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SPD und Grüne liefern sich bei Berliner Abgeordnetenhauswahl knappes Rennen

Jarasch will Regierungsverantwortung für Grüne - Giffey: "Noch nicht am Ende"

Bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl liefern sich SPD und Grüne Prognosen zufolge ein knappes Rennen. Die SPD mit Spitzenkandidatin Franziska Giffey landete laut Prognosen von ARD und ZDF am Sonntag bei 21,5 bis 23 Prozent, die Grünen erreichten mit ihrer Spitzenkandidatin Bettina Jarasch 22 bis 23,5 Prozent.

Die CDU erreichte demzufolge mit 15 bis 17 Prozent den dritten Platz, während die Linkspartei mit 14 bis 14,5 Prozent die viertstärkste Kraft wäre. FDP und AfD lagen mit siebeneinhalb bis acht Prozent beziehungsweise sechseinhalb bis sieben Prozent nah beieinander auf den Plätzen fünf und sechs. Die Wahlbeteiligung in Berlin lag demnach bei 72 bis 76 Prozent.

Wie bislang wären damit im Abgeordnetenhaus sechs Parteien vertreten. In der ARD-Prognose des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap kam Giffeys SPD auf 21,5 Prozent, die Grünen kamen auf 23,5 Prozent. Die CDU mit Landeschef Kai Wegner erreichte 15 Prozent, die Linkspartei von Kultursenator Klaus Lederer erreichte der Prognose zufolge 14,5 Prozent, die AfD kam auf sieben und die FDP auf siebeneinhalb Prozent.

Die ZDF-Prognose der Forschungsgruppe Wahlen sah die SPD mit 23 Prozent auf dem ersten Platz, die Grünen erreichten mit 22 Prozent Platz zwei. Die CDU war in der Prognose mit 17 Prozent drittstärkste Kraft, die Linke mit 14 Prozent viertstärkste Kraft. Die AfD mit sechseinhalb Prozent und die FDP mit acht Prozent landeten auf den Plätzen fünf und sechs.

Die Grünen-Spitzenkandidatin Jarasch sah damit einen Regierungsauftrag für ihre Partei. "Die Grünen müssen hier Regierungsverantwortung übernehmen", sagte Jarasch in Berlin. Zwar handle es sich bei den Zahlen vorerst nur um Prognosen. Es sei aber klar, "dass wir eine Aufholjagd ohnegleichen hingelegt haben". Wenn sich die Zahlen bewahrheiten würden, "dann wird die SPD nicht an uns vorbeikommen". "Die Zahlen sind ganz, ganz wunderbar", sagte auch Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock.

Die SPD-Spitzenkandidatin Giffey zeigte sich weniger siegessicher als Jarasch, hielt einen Sieg ihrer Partei jedoch noch nicht für ausgeschlossen. "Heute Abend ist es knapp, aber wir sind noch nicht am Ende", sagte Giffey in Berlin. Sie sei dankbar, "dass die SPD wieder so weit vorn ist".

Rein rechnerisch wäre laut den Prognosen eine Fortsetzung der Regierung aus SPD, Grünen und Linkspartei möglich. Aber auch eine Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP oder eine Keniakoalition aus SPD, CDU und Grünen ist denkbar. Für eine Deutschlandkoalition aus SPD, CDU und FDP würde es allerdings nicht reichen.

Die SPD verbesserte sich im Vergleich zur Abgeordnetenhauswahl 2016 laut den Prognosen. die Grünen würden ein Rekordergebnis in der Bundeshauptstadt erreichen: Ihr bestes Ergebnis seit 1990 hatte dort bei 17,6 Prozent gelegen. CDU und Linkspartei verloren leicht, für die Christdemokraten wäre das prognostizierte Ergebnis das schlechteste seit 1990.

Die AfD war vor fünf Jahren noch auf 14,2 Prozent gekommen. Die FDP legte den Prognosen zufolge dieses Jahr leicht zu, 2016 war sie noch auf 6,7 Prozent gekommen.

Den Prognosen zufolge käme die SPD auf 32 bis 41 Sitze im Abgeordnetenhaus, die Grünen würden 34 bis 39 Sitze erhalten. Die CDU käme auf zwischen 22 und 30 Sitzen, die Linke auf 21 bis 25. Die FDP würde auf zwischen elf und 14 Mandaten kommen, die AfD auf zehn oder elf Sitze.

Die Berliner stimmten am Sonntag auch über den Volksentscheid "Deutsche Wohnen & Co. enteignen" ab. Die Stimmen sollten ebenso wie diejenigen zur Abgeordnetenhauswahl aber erst nach der Bundestagswahl in der Nacht ausgezählt werden.

by Von Sarah EMMINGHAUS