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“Tatort: Angriff auf Wache 08”: So grandios wird der neue Murot-Krimi

Polizeimuseum im Kugelhagel

Im neuen “Tatort: Angriff auf Wache 08” (20. Oktober ab 20:15 Uhr im Ersten) ist Ulrich Tukur (62) wieder als Felix Murot zu sehen. Statt Ermittlungen in einem Mordfall steht diesmal allerdings eher die Verteidigung von Leib und Leben auf dem Programm. Denn was zunächst als harmloser Besuch bei einem alten Freund und früheren Kollegen beginnt, entwickelt sich schnell zu einem unübersichtlichen Kriegsschauplatz irgendwo im Nirgendwo zwischen Frankfurt am Main und Offenbach – in guter alter Western-Manier auch “O-Town” genannt… Worum es genau geht und ob sich das Einschalten lohnt? Die Antwort gibt es hier.

Irgendwo in der ländlichen Peripherie, die einer Prärie gleicht, zwischen Frankfurt und Offenbach steht eine alte, einsame Polizeiwache, die mittlerweile ein Polizeimuseum ist. Nur noch zwei Polizisten arbeiten dort, um Führungen für Schulklassen zu machen: Walter Brenner (Peter Kurth, 62) und seine Kollegin Cynthia (Christina Große, 49). Brenner ist ein alter Freund von Felix Murot, und so beschließt der Kommissar den Ex-Kollegen aus alten BKA-Tagen an seinem freien Tag zu besuchen.

In der Zwischenzeit braut sich in der Stadt etwas zusammen: Eine Gang schwört Rache für ihre erschossenen Mitglieder. Doch auch am Polizeimuseum überschlagen sich die Ereignisse: Ein Gefangenentransport mit Schwerkriminellen strandet mit einer Reifenpanne vor dem ehemaligen Revier und plötzlich taucht der Teenie Jenny Sibelius (Paula Hartmann, 18) mit einer Waffe in der Hand auf.

Während sich alle Beteiligten noch fragen, was das alles zu bedeuten hat, wird das Museum plötzlich brutal angegriffen. Können die Eingeschlossenen im Schatten der Sonnenfinsternis entkommen?

Auf jeden Fall! Dieser Film ist ein Meisterwerk. Drehbuchautor Clemens Meyer (42) und Regisseur Thomas Stuber (38) haben zusammen mit den Kollegen vor und hinter der Kamera einen grandiosen Krimi mit Western-, Zombie-, Horror-, Thriller- und Antikriegsfilm-Elementen geschaffen.

Auch dieser Murot-Krimi ist wieder eine Hommage an andere filmische Kunstwerke ist. Die Zuschauer dürften sich beispielsweise an Handlungsstränge des Filmklassikers “Assault – Anschlag bei Nacht” (1976) von John Carpenter (71) erinnert fühlen; auch hier verschanzten sich Ordnungshüter in einer abgeschiedenen Polizeiwache.

Fans von alten John-Wayne-Western dürften ebenfalls frohlocken, denn schon allein die brachliegende Landschaft ähnelt einer ausgetrockneten Prärie im Wilden Westen. Doch damit nicht genug: Wie um ein Lagerfeuer sitzen die verschwitzten Protagonisten irgendwann im Kreis, reichen eine Flasche Whiskey reihum und lauschen dem Song “(I was born under a) Wand’rin’ Star” von Lee Marvin (1924-1987), der von Polizist Brenner auf einer Mundharmonika zum Besten gegeben wird.

Die Darstellung der angreifenden Gangs – deren Zusammensetzung überrascht – ist hingegen von einem anderen Genre inspiriert: Sie wirken wie Zombies, die als gesichts- und seelenlose Monster durch die Dunkelheit streifen. Gut möglich, dass hier entsprechende Filme von George A. Romero (1940-2017) Pate standen.

Und irgendwie zitiert dieser Murot-Krimi auch sich selbst. Doch anders als bei dem preisgekrönten “Tatort: Im Schmerz geboren” (2014) wird man die Leichen-Strichliste hier irgendwann beiseitelegen. Es dürften definitiv noch mehr sein…

Split Screens, gelbliche Färbung, ungewöhnliche Einstellungen etc. – die Einfälle des Teams um Kamera und Bildgestaltung sind herausragend. Da wirken sogar die Drahtseile zwischen den Hochspannungsmasten wie bezaubernde Strahlen am blauen Hochsommerhimmel. Hollywoodreif ist außerdem das umfangreiche Waffenarsenal, welches den Zuschauern mit beeindruckender Expertise vorgestellt wird – kein Wunder, dass Waffenmeister Markus Diekmann eigens im Abspann genannt wird.

Dieser Krimi ist eine großartige Ensemble-Leistung, in die sich die Figur des Felix Murot wunderbar einfügt. Ganz besonders verneigen muss man sich aber wohl vor Clemens Meyer, der nicht nur das Drehbuch geschrieben hat, sondern im Film auch in der skurrilen Rolle des Moderators DJ Ecki zu sehen ist. Seine Szenen bilden eine Art Rahmenhandlung – und bieten zugleich eine Verschnaufpause zwischen den Angriffen. Und auch hier gibt es Parallelen zu einem Filmklassiker, die spätestens beim langgezogenen “Good Morning!” in Erinnerung gerufen werden – gemeint ist “Good Morning, Vietnam” (1988) mit Robin Williams (1951-2914).

Ein Highlight für “Tatort”-Fans und Nicht-“Tatort”-Fans.

(ili/amw/spot)

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