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Terroralarm in Frankreich nach Anschlag mit drei Toten

Täter soll bei Angriff in Kirche in Nizza "Allahu Akbar" gerufen haben

Nach einem mutmaßlich islamistischen Anschlag in der Küstenstadt Nizza hat Frankreich landesweit die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Der Angreifer tötete am Donnerstag nach Polizeiangaben drei Menschen in der Basilika Notre-Dame mit einem Messer, einem der Opfer schnitt er die Kehle durch. Die Tat löste international Bestürzung aus. Vorausgegangen waren massive Proteste und Drohungen gegen Frankreich in muslimischen Ländern.

Der Täter drang der Polizei zufolge gegen neun Uhr morgens in die katholische Kirche im belebten Stadtzentrum von Nizza ein. Er tötete den Küster und eine Frau mit einem Messer, eine weitere Frau konnte sich zunächst in eine Bar flüchten, wo sie aber ihren Verletzungen erlag.

Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi sagte, alles deute auf einen islamistischen Anschlag hin. Der mutmaßliche Täter rief nach seinen Angaben mehrfach "Allahu Akbar" (Gott ist groß), bevor ihn die Polizei mit Schüssen verletzte und festnahm. Die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft zog die Ermittlungen an sich. Der Täter soll 25 Jahre alt sein und sich "Brahim" nennen.

Frankreichs Regierungschef Jean Castex verurteilte die "ebenso feige wie barbarische Tat, die das ganze Land in Trauer versetzt". Präsident Emmanuel Macron verschaffte sich persönlich in Nizza ein Bild von der Lage, er will am Freitag mit dem Sicherheitskabinett beraten.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich "tief erschüttert über die grausamen Morde in einer Kirche". Ähnlich äußerten sich Vertreter der EU, der NATO und vieler europäischer Länder. Papst Franziskus erklärte: "Terrorismus und Gewalt dürfen niemals akzeptiert werden."

Die Türkei verurteilte nach tagelangen diplomatischen Spannungen mit Frankreich ebenfalls den "grausamen" Angriff. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Macron noch zu Wochenbeginn beschuldigt, eine "Hasskampagne" gegen den Islam zu führen.

Die Proteste in mehreren muslimischen Ländern hatten sich an Macrons jüngsten Äußerungen zu den Mohammed-Karikaturen entzündet. Der Staatschef verteidigte die Karikaturen im Namen der Meinungsfreiheit, nachdem ein mutmaßlicher Islamist bei Paris einen Lehrer enthauptet hatte. Dieser hatte die Karikaturen im Unterricht gezeigt.

Wegen des neuerlichen Anschlags rief Frankreich die höchste Terror-Warnstufe aus. Sie ermöglicht der Regierung einen massiven Einsatz der Antiterror-Kräfte der Armee und verschärfte Kontrollen an den Grenzen. Nach dem Angriff gab es mehrere Festnahmen. Unter anderem wurde in Lyon ein Afghane mit einem Messer festgenommen, in Avignon wurde ein Mann mit einer Schusswaffe verhaftet. Verletzte gab es dabei nicht.

Die katholische Kirche Frankreichs erklärte, Christen dürften in dem Konflikt mit Muslimen nicht "zum symbolischen Schlachtopfer werden". In ganz Frankreich läuteten um 15 Uhr die Glocken im Gedenken an die Opfer. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, äußerte sich entsetzt und "sprachlos".

Der Angriff ereignete sich drei Tage vor Allerheiligen und zum Mawlid-Fest, an dem Muslime in vielen Ländern die Geburt des Propheten Mohammed feiern.

Die Tat erinnert viele Franzosen an das blutige Attentat von Nizza vor vier Jahren, bei dem ein Islamist am französischen Nationalfeiertag mit einem Lastwagen in die Menschenmenge raste und 86 Menschen tötete. Dieser Anschlag diente dem Tunesier Anis Amri als Vorbild, der auf einem Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016 zwölf Menschen mit einem Lkw tötete.

Der neuerliche Messerangriff ereignete sich kurz vor Inkrafttreten des neuen Corona-Lockdowns in Frankreich in der Nacht zum Freitag. In der Innenstadt von Nizza waren zum Tatzeitpunkt zahlreiche Menschen zum Einkaufen unterwegs. "Alle sind weggerannt, es fielen Schüsse", erzählte ein Kellner, der in einer Bar nahe Notre-Dame arbeitet. " Der verletzte Täter wurde nach Polizeiangaben ins Krankenhaus gebracht.

by Von Vincent-Xavier MORVAN