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Täter des islamistischen Anschlags bei Paris hatte Kontakt zu Vater einer Schülerin

Dutzende Einsätze in mutmaßlich islamistischem Spektrum - 16 Menschen in Gewahrsam

Der nach dem islamistischen Anschlag auf einen Geschichtslehrer bei Paris festgenommene Vater einer Schülerin soll in Kontakt mit dem Täter gestanden haben. Nach Angaben aus Ermittlerkreisen tauschten der Vater und der 18-jährige Täter am Tag des Anschlags Nachrichten im Online-Dienst WhatsApp aus. Wegen der Enthauptung des Lehrers bei Paris waren am Dienstagabend insgesamt 16 Menschen in Polizeigewahrsam, darunter auch der Vater der Schülerin. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte indes ein "verstärktes Vorgehen gegen den radikalen Islam" an.

Der Vater der Schülerin hatte sich rund eine Woche vor dem Anschlag auf der Online-Plattform Facebook darüber beschwert, dass der Lehrer seinen Schülern Nackt-Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt habe. In einer Botschaft begleitet von einem Video rief er zu einem Vorgehen gegen den Geschichtslehrer auf und hinterließ auch seine Telefonnummer.

Die Tochter des Mannes besuchte den Angaben zufolge die achte Klasse der Schule in Conflans-Sainte-Honorine, an der der enthauptete Lehrer unterrichtet hatte. Sie soll an dem Tag, als der Lehrer seinen Schülern Mohammed-Karikaturen zeigte, jedoch nicht am Unterricht teilgenommen haben, wie aus Ermittlerkreisen verlautete.

Vor rund einer Woche stellte der Vater erneut ein Video ins Internet, in dem er gemeinsam mit einem islamistischen Aktivisten auftrat. Die Halbschwester des Vaters soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft für die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) nach Syrien gegangen sein.

Präsident Macron kündigte am Dienstagabend an, verstärkt gegen den "radikalen Islam" vorzugehen. Das pro-palästinensische Kollektiv, benannt nach dem Hamas-Gründer Scheich Ahmed Jassin, das laut Macron "direkt" an der Ermordung des Lehrers beteiligt war, soll am Mittwoch durch einen Beschluss im Ministerrat aufgelöst werden. Weitere "Entscheidungen dieser Art gegen Verbände und Gruppen von Einzelpersonen" sollen demnach folgen.

Die Polizei ging nach der Ermordung des Lehrers am vergangenen Freitag in dutzenden Einsätzen gegen 51 Menschen und Vereinigungen vor, die mutmaßlich dem islamistischen Spektrum nahe stehen. All diese Islamisten stünden "nicht unbedingt in Verbindung" mit dem Mord an dem Lehrer, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin. Die Einsätze zielten vielmehr darauf ab, "eine Botschaft zu vermitteln: nicht eine Minute Aufschub für die Feinde der Republik".

Das französische Innenministerium verkündete auch die Schließung einer Moschee im Pariser Vorort Pantin. Dem Imam der Moschee warf der Innenminister vor, das Opfer bedroht und die Adresse seiner Schule veröffentlicht zu haben. Die Moschee soll nach Angaben des Innenministeriums ab Mittwochabend sechs Monate lang geschlossen bleiben.

Unter den 16 Menschen in Polizeigewahrsam befinden sich nach Angaben der Behörden Familienangehörige des Täters sowie fünf Schüler aus Conflans-Sainte-Honorine, wo das Opfer als Geschichtslehrer gearbeitet hatte. Ermittlerkreisen zufolge stehen einer oder mehrere Schüler im Verdacht, dem 18-jährigen Täter tschetschenischer Herkunft Hinweise auf das Opfer gegeben zu haben, möglicherweise gegen Geld.

Derweil wurden mehrere Gedenkfeiern zu Ehren des Opfers angekündigt. Am Mittwoch findet eine nationale Gedenkfeier in Anwesenheit von Präsident Emmanuel Macron in Paris statt. Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel Blanquer kündigte eine posthume Auszeichnung des Lehrers mit dem Orden der Ehrenlegion an.

Auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drückte den Franzosen sein Mitgefühl aus. Er betonte die Bedeutung des Unterrichts über Meinungsfreiheit: "So kostbar unsere Grundwerte sind, so zerbrechlich sind sie auch, wenn wir sie nicht unserer Jugend lebendig vermitteln können."

Der 47-jährige Geschichtslehrer war am Freitag in der Nähe seiner Schule in Conflans-Sainte-Honorine bei Paris von dem 18-jährigen Täter enthauptet worden. Er hatte mit seinen Schülern das Thema Meinungsfreiheit im Unterricht behandelt und dabei Mohammed-Karikaturen verwendet. Solche Karikaturen, die in der Satirezeitung "Charlie Hebdo" abgedruckt wurden, auf die 2015 ein Anschlag mit zwölf Toten verübt worden war, ziehen seit Jahren den Hass von Islamisten auf sich.

by Bertrand GUAY