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Studie: Bei Ganztagsbetreuung an Grundschulen fehlen mehr als 500.000 Plätze

In Deutschland fehlen einer Studie zufolge derzeit mehr als eine halbe Million Plätze in der Ganztagsbetreuung an den Grundschulen. Im Jahr 2022 gab es rund 529.000 Plätze zu wenig, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in der am Sonntag vorgelegten Analyse berechnete. Mehr als jedes sechste Grundschulkind, das eine Ganztagsbetreuung brauchte, bekam keine. 

Das IW nutzte Zahlen des Bundesfamilienministeriums und der Kultusministerkonferenz. Im vergangenen Jahr hatten demnach 73 Prozent der Eltern eines Kindes im Grundschulalter Bedarf für eine Ganztagsbetreuung. Das wären laut IW 2,2 Millionen Plätze. Angeboten wurden aber nur 1,7 Millionen Plätze.   

Besonders groß ist der Studie zufolge die Lücke mit 152.000 Plätzen in Nordrhein-Westfalen und mit 104.000 Plätzen in Bayern. Am besten aufgestellt ist Hamburg: Hier bekommen alle Kinder einen Platz, den Anspruch auf Ganztag gibt es in der Hansestadt bereits.

Der Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder war 2021 von Bundestag und Bundesrat beschlossen worden. Er wird schrittweise ab 2026 eingeführt und gilt zunächst für Schülerinnen und Schüler der ersten Klasse. Jedes Jahr kommt bis 2029 dann eine zusätzliche Klassenstufe hinzu. Dies Vorhaben "dürfte die Politik kaum einhalten können", urteilte das IW. 

Denn die Zahl der Grundschulkinder wächst aktuell, 2029 dürfte sie den Angaben zufolge acht Prozent höher liegen als heute. Zudem werde die Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer wichtiger, betonte das IW. Auch daher dürfte der Bedarf steigen. 

"Ein Rechtsanspruch allein bedeutet noch lange nicht, dass alle Familien mit Betreuungsbedarf auch tatsächlich einen Platz bekommen", erklärte Studienautor Wido Geis-Thöne. Das habe die Erfahrung mit den unter Dreijährigen in den vergangenen Jahren "schmerzlich" gelehrt. Dabei sei eine gute Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder unbedingt notwendig, damit Mütter und Väter nicht mit Schuleintritt der Kinder bei ihren Erwerbsmöglichkeiten zurückgeworfen würden, betonte der IW-Ökonom.

ilo/hex