Im Rahmen von Protesttagen gegen die Umweltpolitik der britischen Regierung haben sich tausende Demonstranten vor dem Parlament in London versammelt. Schwerpunkt der Kundgebung am Samstag waren Natur- und Artenschutz, einige Teilnehmer kamen in Tierkostümen. Auch viele Kinder beteiligten sich an dem Protestmarsch, der von der Westminster Abbey zum Parlament führte. Die Demonstranten hielten Schilder mit Aufschriften wie "Ausrottung ist für immer" hoch.
Die Umweltzerstörung und der Rückgang der Artenvielfalt stelle einen "Notstand" dar, sagte die Demonstrantin Jenny O'Hara Jakeway, die für ihre Teilnahme an der Demonstration mit ihren beiden Kindern eine sechsstündige Anfahrt auf sich nahm. "Alle müssen zusammen an einem Strang ziehen, damit künftige Generationen unseren schönen Planeten noch genießen können."
Die 47-Jährige fügte hinzu, eigentlich müsste sie öfter für den Umweltschutz auf die Straße gehen, aber ihr Leben bestehe "aus Arbeit und Familie". Tatenlosigkeit sei aber "keine Option mehr wegen der Dringlichkeit der Lage". Der zehnjährige Fox, der mit seinen Eltern und seiner fünfjährigen Schwester an dem Protest teilnahm, trug ein Tiger-Kostüm. "Wir sind hier, um den Planeten vor Menschen zu retten, die ihn zerstören", sagte er.
Zum Abschluss der Kundgebung legten sich die Demonstranten vor dem Parlament auf den Boden, "in Gedenken und Trauer über den herzzerreißenden 70-prozentigen Rückgang der Wildtier-Populationen seit dem ersten Earth Day in den 1970er Jahren", wie es von den Organisatoren hieß.
Die Chefin von Greenpeace Großbritannien, Areeba Hamid, kritisierte: "Da die Regierung die Flammen der Klima- und Biodiversitätskrise weiter anfacht, ist klar, dass nur gemeinsame Anstrengungen diese löschen können." Die vier Protesttage im Vereinigten Königreich dienten als "Katalysator für einen neuen geeinten Kampf gegen Interessengruppen, die Gewinne über die Menschen und die Erde stellen".
Die Protesttage hatten am Freitag mit Demonstrationen vor Ministerien in London begonnen, an denen sich nach Angaben der Umweltgruppe Extinction Rebellion (XR) ebenfalls tausende Menschen beteiligten. Dabei sei "das Versagen im Umweltschutz und im Sozialen" der britischen Regierung angeprangert worden.
XR hatte in den vergangenen Jahren mit der Blockade von Straßen und Flughäfen für Kontroversen gesorgt. Im Januar verkündete die Gruppe aber, solche Aufsehen erregenden Protestaktionen vorerst einzustellen und stattdessen zahlreiche Menschen für den Einsatz für den Natur- und Klimaschutz zu mobilisieren.
XR wirft der konservativen britischen Regierung vor, die Gefahren der Erderwärmung zu ignorieren. "Die Klima- und Umweltkrise passiert nicht erst in der Zukunft, sie ist schon da", erklärte XR-Sprecherin Zoe Cohen. "Es ist an der Zeit, dass die Regierung das ernst nimmt und auf die Menschen hier hört." Für Sonntag ist eine Großkundgebung parallel zum London-Marathon geplant. Um Beeinträchtigungen zu minimieren, führten die Protest-Organisatoren vorab Gespräche mit den Organisatoren der Sportveranstaltung.
yb/lan