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Steinmeier fordert fortwährende Auseinandersetzung mit Holocaust und NS-Diktatur

Ordensverleihung zu Jahrestag von Kriegsende - Appell an jüngere Generationen

Zum 76. Jahrestags des Kriegsendes hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Deutschen zu einer fortwährenden Auseinandersetzung mit Holocaust und NS-Diktatur aufgerufen. Ohne diesen mühsamen und schmerzhaften Prozess sei "das demokratische Selbstbewusstsein unseres Landes" nicht denkbar, sagte Steinmeier am Freitag laut Redetext in Berlin bei einer Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Bürger, die sich für Erinnerungsarbeit und gegen Rassismus einsetzen.

Ein Rückfall in einen Zustand des Verdrängens wäre ein "fataler Irrweg", mahnte Steinmeier. "Nicht durch Verschweigen gewinnen wir Kraft und Selbstbewusstsein, sondern nur dadurch, dass wir kritisch und ehrlich bleiben – mit uns selbst und der Geschichte unseres Landes". Die Erinnerung an Nationalsozialismus, Schuld und Unrecht stärke die Demokratie. Dies sei die "historische Erfahrung", die das Land nach der Befreiung 1945 gemacht habe.

Jede Generation müsse sich daher der Aufgabe stellen, sich die Erinnerung an das Menschheitsverbrechen der Shoah und an die Verheerungen durch Nationalismus und Rassismus neu anzueignen, fügte der Präsident an. Das sei zu einem "Teil der deutschen Identität" geworden. Das Erinnern an die Verbrechen sei von entscheidender Bedeutung für die Zukunft Deutschlands und Europas.

Bei dem Festakt zum Jahrestag des Kriegsendes in Schloss Bellevue zeichnete Steinmeier sechs Bürger aus, die sich der Aufarbeitung der Vergangenheit, der Erinnerung an die NS-Verbrechen und dem Kampf gegen Rassismus und Ausgrenzung verschrieben haben. Zu den Geehrten gehörte auch das Publizistenehepaar Elisabeth und Rafael Seligmann aus Berlin. Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation von Deutschland zu Ende gegangen.

by Markus Schreiber