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Taiwans Vizepräsident betont Anspruch auf Souveränität seines Landes

Inmitten erneuter chinesischer Militärübungen vor Taiwan hat der taiwanische Vizepräsident William Lai den Anspruch auf die Souveränität seines Landes betont. Taiwan sei "kein Teil der Volksrepublik China", sagte Lai in einem am Samstag ausgestrahlten Interview mit einem taiwanischen Fernsehsender. Daher könne sein Land auch das Ein-China-Prinzip nicht akzeptieren.

Denn wenn China "eines Tages sein Gesicht ändert, haben wir unsere Souveränität nicht mehr und die internationale Gemeinschaft kann uns nicht mehr helfen", sagte Lai in dem während seines US-Besuchs aufgezeichneten Interviews. Aus diesem Grund sei auch die im kommenden Jahr abgehaltene Wahl "keine Wahl zwischen Frieden und Krieg", sondern vielmehr eine zwischen "Demokratie oder Autokratie".

Lai tritt im Januar als Präsidentschaftskandidat bei der Wahl in Taiwan an, derzeit gilt er als Favorit. China hat den Politiker besonders im Visier, da sich Lai offen für eine Unabhängigkeit Taiwans ausgesprochen hat.

Lai hatte auf einer Reise nach Paraguay Zwischenstopps in den USA eingelegt und damit den Zorn Pekings ausgelöst. Paraguay ist das einzige Land in Südamerika, das Taiwan als eigenständigen Staat anerkennt. China sieht die selbstverwaltete Insel Taiwan als Teil seines Territoriums, das es wieder mit dem Festland vereinigen will - notfalls mit militärischer Gewalt.

Am Samstag startete China als Reaktion auf Lais Reise wiederholt Luft- und Seeübungen der Marine und der Luftwaffe rund um Taiwan. Diese sollten als "strenge Warnung" vor Absprachen von taiwanischen "Separatisten" mit dem Ausland dienen, zitierte die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua einen Militärsprecher.

Taipeh zufolge drangen Kampfflugzeuge 42 Mal in die taiwanische Luftverteidigungszone ein. 25 von ihnen hätten die Mittellinie der Straße von Taiwan überquert, erklärte das taiwanische Verteidigungsministerium.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Peking als Reaktion auf einen Besuch der damaligen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, großangelegte Manöver rund um Taiwan ausgeführt. Im April übte Peking dann bei einer dreitägigen Militärübung eine Blockade Taiwans, nachdem der Mehrheitsführer im US-Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, sich mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen getroffen hatte.

Als Reaktion auf die Übungen vom Samstag forderte das US-Außenministerium in Washington Peking auf, "seinen militärischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Druck auf Taiwan einzustellen und stattdessen einen sinnvollen Dialog mit Taiwan aufzunehmen".

kas/oer