Rund zwei Jahre nach der Flutkatastrophe entlang der Ahr in Rheinland-Pfalz will die Staatsanwaltschaft Koblenz ihre Ermittlungen möglichst bis Ende des Jahres abschließen. Das Ziel sei, bis Ende 2023 ein Abschlussergebnis präsentieren zu können, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Die Behörde gab ein weiteres Sachverständigengutachten in Auftrag.
Dieses soll unter anderem klären, ob es der technischen Einsatzleitung möglich gewesen wäre, den Ereignisverlauf zu verändern und konkrete Schäden abzuwenden. Zudem soll geklärt werden, welche Handlungsoptionen die Beschuldigten angesichts der Gesamtumstände überhaupt noch hatten. Ein Ergebnis soll im Oktober vorliegen.
Die Staatsanwaltschaft Koblenz hatte im August 2021 Ermittlungen gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler (CDU), und ein weiteres Mitglied des Krisenstabs eingeleitet. Als Grund wurde der Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung durch Unterlassen genannt. Bei den Ermittlungen geht es um die Frage, ob durch ein anderes Handeln die Folgen zumindest teilweise hätten vermieden werden können. Einen Anlass, die Ermittlungen auf weitere Menschen auszudehnen, gibt es nach Angaben vom Freitag weiterhin nicht.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand handelte es sich bei dem Geschehen nicht um ein Hochwasser im üblichen Sinn, sondern um eine extreme Sturzflut mit mehreren schwallartigen Flutwellen. Das Verfahren sei eines der aufwändigsten der Staatsanwaltschaft bisher. Die Hauptakten umfassen etwa zehntausend Seiten. Mehr als 200 Zeugen seien vernommen und 15.000 Notrufe gesichtet worden. Mehr als 26 Terabyte mussten teilweise ausgewertet werden, um die Kommunikation in der Katastrophennacht zu rekonstruieren.
Starke Regenfälle hatten Mitte Juli 2021 katastrophale Überschwemmungen an Flüssen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ausgelöst. Viele Gemeinden, insbesondere im Ahrtal, wurden verwüstet. Mehr als 180 Menschen starben, hunderte wurden verletzt. Allein im Ahrtal kamen bei dem Hochwasser 135 Menschen ums Leben.
ald/cfm