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Städtetag lobt beschlossenen Sanierungsplan für Karstadt Kaufhof

Zügige Konzeptentwicklung für von Filialschließungen betroffene Städte gefordert

Zahlreiche Kommunen mit Filialen von Karstadt oder Kaufhof können aufatmen: Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, zeigte sich am Mittwoch erfreut über den beschlossenen Insolvenzplan und die geplante Sanierung. Die Rettung von voraussichtlich 126 der 172 Kaufhäuser "sichert Arbeitsplätze und die Nahversorgung für die Menschen vor Ort". Die Gläubiger hatten sich am Dienstag für die Sanierung der Warenhauskette ausgesprochen.

Die damit einhergehende Schließung von fast 50 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof koste allerdings tausende Arbeitsplätze und "wird sich auf die betroffenen Innenstädte spürbar auswirken", warnte Dedy. Wenn die traditionsreichen Versorgungszentren leer stünden, könne das Umfeld schnell an Attraktivität verlieren. Dies müsse "sehr schnell" verhindert werden, erklärte Dedy und forderte, Städte müssten solche "Schlüsselimmobilien" erwerben und ihre Nachnutzung als vorübergehende Eigentümer selbst gestalten dürfen.

"Für mehr Grunderwerb durch die Städte sollten wir deshalb auch über einen Bodenfonds nachdenken oder eine Erweiterung der Städtebauförderung", forderte Dedy mit Blick auf die Bundesregierung und die zuständigen Länder.

Zuvor hatte die Vize-Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, neue Konzepte auch für die verbleibenden Galeria-Standorte gefordert. "Ein einfaches 'Weiter so' führt nicht in die Zukunft", erklärte sie. Es gehe darum, "wie wir vor lauter Online-Handel attraktive Innenstädte und damit auch Warenhäuser und Geschäfte erhalten".

Dem Insolvenzplan zufolge sollen aktuell noch 47 Warenhäuser von Karstadt Kaufhof geschlossen werden, 4000 Mitarbeiter würden dadurch ihren Job verlieren. In einer Stadt liefen aber noch konkrete Verhandlungen, sagten die Unternehmensführung und die Insolvenzverantwortlichen nach der Gläubigerversammlung am Dienstag in Essen. Mit Blick auf die Schließungsfilialen sagte Sachwalter Frank Kebekus: "Mit etwas Glück und Mühe werden es vielleicht auch noch ein paar weniger."

Anfangs hatten rund 80, Mitte Juni dann noch rund 60 Filialen auf der Streichliste gestanden. "Die betroffenen Städte kämpfen seit Monaten um den Erhalt möglichst vieler Filialen", betonte Dedy. Auch die Gewerkschaft Verdi ist nach eigenen Angaben optimistisch, dass noch weitere Filialen vor der Schließung bewahrt werden könnten.

Nach rund sechsstündigen Beratungen in der Messe Essen hatten die Gläubiger dem Insolvenzplan am Dienstagnachmittag mit großer Mehrheit und ohne maßgebliche Änderungen zugestimmt. Laut Kebekus wird das laufende Schutzschirm-Verfahren in Eigenverwaltung nun "mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit" nach sechs Monaten zum 1. Oktober beendet.

Ein erfolgreiche Sanierung von Galeria Karstadt Kaufhof dürfte für die Gläubiger allerdings teuer werden: Die bislang angemeldete Forderungssumme von rund drei Milliarden Euro werde am Ende sicher nicht bestehen bleiben, sagte der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz. Demnach können die Gläubiger bislang erst auf eine Auszahlung von 500 Millionen Euro hoffen. Eine genaue Summe sei aber erst in mehreren Monaten absehbar.

by Ina FASSBENDER