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Tausende flüchten vor Kämpfen aus Sudans Hauptstadt Khartum

Wegen der schweren Kämpfe im Sudan sind am Mittwoch tausende Menschen aus der Hauptstadt Khartum geflohen. Laute Explosionen und heftige Gefechte waren in der Stadt zu hören. Augenzeugen berichteten, dass schwarzer Rauchwolken von Gebäuden in der Nähe des Armee-Hauptquartiers aufstiegen. Regierungen anderer Länder begannen mit Planungen, ihre Mitarbeiter aus dem Sudan in Sicherheit zu bringen. Tausende Ausländer sind noch vor Ort, darunter viele UN-Mitarbeiter.

In dem nordostafrikanischen Land liefern sich Einheiten der Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz seit Samstag erbitterte Kämpfe. Zuvor war eine Einigung zur Eingliederung der RSF in die Armee gescheitert. Am Mittwoch waren RSF-Kämpfer auf gepanzerten Fahrzeugen und Pick-ups voll beladen mit schweren Waffen und Munition in Khartum zu sehen. Armee-Kampfflugzeuge wiederum überflogen die Stadt und feuerten auf RSF-Stellung, wie Augenzeugen berichteten.

Für die in ihren Wohnungen festsitzenden Zivilisten wurde die Lage zunehmend hoffnungslos: Die Nahrungsmittel-Vorräte schwinden, der Strom fällt aus, Trinkwasser fehlt. Die Aussicht auf eine Evakuierung der Menschen am Dienstag war zerstört worden, nachdem eine humanitäre Feuerpause nur Minuten nach ihrem Inkrafttreten wieder gebrochen worden war. 

Am Mittwoch nahmen viele Zivilisten ihr Schicksal selbst in die Hand und flüchteten in Autos oder zu Fuß aus der Stadt, darunter viele Frauen und Kinder. Sie berichteten, die Straßen von Khartum seien mit Leichen übersät.

Japan gab am Mittwoch bekannt, dass sein Verteidigungsministerium mit den "nötigen Vorbereitungen" begonnen habe, um etwa 60 Japaner aus dem Sudan in Sicherheit zu bringen, darunter auch Mitarbeiter der japanischen Botschaft. 

Durch die Kämpfe seit Samstag sind nach UN-Angaben bisher mindestens 185 Menschen getötet und mehr als 1800 verletzt worden. Die tatsächliche Opferzahl dürfte aber weit höher liegen. Viele Verletzte schaffen es wegen der Gefechte nicht in ein Krankenhaus, mehrere Kliniken sind nach Angaben von Ärzten zudem geschlossen, von Kämpfern besetzt oder werden beschossen.

Die Kämpfe sind das Ergebnis eines tiefen Risses zwischen der Armee und der paramilitärischen RSF, die 2013 von dem - später von Armee und RSF gemeinsam gestürzten - Langzeit-Herrscher Omar al-Baschir gegründet worden war. Armeechef Abdel Fattah al-Burhan und RSF-Anführer Mohamed Hamdan Daglo waren seit der Machtübernahme 2019 Verbündete, trotz mancher Spannungen. 

Im Oktober 2021 führten beide auch den Militärputsch gegen die zivile Regierung an, wodurch der international unterstützte Übergang zur Demokratie gestoppt wurde. Daglo, genannt Hemeti, nennt den Putsch inzwischen einen "Fehler", während al-Burhan weiter daran festhält. Am Samstag dann brachen heftige Kämpfe zwischen beiden Seiten aus. Die internationale Gemeinschaft hat beide Seiten aufgerufen, diese sofort einzustellen.

Auslöser der Kämpfe waren Streitigkeiten über die geplante Eingliederung der RSF-Miliz in die Armee. Dies gilt als zentraler Schritt bei dem Vorhaben, die Macht wieder an eine zivile Regierung zu übertragen. 

cp/jes