Die Alternative für Deutschland (AfD) hat bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen besonders in Regionen gepunktet, die von wirtschaftlichen Umbrüchen betroffen sind. Typischerweise brauche die Wirtschaft in diesen Gebieten viel Energie oder Anlagen, die große Emissionen erzeugen, entsprechend unsicher sei die Zukunftslage, erklärte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Mittwoch in Köln. Schon 2021 hatte die AfD in diesen Regionen durchschnittlich 2,2 Prozentpunkte mehr Stimmen erhalten.
Das zeigte sich den Angaben der IW-Forschenden nun auch bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen. In den bayerischen Regionen, in denen die Automobilindustrie stark vertreten ist und sich auf traditionelle Antriebsstränge fokussiert, schnitt die AfD durchschnittlich 3,1 Prozentpunkte besser ab als in Regionen, die weniger mit Umbrüchen zu kämpfen haben. Gleichzeitig erhielten die Grünen in diesen Gebieten 4,7 Prozentpunkte weniger.
Auch in Hessen lasse sich diese Tendenz beobachten, so das IW: In Industrieregionen, die vom Strukturwandel betroffen sind, erhielt die AfD im Schnitt 2,6 Prozentpunkte mehr als anderswo, die Grünen 4,8 Prozentpunkte weniger. Nicht berücksichtigt wurde in dieser Aufstellung der boomende Hochschulstandort Darmstadt, der auch viele energieintensive Chemieunternehmen aufweist, wie das IW mitteilte.
"Es sollte alles getan werden, damit Regionen die nötige Transformation erfolgreich absolvieren", erklärte IW-Forscher Matthias Diermeier. Dafür brauche es realistische Ziele, Planung, ein passendes Timing und eine gute Kommunikation. Dass dies gelingen könne, zeige das Ruhrgebiet. Hier gebe es trotz jahrzehntelangen Strukturwandels kaum Tendenzen zu Radikalismus.
mb/ilo