Bei der Parlamentswahl in Island hat die regierende Links-Rechts-Koalition ihre Mehrheit ersten Teilergebnissen zufolge verteidigt. Nach Auszählung von mehr als einem Drittel der Stimmen kamen die drei Parteien zusammen auf 38 der 63 Sitze im Parlament. Die Linksgrünen von Ministerpräsidentin Katrin Jakobsdottir müssen aber wohl Sitze an ihre konservativen Koalitionspartner abgeben.
Stärkste Kraft dürfte mit 16 Sitzen die konservative Unabhängigkeitspartei werden. Parteichef Bjarni Benediktsson, Finanzminister der bisherigen Regierung und ehemaliger Ministerpräsident, hofft, Jakobsdottir als Regierungschef abzulösen.
Die Linksgrünen kommen wohl nur noch auf neun Sitze - zwei Sitze weniger als bei der Wahl 2017. Damit werden sie von der Fortschrittspartei, die Mitte-Rechts-Positionen vertritt und auf 13 Sitze hoffen kann, auf den dritten Platz verdrängt. Die Fortschrittspartei sei "zurück in der ersten Reihe" der Politik, jubelte Parteichef Sigurdur Ingi Johannsson.
Jakobsdottir sagte, es werde wohl "kompliziert", eine neue Regierung zu bilden. "Wir müssen abwarten, wie die Regierungsparteien insgesamt abschneiden und wie wir abschneiden", sagte die Ministerpräsidentin.
Jakobsdottirs Regierung ist erst die zweite seit 2008, die bis zum Ende der vierjährigen Amtszeit durchhielt. Zwischen 2007 und 2017 wurden infolge mehrerer Skandale insgesamt fünf Wahlen abgehalten.
Die Ministerpräsidentin selbst ist sehr beliebt. Während ihrer vierjährigen Amtszeit führte sie ein fortschrittliches Einkommensteuersystem ein, erhöhte das Budget für den sozialen Wohnungsbau und verlängerte die Elternzeit. Auch ihr Umgang mit der Corona-Krise wurde gelobt: In dem Inselstaat mit seinen 370.000 Einwohnern starben nur 33 Menschen an den Folgen einer Infektion.
by Halldor KOLBEINS