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Südafrika entsendet wegen tödlicher Ausschreitungen Soldaten in Unruheprovinzen

Proteste gegen Inhaftierung von Ex-Präsident Zuma schlagen in Gewalt um

In Südafrika hat die Regierung nach tagelangen Ausschreitungen infolge der Inhaftierung von Ex-Präsident Jacob Zuma Soldaten in zwei Provinzen entsandt. Die Truppen würden in der Region Gauteng mit der Metropole Johannesburg sowie der Provinz KwaZulu-Natal die Polizei bei der Eindämmung der Unruhen unterstützen, teilte die Armee am Montag mit. Nach Polizeiangaben wurden bei den Ausschreitungen mindestens sechs Menschen getötet.

Der langjährige Präsident Zuma war Ende Juni vom Verfassungsgericht wegen Missachtung der Justiz zu einer 15-monatigen Haftstrafe verurteilt worden, die er vergangene Woche antrat. Während viele Südafrikaner die Inhaftierung des Ex-Staatschefs als Erfolg für die Rechtsstaatlichkeit des Landes feierten, gingen Unterstützer Zumas auf die Straße.

Die Proteste schlugen vielerorts in Gewalt um. Am Montag wurden den vierten Tag in Folge vor allem in KwaZulu-Natal, der Heimatprovinz Zumas, Gebäude in Brand gesetzt und Häuser geplündert. Demonstranten steckten ein Einkaufszentrum in der Provinzhauptstadt Pietermaritzburg in Brand. In Eshowe, einer Stadt in der Nähe von Zumas Wohnort Nkandla, eröffnete die Polizei das Feuer, um die Menschenmenge auseinanderzutreiben.

Chaotische Szenen spielten sich auch in Johannesburg ab: Dutzende Autos wurden angezündet, Fensterscheiben von Geschäften eingeschlagen. In wohlhabenderen Vierteln schlossen viele Läden vorzeitig. Ein Wachmann eines Einkaufszentrums im wohlhabenden Vorort Rosebank sagte der Nachrichtenagentur AFP, das Einkaufszentrum sei aufgrund von Informationen über sich nähernde Plünderer frühzeitig dicht gemacht worden.

Ein Polizeihubschrauber kreiste über dem Johannesburger Vorort Soweto, wo ebenfalls Plünderer unterwegs waren. Sie trugen teilweise riesige TV-Sets und andere Elektrogeräte wie Mikrowellen aus Geschäften.

Im östlich von Johannesburg gelegenen Township Katlehong sah ein AFP-Fotograf eine Leiche, die mit einer grauen Decke überdeckt war. Einen Tag zuvor war im Stadtteil Jeppe ein ähnlicher Leichenfund gemeldet worden; nach Zeugenaussagen handelte es sich dabei um einen Wachmann, der durch einen Kopfschuss getötet worden war.

In einer Mitteilung, die vor der Entsendung der Soldaten veröffentlicht wurde, bezifferte die Polizei die Zahl der Todesopfer durch die Ausschreitungen auf sechs. Einige von ihnen hätten Schussverletzungen erlitten, hieß es. Eine Untersuchung zur Identität der Opfer sowie den Umständen ihres Todes sei im Gange.

Ein Polizeisprecher machte "Kriminelle und Opportunisten" für die chaotische Lage verantwortlich. 219 Menschen seien festgenommen worden.

Präsident Cyril Ramaphosa hatte die Menschen am Sonntag zu "friedlichem Protest" aufgerufen. Nach Angaben seines Büros wollte er sich am Montagabend in einer Rede an die Bevölkerung wenden.

Vor allem bei ärmeren Südafrikanern ist der 79-jährige Zuma auch nach zahlreichen Korruptionsaffären immer noch beliebt. Der frühere Kämpfer gegen die Apartheid war 2009 als Hoffnungsträger der Armen an die Macht gekommen. Bei vielen Südafrikanern verspielte er durch seine zahllosen Korruptionsaffären aber jede Glaubwürdigkeit. Anfang 2018 kam der skandalumwitterte Präsident mit seinem Rücktritt einer Absetzung zuvor.

Am kommenden Montag soll Zuma erneut vor Gericht erscheinen. In dem noch laufenden Verfahren geht es um einen Rüstungsskandal aus dem Jahr 1999; Zuma war damals Vizepräsident. Im Zusammenhang mit dem Skandal ist er unter anderem wegen Betrug, Bestechung und organisierter Kriminalität angeklagt.

by Von Susan NJANJI und Phill MAKAGOE