Die Corona-Pandemie hat das Geschäftsmodell des Gastgewerbes mit zahlreichen geringfügig und saisonal Beschäftigten ins Wanken gebracht: Derzeit seien immer noch rund 100.000 Menschen weniger in der Branche beschäftigt als vor der Pandemie, heißt es in einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Mehr als jede und jeder vierte entschied sich in der Pandemie für einen anderen Beruf. Die Branche stehe deshalb "wie nie zuvor" unter Druck, die Attraktivität für Beschäftigte zu steigern und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Vor der Corona-Pandemie habe das Gastgewerbe in Deutschland stetig wachsende Umsatzzahlen verzeichnet - und stetig wachsende Beschäftigtenzahlen. 2019 arbeiteten der am Dienstag veröffentlichten Studie zufolge 2,1 Millionen Menschen in Gaststätten, Bars und Hotels. In der Corona-Pandemie sank die Zahl auf einen "historischen Tiefstand" von 1,8 Millionen sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigte. Knapp 330.000 Menschen weniger waren demnach in der Hochphase der Pandemie weniger im Gastgewerbe tätig.
Zahlreiche sozialversicherungspflichtig Beschäftigte erhielten Kurzarbeitergeld und blieben. Dem Gastgewerbe den Rücken kehrten laut Studie vor allem Beschäftigte unter 25 Jahren, Beschäftigte in Betrieben mit 50 und mehr Beschäftigten, Minijobberinnen und -jobber sowie Leiharbeitskräfte.
Auch bei den Auszubildenden sorgte die Pandemie laut Studie für einen Rückgang um 22 Prozent - im Jahr 2022 gab es mit knapp 37.000 Azubis zwei Drittel weniger als noch 15 Jahre zuvor.
Die Betriebe haben ihr Personal zwar kräftig wieder aufgestockt - setzen dabei laut Studie aber vor allem auf Minijobs und ungelernte Beschäftigte. Auch nach Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns im Oktober 2022 auf zwölf Euro pro Stunde bleibe das Lohngefüge des Gastgewerbes insgesamt aber niedrig, denn der Großteil der Betriebe zahle seinen Beschäftigten keinen Tariflohn, heißt es in der Studie weiter. "Die Branche ist weiterhin eine Niedriglohnbranche."
Allerdings nehme der Wert von Tarifverträgen laut Branchenvertretern zu - nicht zuletzt, weil die Konkurrenz durch andere Branchen stark zugenommen habe. Ein weiterer Ansatz zur Steigerung der Attraktivität könnte ein Gewerkschaftsvorschlag sein, allen Beschäftigten im Gastgewerbe nach ihrer Ausbildung einen Einstiegslohn von mindestens 3000 Euro brutto Vollzeit zu zahlen. Vor allem aber brauche es "beschäftigtenorientierte Regelungen zur Arbeitszeit". Ohne Lohnsteigerungen und bessere Arbeitsbedingungen werde sich die Personallücke "nur schwer schließen", so das Fazit der Studie.
ilo/pe