Düstere Sonntagabend-Unterhaltung
Düster, dunkel, kalt, verstörend. Wer diese Attribute bei einem Krimi schätzt, ist beim neuen Axel-Milberg-Krimi aus Kiel, “Tatort: Borowski und das Haus am Meer” (15.12., 20:15 Uhr, das Erste), genau richtig aufgehoben. Wer es seichter möchte, der sollte sich vielleicht eine andere Sonntagabend-Beschäftigung suchen. Doch der Reihe nach.
In einem Küstenwald nahe Kiel läuft den Kommissaren Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) wie aus dem Nichts der achtjährige Simon vors Auto. Verwirrt berichtet der Junge, dass sein Großvater tot im Wald läge, dass er von einem Hund angefallen und von einem Indianer beschützt worden sei. Borowski sucht eilig den Wald ab, findet aber nichts. Stattdessen fällt ihm ein Segelschiff auf, das in der Bucht ankert. Als die Kommissare Simon zu seinen Eltern Johann und Nadja Flemming zurückbringen, bestätigt sich, dass Großvater Heinrich verschwunden ist.
Heinrich litt an Alzheimer und lief häufig desorientiert einfach los. Bevor Johann und Nadja Flemming ihn deshalb bei sich aufnahmen, lebte Heinrich in Dänemark in einer alternativen Kommune auf dem Segelschiff. Noch am Morgen seines Verschwindens drohte seine dänische Lebenspartnerin Inga damit, ihn notfalls gewaltsam zurückzuholen. Am nächsten Tag wird Heinrichs Leiche am Strand gefunden – auf rätselhafte Weise neben einem halb verwesten Hundekadaver begraben. Das Schiff ist spurlos verschwunden. Wer hat Heinrich umgebracht? Borowski ist sich sicher: Simon hat den Täter gesehen…
Zweifelsfrei ist “Borowski und das Haus am Meer” ein handwerklich stark gemachter “Tatort”. Axel Milberg verkörpert einmal mehr seine Paraderolle des schrulligen, aber einfühlsamen Kommissars. Almila Bagriacik spielt sich in ihrem dritten Fall immer mehr in den Vordergrund und füllt mittlerweile die Lücke, die der Abschied von Sibel Kekilli hinterließ. Die atmosphärische Stimmung und die beängstigende Musik sind ebenfalls lobend zu erwähnen, alles gemeinsam ergibt einen runden, düsteren Film.
Manchen Zuschauern dürfte dagegen eine Sache bereits in den ersten Minuten missfallen: die düstere Darstellung. Die gesamte Aufmachung und Szenerie ist nichts für schwache Nerven. Wer also Lust auf Schmunzeln und kleine Lacher am Sonntagabend hat, sollte um diesen Film einen Bogen machen. Wem dagegen starke Krimis und Psycho-Thriller-Elemente Freude bereiten, der ist – wie eigentlich immer – bei Borowski genau richtig aufgehoben.
(dr/spot)