Nach dem Schusswaffenangriff in der Prager Karls-Universität hat Tschechien mit einer Staatstrauer der 14 Todesopfer gedacht. Zu Beginn der eintägigen Staatstrauer wurden am Samstag die Flaggen an Regierungsgebäuden auf Halbmast gesetzt, für den Mittag war eine Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer geplant. Kirchen im ganzen Land sollten zeitgleich ihre Glocken läuten. Die Suche nach dem Motiv des Täters ging unterdessen weiter.
Ein 24-jähriger Student der Karls-Universität hatte am Donnerstagnachmittag in einem Hochschulgebäude in der Nähe der berühmten Karlsbrücke in der Altstadt 13 Menschen erschossen und sich danach selbst getötet. Ein Verletzter starb später im Krankenhaus. Die Bluttat löste über die Landesgrenzen hinweg Entsetzen aus.
Der tschechische Regierungschef Petr Fiala besuchte am Freitag einen improvisierten Gedenkort vor der Universität, wo Studierende und andere Trauerende hunderte Kerzen aufgestellt haben. Es sei schwer, die richtigen Worte zu finden, um die Tat zu verurteilen und zugleich "den Schmerz und die Trauer auszudrücken, die unser ganzes Land in diesen Tagen vor Weihnachten empfindet", sagte Fiala.
Am Freitag hatte die Polizei bestätigt, dass der 24-jährige Schütze nach der Tat Suizid begangen habe. Bereits am Donnerstag hatte Innenminister Vit Rakusan erklärt, es gebe keine Hinweise auf einen Zusammenhang zum internationalen Terrorismus. Bei dem Schützen handelte es sich demnach um einen Einzeltäter. Er war nicht polizeibekannt, verfügte den Ermittlern zufolge aber über ein "riesiges Arsenal an Waffen und Munition".
Der Schütze wird auch mit dem Tod seines Vaters in Verbindung gebracht, dessen Leiche kurz vor dem Schusswaffenangriff in der Universität im Ort Hostoun westlich von Prag entdeckt worden war. Außerdem gibt es Anhaltspunkte, dass er für den mysteriösen Mord an einem jungen Mann und dessen zwei Monate alter Tochter verantwortlich sein könnte. Die Tat war am 15. Dezember in einem Wald in einem Prager Vorort verübt worden.
Die tschechische Polizei nahm seit der Tat vier Menschen fest, weil sie entweder mit einer Nachahmung der Tat drohten oder diese befürworteten. Bis mindestens Neujahr wird die Polizei einige Orte verstärkt bewachen, darunter mehrere Schulen, wie Polizeichef Martin Vondrasek ankündigte.
mid/dja