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Streit um SemperOpernball: Sieben Fakten zum Desaster in Dresden

Hoeneß, Rakers und Co. sagen ab

Es sollte alles so schön werden, jetzt droht der diesjährige SemperOpernball am 7. Februar in Dresden in einem völligen Desaster zu enden. Zahlreiche Gäste, Laudatoren und sogar Moderatoren sagten ihre Teilnahme bereits ab. Der Veranstalter reagierte nach einer umstrittenen Ordensverleihung mit einer Entschuldigung und einem angepassten Ablaufplan. Doch warum liefen die Planungen so brutal aus dem Ruder? Ein Überblick in sieben (F)Akten.

Die Veranstalter gaben bereits im Vorfeld bekannt, dass sie dem ägyptischen Präsidenten Al-Sisi (65) den sogenannten St.-Georgs-Orden verliehen haben. Der SemperOpernball-Chef Hans-Joachim Frey (54) flog deswegen sogar eigens nach Kairo und übergab die Ehrung dem dortigen Machthaber persönlich. Doch diese Entscheidung zog massive Kritik nach sich. Immerhin bezeichnen Al-Sisi viele als Diktator, der schwere Menschenrechtsverletzungen begangen haben soll. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International spricht sogar von schweren Misshandlungen seiner unrechtmäßigen Gefangenen.

Nach dem Aufschrei entschuldigte sich Frey umgehend in einem Statement. Man nehme die Kritik und die Argumente sehr ernst. “Uns sind die entstandenen Irritationen bewusst und wir bedauern sie von Herzen”, heißt es in der Stellungnahme. Die Verleihung sei ein Fehler gewesen, man möchte sich dafür entschuldigen und distanzieren. Auch die beiden geplanten Moderatoren, Judith Rakers und Roland Kaiser, meldeten sich zu Wort und kündigten an, ihr Engagement zu überdenken.

Obwohl sich Roland Kaiser (67) dazu entschied, seine Zusage aufrechtzuerhalten, bat Judith Rakers (44) um ihre Vertragsauflösung. In einem Tweet erklärte sie zunächst, dass aus einem kulturellen Ereignis ein politisches geworden sei und sie überlege, Konsequenzen zu ziehen. Wenig später erklärte sie via Instagram, dass sie auf jegliches Honorar verzichte und dass der Ballverein ihrem Wunsch entsprochen habe: “Damit betrachte ich den Vorgang als abgeschlossen.”

Nur wenige Stunden nach dem Rückzug von Rakers wurde Mareile Höppner (42) als Ersatz vorgestellt. Es habe viel Trubel gegeben, wird Höppner in einem Statement zitiert, aber alle hätten daraus ihre Lehren gezogen. Ihre Zuversicht hielt aber nur wenige Stunden: Via Instagram nahm auch sie ihre Zusage wieder zurück. Sie sei Zielscheibe von Hass und Anfeindungen, selbst vor ihrem Kind sei dabei nicht Halt gemacht worden. Doch auch Frey bekam sein Fett ab: “Von dem Verantwortlichen des Balls erwarte ich, dass er endlich wirklich ein Zeichen setzt.”

Der SAP-Gründer Dietmar Hopp (79) sagte wenige Tage nach dem Moderatorinnen-Desaster ebenfalls sein Kommen ab. Der Hoffenheim-Mäzen sollte eigentlich vor Ort einen Orden überreicht bekommen. Eine Woche zuvor äußerte er sich noch besänftigend und ließ mitteilen, dass er den Preis aufgrund der Entschuldigung trotz der Kontroverse annehme. Sein Freund Uli Hoeneß (68) sollte eigentlich die Laudatio übernehmen, nach der Hopp’schen Absage wird aber auch der Ex-Präsident des FC Bayern München nicht in Dresden erscheinen.

Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) teilte hingegen mit, dass er an der TV-Übertragung festhalte. In einem zuvor veröffentlichten Statement erklärte der Unterhaltungschef Peter Dreckmann sein Unverständnis bezüglich der Al-Sisi-Entscheidung. Man halte diese Ehrung für falsch, distanziere sich ausdrücklich davon. “Der MDR steht für freien und unabhängigen Journalismus, Meinungsfreiheit und Toleranz. Leider steht Abdel Fattah Al-Sisi genau dafür nicht”, sagte Dreckmann. Dennoch sei der Ball ein Ball für die Menschen: “Viele Dresdner seien stolz auf die Veranstaltung.”

Trotz zahlreicher Forderungen im Netz, dem Drama ein vorzeitiges Ende zu verschaffen und den Ball kurzerhand abzusagen, halten die Macher daran fest. Die SemperOpern-Bosse reagierten jedoch mittlerweile und änderten die Programmplanung. Der Ballverein verzichtet demnach auf die Vergabe weiterer St.-Georgs-Orden. Dies geschehe aus Respekt vor den vielen Diskussionen der letzten Tage und um in Ruhe über künftige Entscheidungen nachdenken zu können. Das Konzept sei überarbeitet worden, eine Absage komme jedoch nicht in Frage.

(dr/spot)

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