeblich. Mehr braucht es aber auch nicht für eine Smartwatch bin ich der Meinung. Zumal das Standard-Armband seine Sache ganz gut macht.
Bisher war ASUS einer der wenigen Hersteller, die sich Android Wear mit einem quadratischen Display verschrieben hatten. Die ersten beiden Modelle der ZenWatch-Reihe waren eckig, schick – aber nicht mehr zeitgemäß, wenn man sich die Konkurrenz anschaut. Apple spielt da eine kleine Sonderrolle, denn die Apple Watch ist iPhone-exklusiv. Bei Android Wear oder Uhren für Android-Smartphones im Allgemeinen sieht es da schon wieder ganz anders aus.
So ist nun auch die ASUS ZenWatch 3 rund statt eckig und sieht einfach nur unglaublich schlicht sowie elegant aus. Ein Korpus aus blank poliertem Edelstahl, drei Knöpfe zur Bedienung und ein durchgängig rundes Display ohne schwarzen Balken wie bei den Motorola-Modellen. Als kleine Spielerei hat ASUS dem Modell einen messingfarbenen Ring um das Display verpasst, was jedoch eher wie Roségold erscheint. So schick kann eine digitale Uhr aussehen. Bevor jetzt jemand dieses Modell als „Frauen-Uhr“ abstempelt sei gesagt, dass besagter Messing-Ring auch das goldene und schwarze Modell ziert. ;)
Ich denke eher, dass der nicht allzu schmale Rahmen geschickt kaschiert werden soll – was den Technikern meiner Ansicht nach auch gelungen ist. Als unbedarften und unvoreingenommenen Smartwatch-Nutzer habe ich die ASUS ZenWatch 3 auch mal ein paar Tage meiner Mutter in die Hand gedrückt. Ihr gefiel das schlichte Design ebenfalls sehr gut, auch wenn sie sich ein etwas kleineres Modell wünschen würde, quasi wie es Motorola mit der Moto 360 anbietet.
Auf der rechten Seite der ASUS ZenWatch 3 sitzen insgesamt drei Knöpfe, die sich drücken lassen und der Steuerung der Smartwatch dienen. Die mittlere Taste ist dabei der Homebutton und führt immer zurück auf den Homescreen. Alternativ fungiert die Taste auch zum Ein- beziehungsweise Ausschalten der ASUS ZenWatch 3, sofern man sich auf dem Homescreen befindet. Die obere Taste öffnet standardmäßig ASUS ZenFit für Workouts und die untere Taste startet den Eco-Modus. Bei diesem handelt es sich schlicht und ergreifend um den Flugmodus, um etwas mehr Energie aus dem fest verbauten Akku zu quetschen.
Löblich ist, dass man beide Tasten, bis auf den Homebutton, mit anderen Anwendungen oder Funktionen belegen kann. Insgesamt sind mir die drei Tasten aber zu wuchtig, auch wenn die ASUS ZenWatch 3 insgesamt nicht gerade klein ist. Meiner bescheidenen Meinung nach hätte ein deutlich dezenteres Design den Tasten gut getan. Die Uhr wirkt auf mich in diesem Aspekt einfach zu klobig. Für meine Mutter ist der Druckpunkt der Tasten zudem zu fest, was ich ebenfalls bestätige, zumal sie Probleme mit der unteren Taste hatte: Sie hat diese immer wieder mal gedrückt, was die Verbindung logischerweise zum Smartphone gekappt hatte. Man sieht, eine andere Belegung ist durchaus sehr sinnvoll.
Bemängeln müssen wir beide allerdings eine Sache: Das Armband. Zum einen ist die Halterung stark angewinkelt, sodass dass befestigte Armband kein großes Spiel für Bewegungen hat. Wer ein breites Handgelenk hat könnte so seine Probleme bekommen. Was für das Handgelenk meiner Mutter kein Thema war, störte mich, denn der Winkel in welchem das Armband absteht ist für meinen Geschmack schon sehr grenzwertig. Zweitens ist der Mechanismus zum Wechseln der Bänder sehr fest, sodass ich ohne ein Hilfsmittel das Armband nicht wechseln konnte. Das würde sowieso kaum etwas bringen, da ASUS sich für eine proprietäre Breite entschieden hat, das heißt im Klartext: Entweder das Silikon- oder das Lederarmband.
Positiv zu erwähnen ist, dass die ASUS ZenWatch 3 trotz des Edelstahlgehäuses und integrierten Lautsprechers ein nach den IP67-Spezifikationen wasserdichtes Gehäuse besitzt. Den Tauchgang im heimischen Waschbecken übersteht die Smartwatch offiziell problemlos. Dennoch hatte ich so meine Schwierigkeiten, dies auch praktisch auszuprobieren. Es sind trotz allem immer noch 230 Euro, die ich am Handgelenk trage und nicht unbedingt wässern möchte.
In diesem Zusammenhang sollte noch erwähnt werden, dass es sich konkret um sogenannten 316L-Edelstahl handelt. Der Buchstabe L steht dabei für einen geringeren Kohlenstoffanteil in der Legierung des kalt-gefalteten Edelstahls, was wiederum bedeutet, dass das Gehäuse der ASUS ZenWatch 3 vergleichsweise schwerer korrodiert als normaler Edelstahl. Diese Legierung kommt vorwiegend in der Schmuck-Industrie und bei medizinischen Instrumenten zum Einsatz. Gerade im Hinblick auf die IP67-Schutzklasse eine sinnvolle Wahl. Trotzdem: Unter die Dusche nehmen weder ich noch meine Mutter eine Uhr mit, geschweige denn in die Badewanne.
Im dritten Jahr der ZenWatch-Reihe hat sich ASUS wie bereits erwähnt dem Trend zu runden Smartwatch-Displays angeschlossen. Mit 1,39 Zoll im Durchmesser gehört die ASUS ZenWatch 3 zu den größten Vertretern, setzt erfreulicherweise zudem auf eine Auflösung von 400 x 400 Pixel. Die Darstellung ist damit gestochen scharf.
Erst wenn man ganz nah herangeht, lässt sich AMOLED-typisch die RGB-Matrix der Pixel erkennen. Treppchenbildung ist ein Stichwort in diesem Zusammenhang. Im Alltag fällt das aber zum Glück nicht so auf wie bei manchen Smartphones, wo Kritiker der Display-Technologie wirklich mit der Lupe nach solchen Kleinigkeiten suchen, aber das ist ein anderes Thema.
Geschützt wird das Panel von Cornings Gorilla Glass mit erfreulich wenig Spiegelungen. Auch das AMOLED-Panel gefällt mir persönlich sehr, da es einen hohen Kontrast bietet, kräftige Farben – für manche zu kräftig – und eine ordentliche Helligkeit. Endlich findet sich auch ein Sensor zum Erkennen der Helligkeit mit an Bord, so dass die Helligkeit automatisch geregelt wird. Warum Motorola das nicht auch hinbekommen hat ohne den berühmten Flat Tire erschließt sich mir nicht. Gut, sollte vielleicht ein einzigartiges Merkmal sein und sich mit Apps wie „Watch Face – Minimal & Elegant“ und der Little-World-Option gekonnt kaschieren lässt.
Aber zurück zur Automatik für die Helligkeit, denn diese ist leider nicht perfekt. Genauer gesagt für meinen Geschmack bei der Anpassung zu träge, sodass die ASUS ZenWatch 3 entweder zu hell oder zu dunkel ist, wenn man zwischen beidem wechselt. Natürlich lässt sich die Helligkeit auch manuell regeln. Aber dazu erst mal etliche Ebenen tief in die Einstellungen zu gehen ist auf Dauer einfach nur nervig. Ergo bleibt die Automatik an, mit all ihren kleinen Nachteilen. Meine Mutter hatte mit der Helligkeit auch ihre Probleme, was in einer dauerhaft fest eingestellten Helligkeit resultierte, einschließlich der Meckerei der zu geringen Helligkeit im Freien. Lass ich mal so unkommentiert stehen. ;)
Irgendwann in diesem Halbjahr will Google den Startschuss für Android Wear 2.0 geben, welches höchstwahrscheinlich auf Android 7.1.1 Nougat basieren wird. Auch die ASUS ZenWatch 3 wird dieses Update erhalten. Bis es jedoch soweit ist, muss man sich noch mit Android Wear 1.5 aka Android 6.0.1 Marshmallow begnügen. Die Oberfläche von Android Wear halte ich aufgrund der Karten-Optik nur bedingt tauglich für einen runden Bildschirm, wie sie bei Android-kompatiblen Smartwatches vorherrschen. Das fand auch meine Mutter auf Dauer verwirrend, warum jetzt auf einmal nur eine Karte zu sehen ist, wieso die andere verschwindet und das die Möglichkeiten zur Anzeige des Inhaltes eher bescheiden ausfallen.
Außerdem setzt Google stark auf Spracheingabe zum Starten von Apps oder dem Beantworten von (Messenger-)Nachrichten.
Nachteil der Sprachsteuerung: Man ist auf eine stabile und vor allem auch schnelle Internetverbindung angewiesen, da das Gesprochene erst mal an die Google-Now-Server geschickt, analysiert und die passende Aktion an die Uhr geschickt wird. Probiert das mal bei einer EDGE-Verbindung aus – da passiert quasi gar nix in Deutschland. Zumal meine Mutter eh nichts damit anfangen könnte, da einerseits ihr Datenvolumen im Monat unserer Meinung nach zu klein ist und wir zum anderen auch nicht gerade mit der Uhr quatschen wollen. Die Blicke der Passanten sind… ;)
Was allerdings ein ungemein großer Vorteil von Android Wear ist: Für jede Smartphone-App landen Benachrichtigungen auch automatisch auf der ASUS ZenWatch 3. Spezielle Companion-Apps sind nicht nötig. Diese gibt es auch, um erweiterte Möglichkeiten der Interaktion zu realisieren, sind aber eben nicht zwingend nötig. Ich finde das wirklich klasse und auch meiner Mutter hatte das anfangs gefallen. Mit der Zeit gingen ihr die ständigen Mitteilungen jedoch ordentlich auf den Keks. Da macht es Samsung dem Nutzer mit den aktiv frei zu gebenden Apps für Push-Nachrichten auf die Gear-Modelle erheblich einfacher.
Ein weiterer Vorteil der ASUS ZenWatch 3 besteht darin, dass eine Vielzahl an Watchfaces jeglicher Art bereits vorinstalliert sind, inklusive animierter Watchfaces. Diese lassen sich mit der ASUS-eigenen Zen-Manager-App größtenteils anpassen. Mitunter stehen mehrere Farbakzente für das Watchface zur Auswahl und auch bis zu drei Widgets lassen sich platzieren: Akkustand von der Uhr selbst, dem Smartphone, die zurückgelegten Schritte, verbrannte Kalorien, ungelesene Benachrichtigungen oder das Wetter. Es gibt teils Hunderte Kombinationsmöglichkeiten. Und wem das nicht reicht, der findet im Google Play Store im Wear-Bereich Tausende weitere Watchfaces zum Download vor.
Oder man wird selbst kreativ und entwirft mittels ASUS ZenWatch FaceDesigner eigene Watchfaces. Die Möglichkeiten erachte ich als tatsächlich vielfältig bei der Gestaltung: Ziffernblatt, Zeiger, Widgets, Datumselemente, die Ziffern selbst und dergleichen lassen enormen Freiraum für Kreative. Gefällt das Ergebnis besonders gut, lässt sich dieses auch teilen, aber nur mit anderen Besitzern einer ASUS ZenWatch 3. Ob die App auch mit anderen runden Android Wear Uhren wie der Motorola Moto 360 2nd Gen (zum Test) oder einer LG G Watch R (zum Test) funktioniert, weiß ich nicht. Ich würde aber nicht zwingend davon ausgehen.
Viele Nutzer, wie zum Beispiel meine Mutter, werden jedoch mit den vorinstallierten Watchfaces schon zufrieden sein.
Aber zurück zur eigentlichen Bedienung, denn diese geht über den Touchscreen zumindest ein wenig hinaus. Die drei seitlich verbauten Tasten tragen nur bedingt zu einer schnelleren Bedienung bei. Hauptsächlich erfolgt die Bedienung per Sprache oder Wischgesten, die in einem kleinen Tutorial bei der Ersteinrichtung erklärt werden. Dort merkt man auch die Anpassungen von ASUS beziehungsweise die Neuerungen der letzten Android-Wear-Versionen mit den Schüttelgesten. Letzteres hab ich so gut wie gar nicht verwendet und auch meine Mutter hatte ihre Probleme damit. Die Einrichtung selbst war ihr übrigens auch etwas zu kompliziert. Zum Glück kann sie Apple nicht sonderlich viel abgewinnen. :P
Zurück zum Thema. Die mittlere Taste führt immer eine Stufe zurück beziehungsweise zum Homescreen, während sich die beiden anderen Tasten mit einer App belegen lassen. Ab Werk wird über die obere Taste ASUS ZenFit gestartet mit direkter Möglichkeit ein Workout zu beginnen, während die untere Taste kurzerhand den Flugmodus aktiviert. Von ASUS übrigens Eco-Modus genannt, der nichts anderes macht als sämtliche Funkverbindungen zu kappen – eben ein Flugmodus. Insofern bietet es sich direkt an, in die Einstellungen von Android Wear abzutauchen und mindestens die untere Taste neu zu belegen. So wirkt das Feature zwar sinnvoll, aber eben auch nur, wenn man zwei Apps oder Funktionen besonders häufig nutzt und diese Schnellstart-Tasten einen erheblichen Zeitvorteil bringen.
ASUS ZenFit
Überhaupt stellt die ASUS-eigene Fitness-App den größten Mehrwert gegenüber der Android-Wear-Konkurrenz aus meiner Sicht dar. Sicherlich werden manche spätestens nach den ersten Minuten der Nutzung „Das ist doch ein Google-Fit-Klon!“ schreien und irgendwie haben sie auch Recht. In meinen Augen ist die App jedoch ein Stückchen besser auf das runde Display der ASUS ZenWatch 3 abgestimmt sowie dessen Gegenstück auf dem Smartphone. Zumindest die optische Aufmachung hat mich mehr angesprochen – auch wenn das nicht zwangsläufig zu einer stärkeren Nutzung des Fitness-Aspekts verleitet. ;)
Mir fehlt vor allem eine Sache und das ist abgesehen von der Erfassung der zurückgelegten Schritte das automatische Erkennen und Aufzeichnen von sportlichen Tätigkeiten. Hier muss ich einfach den Vergleich zur Tizen-Plattform von Samsung ziehen: Bewege ich mich für mindestens 10 Minuten kontinuierlich, wird das automatisch als Gehen von meiner Samsung Gear S2 Classic erfasst bzw. der Samsung Gear S3 Classic, die ich ebenfalls testen darf. Vor allem da beide Samsung-Uhren ab Werk – die Generation S2 seit dem letzten Value Pack 2 Update – eine schier endlose Zahl an Sportarten direkt auf der Uhr selbst unterstützen. ASUS ZenFit auf der ZenWatch 3 unterstützt da lediglich vier Sportarten: Gehen, Laufen, SitUps und Liegestütze; bis auf das Gehen alles Dinge, die meine Mutter eher widerwillig macht – wenn überhaupt. ;)
Einstellen lassen sich wahlweise die mindestens zurückzulegende Entfernung oder die Zeit, die man aktiv der jeweiligen Sportart widmen will. Netter Zusatz: Auf der Gegenstelle im Smartphone kann man die Daten sowohl von der ASUS ZenWatch 3 anzeigen lassen, vom Smartphone selbst (sofern entsprechende Sensoren verbaut sind) oder von beiden kombiniert. Spätestens hier merkt man auch, dass die ASUS ZenWatch 3 in erster Linie zum bloßen Sammeln der Fitness-bezogenen Daten gedacht ist, denn die Auswertung mit diversen Statistiken inklusive Upload in die (ASUS-/Google-)Cloud erfolgt auf dem Smartphone.
Interessant ist, dass die ASUS ZenWtach 3 auch das Erfassen der Schlafphasen unterstützt. Hab ich auch mal probiert, nur kommt da der größte Nachteil von Android-Wear-Uhren einschließlich ASUS‘ dritter Generation zum Vorschein: Nach einem aktiven Tag hält der Akku die Nacht tendenziell nicht mehr durch. Und wenn doch, störte mich die Bewegungsautomatik zum Display-Einschalten und einem nicht immer funktionierenden Kinomodus. Immerhin kann ASUS das Versprechen mit der Quick-Charge-Unterstützung einhalten und der Akku ist relativ flott wieder auf ganzer Höhe. Dennoch hab ich mir einiges mehr erwartet. Meine Mutter hat aufgrund der Größe der Uhr selbst das Feature gar nicht erst ausprobiert.
Ein Sensor zum Messen des aktuellen Puls fehlt der ASUS ZenWatch 3. Eigentlich schade, aber das hätte die sowieso schon sehr überschaubare Akku-Ausdauer noch weiter nach unten gedrückt. Insofern vielleicht gar nicht mal so blöd von ASUS. Oder die Lösung der ASUS ZenWatch 2 (zum Test) mit den zwei Berührungspunkten an den Displayrändern ist für das runde Display der ZenWatch 3 nicht adaptierbar. Vermisst habe ich es schon.
Spannender wird es wiederum, wenn ich mir die Verfügbarkeit von Apps für Android Wear so anschaue. Da muss ich zugeben: Fast alles richtig gemacht Google. Es gibt gefühlt Tausende von Watchfaces und Hunderte von Apps, die über das einfache Companion-Dasein hinaus gehen. Vor allem das Angebot an, wenn auch zum Teil, sehr einfachen Spielen hat mich beeindruckt.
Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich ein regelrechter Smartwatch-Apps-Muffel bin. Hier mal Spotify zum Testen installiert, dort ein Spielchen für Zwischendurch heruntergeladen und vielleicht mal Facer näher ausprobiert: Das war es auch schon. Mehr als die Anzeige von neuen Nachrichten, dem Wetter, anstehende Termine, das morgendliche Wecken und Erfassen von Fitness-Aktivitäten verlange ich persönlich nicht von einer Smartwatch. Halte ich übrigens auch bei meiner Samsung Gear S2 Classic so. Ich hab dort so gut wie keine zusätzlichen Apps installiert, da mir die Bordmittel völlig ausreichen.
Zumal Samsung die Darstellung auf dem runden Display, der dezenten Einblendung neuer Benachrichtigungen, dem selektiven Charakter für App-Benachrichtigungen auf dem Smartphone und erst Recht der Lünette für mich sowieso die Messlatte enorm nach oben gesetzt hat.
Neben dem Design mit der ersten Android-Wear-Smartwatch mit drei Bedienköpfen an der Seite stellt die ASUS ZenWatch 3 eine weitere Premiere dar. Sie ist der erste Vertreter mit Googles Uhren-Software, in welcher der speziell für Wearables entwickelte Snapdragon Wear 2100: Vier Kerne, maximal 1,2 GHz Taktfrequenz, Adreno 304 GPU und integrierte Unterstützung von WLAN nebst Bluetooth. Manche haben ihn schon als neu aufgewärmten Snapdragon 400 bezeichnet und so ganz verkehrt ist der Vergleich auch nicht. Zumindest sind ein verbesserter Fertigungsprozess mit einem daraus resultierenden geringeren Energiebedarf nennenswert, aber davon zeigt sich verglichen mit den bisherigen Snapdragon 400 nutzenden Android-Wear-Uhren wie schon gesagt wenig bis gar nichts.
Immerhin ist die Bedienung nahezu flüssig, genehmigt sich dennoch ab und zu etwas Zeit bis eine Aktion ausgeführt wird. Bestes Beispiel ist die Geste zum Einschalten des Bildschirms. Dreht man das Handgelenk etwas schneller zu sich, geht das Display an. Während die Samsung Gear S2 quasi sofort da ist, lässt sich die ASUS ZenWatch 3 ein bis zwei Sekunden Zeit, bis das Ziffernblatt aktiv ist. Ich wage zu behaupten, dass es an Android Wear selbst beziehungsweise an nicht so ganz optimierten Treibern von Qualcomm liegt. Jedenfalls ist noch Spielraum nach oben vorhanden.
Auf Benchmarks verzichte ich an dieser Stelle, da die bei einer Smartwatch zum einen eher schwierig zu erstellen sind – ja ja, ich weiß, Bootloader-Unlock, ADB und dann die Android-APK von AnTuTu drauf pushen nebst dem ganzen Kram – und zum anderen sowieso fehl am Platze bei einer smarten Uhr. Ich will sie benutzen und keine Videos konvertieren oder ähnliches.
Klar das die ASUS ZenWatch 3 alle modernen Kommunikationsmittel unterstützt, die bei einer Smartwatch wichtig sind. Über Bluetooth 4.1 wird die Verbindung zum Smartphone hergestellt – Android Wear setzt mindestens Android 4.3 Jelly Bean oder iOS 7 voraus – und alternativ kann man einfache Sachen auch per WLAN erledigen. Übrigens nur im 2,4 GHz Band, da die Dualband-Unterstützung fehlt. Durchaus zu verschmerzen, denn größere Downloads von Kartenmaterial oder Filmen hab ich mit der Smartwatch nicht gerade tätigen wollen. Letztlich sollen Android Wear Modelle damit auch nur etwas unabhängiger vom gekoppelten Smartphone werden. Ich für meinen Teil kann das auch unterstreichen, habe aber vermutlich auch zu selten Apps genutzt, die davon tatsächlich Gebrauch machen können. GPS und ein Funkmodem fehlen hingegen, was der eh zu kurzen Akkulaufzeit erst Recht nicht gut getan hätte.
Schon seit den ersten Modellen gilt Android Wear alles andere als akkuschonend. Leider zeigt die ASUS ZenWatch 3 mit ihrem 340 mAh fassenden Akku, dass sich auch mit Android Wear 1.5 am Energiehunger der Plattform nur bedingt etwas verbessert hat. Bei meiner Nutzung hatte ich die Uhr meistens am Abend bereits wieder aufladen müssen, wenn ich sie als Schlaftracker nutzen wollte. Nur selten hat die Uhr den zweiten Tag auch noch geschafft. Das aber wirklich nur mit sehr wenigen Benachrichtigungen auf der Uhr und alles natürlich mit dem ausgeschaltetem Always-On-Display. Es sieht zwar schick aus, wenn das Watchface die ganze Zeit zu sehen ist, aber es zieht auch extrem am Akku.
Schade ist, dass ASUS mir nicht das exklusive Zubehör der ASUS ZenWatch 3 zur Verfügung stellen konnte, denn es gibt einen 200 mAh fassenden Zusatzakku für die Smartwatch, womit zusätzliche 40 Prozent Energie zur Verfügung stehen. Soweit ich weiß, wird dieser magnetisch unterhalb der Uhr angebracht. In wie weit das den Tragekomfort beeinflusst, kann ich daher nicht beurteilen.
Als hinderlich stellt sich beim Aufladen das abstehende Armband dar. Die Ladeschale wird magnetisch auf den Unterboden geklemmt und so liegt die ASUS-Uhr dann da. Eher witziges Gimmick: ASUS legt ein kleines Gummidings bei, auf welche man die Smartwatch mit angedockter Ladeschale legen kann. Halte ich für überflüssig, da die Uhr, zumindest bei mir, öfters einfach rausgefallen ist.
Löblich finde ich da eher, dass es keine dreiviertel Stunde dauert und der Akku wieder vollgeladen ist. ASUS nennt diese Technologie schlicht HyperCharge. Schnelles aufladen zwischendurch ist also kein Problem – sofern das Ladekabel im Rucksack dabei ist.
Mit 229 Euro für das Modell mit Silikonarmband und 249 Euro für ein Armband aus italienischem Leder stellt die ASUS ZenWatch 3 eine der preiswertesten Android-Wear-Vertreter dar. Das Design ist zurückhaltend klassisch, während das Edelstahlgehäuse für Robustheit und Eleganz sorgt. Auch die beiden mit Apps oder Funktionen programmierbaren Tasten sind ein willkommener Pluspunkt.
Aber: Die Performance ist stellenweise ausbaufähig, der Akku hält mit Ach und Krach gerade mal zwei Tage und auch Android Wear ist für meinen Geschmack mit der Karten-Optik für neue Benachrichtigungen sowie der Cloud-abhängigen Sprachsteuerung suboptimal am Handgelenk. Da bietet Samsung und erst Recht Pebble – trotz eingestelltem Geschäftsbetrieb – das deutlich bessere Gesamtpaket an. Vor allem eines, das deutlich länger mit einer Akkuladung auskommt.
So bleibt unterm Strich festzuhalten, dass ASUS bei der ZenWatch 3 das Beste aus der verbauten Hardware gemacht hat. Da Google nach wie vor die Anpassung von Android Wear verweigert, kann ASUS nicht viel mehr machen. So bleibt nur zu hoffen, dass Android Wear 2.0 die nötigen Verbesserungen mit sich bringt und die ASUS ZenWatch 3 gehörig aufwertet. Anderenfalls bleibt die Plattform ein netter Versuch verglichen mit Tizen sowie Pebble OS.