Die Niederlande holen vier ihrer Staatsbürger aus einem Lager für gefangene IS-Mitglieder im Nordosten Syriens zurück. Eine Frau, ihre beiden Kinder und ein zwölfjähriges Mädchen seien am Samstag an eine Delegation der niederländischen Regierung übergeben worden, erklärten die kurdischen Behörden. Die Frau werde bei ihrer Ankunft in den Niederlanden verhaftet, erklärten das Außen- sowie das Justizministerium in Den Haag.
Die Anwältin der Frau, Tamara Buruma, sagte der Nachrichtenagentur AFP, es handele sich um eine junge Mutter namens Ilham B. und ihre beiden Söhne. Sie erwarte, dass ihre Mandantin der Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation beschuldigt werde. Die beiden Jungen würden in die Obhut des Jugendamtes übergeben.
Das zwölfjährige Mädchen wurde nach Angaben der syrischen Kurden mit Zustimmung ihrer Mutter in ihre Heimat zurückgeschickt. Es handele sich um einen "humanitären Fall".
Mindestens 220 Kinder von IS-Angehörigen mit niederländischer Staatsangehörigkeit befinden sich laut den niederländischen Behörden noch in Syrien oder der Türkei. 75 Prozent von ihnen sind demnach unter vier Jahre alt und wurden in der Region von Eltern mit niederländischer Staatsangehörigkeit geboren. Allein in kurdisch geführten Lagern in Syrien lebten etwa noch 75 Jungen und Mädchen mit ihren Müttern, einige wenige auch in der von Dschihadisten beherrschten nordwestlichen Region Idlib.
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte 2014 weite Teile des Iraks und Syriens überrannt und ein "Kalifat" ausgerufen, bevor sie im März 2019 militärisch besiegt wurde. Die syrischen Kurden halten seitdem tausende ausländische Dschihadisten und ihre Angehörigen in Gefängnissen und Lagern fest. Sie verlangen von den Heimatländern die Rücknahme ihrer Staatsbürger.
Die meisten europäischen Länder sträuben sich aber dagegen, insbesondere ihre erwachsenen Staatsangehörigen aus den Gefangenenlagern zurückzuholen. Auch in den Niederlanden sind Rückholaktionen umstritten. Den Haag habe keine "generelle Politik" der Rückführung von Menschen aus Kriegsgebieten, sagte eine Sprecherin des Justizministeriums. "Wir würden es vorziehen, wenn ein Tribunal in der Region eingerichtet würde", fügte sie hinzu.
by Delil SOULEIMAN