Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat China vorgeworfen, der Expertenmission zu den Ursprüngen der Corona-Pandemie nicht genügend Daten zur Verfügung gestellt zu haben. In der Zukunft erwarte er "gemeinschaftliche Studien, um rechtzeitiger und umfassender Daten zu teilen", sagte Tedros am Dienstag in Genf bei einem Briefing der WHO-Mitgliedstaaten anlässlich der offiziellen Vorstellung des Berichts zu der Mission.
Tedros forderte zudem, die These, das neuartige Coronavirus könne aus einem Labor entwichen sein, weiter zu untersuchen. Denkbar seien "weitere Missionen mit spezialisierten Experten, zu deren Entsendung ich bereit bin". Die internationalen Experten, die im Januar im chinesischen Wuhan nach den Ursprüngen der Corona-Pandemie gesucht hatten, stufen es in ihrem Bericht als "extrem unwahrscheinlich" ein, dass das Virus versehentlich aus einem Labor entwichen ist. Die Möglichkeit einer absichtlichen Freisetzung von Sars-CoV-2 wurde nicht untersucht.
Ende 2019 wurden die ersten Infektionsfälle im chinesischen Wuhan bekannt. Seitdem haben sich Behördenangaben zufolge weltweit mehr als 127 Millionen Menschen mit Sars-CoV-2 angesteckt; mehr als 2,79 Millionen Infizierte starben. Wegen neuer gefährlicherer Virus-Mutanten wurden in zahlreichen Ländern zuletzt wieder schärfere Restriktionen verhängt.
Kritiker werfen der WHO vor, die Expertenmission in Wuhan habe wegen mangelnder Kooperation Chinas zu wenige Ergebnisse erbracht. Die USA äußerten wiederholt Zweifel an Chinas Transparenz im Umgang mit der Pandemie. Lange Zeit hatte Peking sehr zurückhaltend auf das Ansinnen reagiert, internationale Fachleute zur Klärung der Pandemie-Ursprünge ins Land zu lassen. Erst nach mehr als einem Jahr stimmte Peking dann der WHO-Mission zu.
Die etwa ein Dutzend Experten aus verschiedenen Fachrichtungen wie Epidemiologie und Zoologie durften schließlich nach mehrtägiger Verzögerung am 14. Januar 2021 nach China einreisen. Nach einer zweiwöchigen Corona-Quarantäne besuchten sie unter anderem das Institut für Virologie und den Huanan-Tiermarkt in Wuhan und sprachen mit chinesischen Behördenvertretern. Die Mission endete am 9. Februar.
by Christopher Black