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Studie stellt Geschäftsmodell von Lieferdiensten für Lebensmittel infrage

Das Geschäftsmodell schneller Lieferdienste, die Lebensmittel innerhalb von Minuten an die Haustür bringen, steht nach Ansicht von Forschenden auf wackeligen Beinen. Es sei zu erwarten, dass nur wenige der heutigen Anbieter im sogenannten Quick-Commerce überleben werden, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (IMU) der Hans-Böckler-Stiftung. Viele dieser Firmen seien innerhalb kürzester Zeit schnell gewachsen, verzeichneten aber weiterhin enorme Verluste.

Blitzlieferdienste wie Getir, Delivery Hero oder Flink bringen Angebot und Nachfrage zusammen. Aus kleinen Lagern an günstigen Orten in Ballungsgebieten liefern sie Einkäufe direkt an die Verbraucher. Die Branche sei in den letzten Jahren zwar stark gewachsen, dieses Wachstum sei jedoch zu einem erheblichen Teil durch Risikokapitalgeber finanziert und nicht in Profite umgemünzt worden. 

Als Beispiel führt das IMU das deutsche Unternehmen Delivery Hero und seine Entwicklung zwischen 2017 und 2022 an. Die zunächst geringen Umsätze bei gleichzeitigen Verlusten seien zu Beginn erwartbar gewesen, insbesondere bei einem neuen Start-Up. Der Umsatz während der Corona-Pandemie stieg dann rasant an, was nach Angaben der Forschenden allerdings nicht wachsender Rentabilität einher ging.

"Im Gegenteil: Mit steigendem Umsatz wuchsen auch die roten Zahlen", stellten die Forschenden fest. Erst bis Mitte 2023 reduzierte sich der Verlust spürbar, trotzdem habe das Minus immer noch bei 832 Millionen Euro gelegen. Bisher sei es keinem Anbieter gelungen, mit dem operativen Geschäft Gewinne zu erwirtschaften, hieß es weiter.

Die Forschenden beobachteten, dass eine Konsolidierung des Marktes bereits im Gange sei. So wurde der damalige Branchenprimus Gorillas durch den Mitbewerber Getir übernommen. Weitere Übernahmen seien zu erwarten. "Ein Problem ist und bleibt vorerst, die Auslieferung der Waren zu den Endkund*innen, die 'letzte Meile', unter den gegebenen Bedingungen kostendeckend zu gestalten", erklärten die Studienautoren. 

Schlechte Aussichten seien das auch für die Beschäftigten der Branche. Sie müssten damit rechnen, dass Niedriglöhne ein wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells bleiben. Viele Lieferanten arbeiteten als Scheinselbstständige für wenig Auskommen und mit einer schlechten sozialen Absicherung.

Für die Studie untersuchten die Studienmacher die börsennotierten Unternehmen Just eat Takeaway, Delivery Hero, Hello Fresh, JD.com und Meituan Maicai. Für Unternehmen wie Getir oder Flink lagen hingegen viele nötige Kennzahlen nicht vor, weil sie diese anders als börsennotierte Firmen nicht veröffentlichen müssen. 

mb/pe