Die Ständige Impfkommission (Stiko) bleibt trotz der positiven Stellungnahme der EU-Arzneimittelbehörde (EMA) zum Impfstoff von Astrazeneca bei ihrer Empfehlung, das Vakzin weiter nur bei Menschen über 60 einzusetzen. Die EMA bewerte auf Grundlage des Public-Health-Gedankens - also auf Grundlage der Frage, was für die gesamte Bevölkerung der EU von Vorteil sei, sagte Stiko-Chef Thomas Mertens am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin". In Deutschland sei die Situation etwas anders, Deutschland sei nicht so abhängig von Astrazeneca.
"Wir können Impfstoffe verschieben", sagte Mertens. Damit werde derselbe Effekt erzielt, aber das Risiko für schwere Nebenwirkungen in einer bestimmten Altersgruppe deutlich reduziert.
Die Stiko empfiehlt Jüngeren, die bereits eine Erstimpfung mit Astrazeneca bekommen haben, auch weiter eine Zweitimpfung mit dem Vakzin von Biontech oder Moderna. "Viele glauben, dass dann zwei Impfstoffe im Körper um die Wette arbeiten", erklärte Mertens, "aber das ist nicht so." Vielmehr sei der eigentliche Impfstoff schnell aus dem Körper verschwunden. "Was bleibt, ist die Immunantwort."
Noch sei die Datenlage zu schlecht, um eine Empfehlung dazu abgeben zu können, ob der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung verlängert werden sollte, sagte Mertens. Dieses Vorgehen empfiehlt unter anderem der SPD-Experte Karl Lauterbach mit dem Argument, dass dies schneller mehr Menschen eine erste Impfung ermöglichen würde.
Zur Idee von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), für sein Bundesland bei Zulassung 2,5 Millionen Dosen des russischen Impfstoffs Sputnik V zu bestellen, sagte Mertens: "Es ist prinzipiell gut, sich Impfstoff zu sichern." Ein bayerischer Alleingang überzeuge ihn aber nicht.
Er wisse nicht, welche Daten zu Sputnik V der EMA vorlägen, sagte Mertens. Er selbst kenne nur die im Fachmagazin "Lancet" publizierten Daten. "Die sehen sehr gut aus." Würde Sputnik V in Europe geprüft und zugelassen, hätte er gegen den Impfstoff nichts einzuwenden.
by Raul ARBOLEDA