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Spitzenduo Weidel und Chrupalla führt die AfD in den Bundestagswahlkampf

Siegreiche Meuthen-Kritiker mahnen Partei zur Geschlossenheit

Alice Weidel und Tino Chrupalla sind die Spitzenkandidaten der AfD für die Bundestagswahl. Die Ko-Fraktionschefin und der Ko-Parteichef erreichten bei einer Mitgliederbefragung eine Zustimmung von rund 71 Prozent, wie die Partei am Dienstag mitteilte. Weidel und Chrupalla forderten die AfD auf, sich hinter ihnen zu versammeln, und kündigten an, wirtschaftliche und soziale Folgen der Corona-Krise in den Mittelpunkt des Wahlkampfs zu stellen.

Die Online-Mitgliederbefragung lief vom 17. bis zum 24. Mai; rund 48 Prozent der etwa 31.000 Parteimitglieder beteiligten sich daran. Neben Weidel und Chrupalla bewarb sich das Team aus Joana Cotar und Joachim Wundrak um die Spitzenkandidatur, erhielt jedoch nur 27 Prozent der Stimmen.

Die beiden Duos stehen für die verschiedenen Strömungen der Partei. Cotar und Wundrak zählen zum Lager um Ko-Parteichef Jörg Meuthen, der einen wirtschaftsliberalen und gemäßigteren Kurs vertritt. Chrupalla und Weidel können auf die Unterstützung des rechtsnationalen Lagers der AfD um den Thüringer Landes- und Fraktionschef Höcke zählen.

Das Abstimmungsergebnis sei "ein großartiger Erfolg" und ein "klarer Sieg", freute sich Chrupalla. Es sei zugleich ein "klares Votum für ein Ende der innerparteilichen Richtungsdebatte". Nun sei es an der Zeit, "die Reihen zu schließen" und gemeinsam Wahlkampf zu machen. Weidel und er deckten "verschiedene Strömungen" in der Partei ab.

Weidel sagte, es gehe jetzt darum, "gemeinsam und einig in den Wahlkampf zu ziehen". Die Teilnahmequote bei der Mitgliederbefragung nannte sie "extrem hoch". Das Votum sei deswegen auch "repräsentativ".

Chrupalla hob hervor, dass nun eine promovierte Volkswirtin und ein Handwerksmeister gemeinsam die Spitzenkandidatur übernähmen. So werde die "breite Verankerung" der AfD in der Gesellschaft deutlich. "Als Volkspartei machen wir Politik für alle gesellschaftlichen Schichten", versicherte er.

Vor der AfD liege ein "schwerer, harter Wahlkampf", sagte Chrupalla. Im Vordergrund werde für die AfD die "neue soziale Frage" stehen, kündigte Weidel an. Durch die Maßnahmen zur Corona-Eindämmung seien "hunderttausende Arbeitsplätze" gefährdet und "ganze Industriezweige" stünden vor der Pleite. Die AfD sei aufgerufen, auf "diese Probleme, diese Ängste" zu antworten. Ihr Hauptgegner im Wahlkampf sei die CDU.

Chrupalla sagte, in Deutschland seien Mittelstand und Mittelschicht "erodiert". Diejenigen, die das Land "am Laufen" hielten, würden vernachlässigt und seien "in großen Teilen politisch heimatlos". Diesen Menschen wolle die AfD eine Stimme geben. Sowohl Chrupalla als auch Weidel gaben als Ziel für die Bundestagswahl aus, das Ergebnis von 2017 - 12,6 Prozent - zu steigern.

Meuthen meldete sich offenbar bei den siegreichen Kandidaten zunächst nicht persönlich. Er gratulierte aber per Pressemitteilung und wünschte ihnen "viel Erfolg bei ihrer nun anstehenden Aufgabe, die AfD in den kommenden Monaten als führende Repräsentanten unseres Bundestagswahlkampfes zu vertreten".

Cotar zeigte sich trotz ihrer Niederlage zufrieden. "In den letzten Wochen haben wir eine Welle der Unterstützung erfahren, die unsere Erwartungen weit übertroffen hat und die mich ganz persönlich sehr berührt hat", erklärte sie. Wundrak fügte hinzu, der Wettbewerb der beiden Kandidatenteams sei "mit Anstand und gegenseitigem Respekt geführt" geführt worden.

by John MACDOUGALL