Der spanische Fußballverband hat sich im Zuge der Kuss-Affäre des Verbandspräsidenten Luis Rubiales vom umstrittenen Trainer der Frauen-Nationalmannschaft getrennt. Die Entlassung von Jorge Vilda sei "eine der ersten Umstrukturierungsmaßnahmen" infolge des Skandals, teilte der Verband RFEF am Dienstag mit. Zu seiner Nachfolgerin wurde Montse Tomé berufen. Die 41-Jährige übernimmt damit als erste Frau das Traineramt der spanischen Frauen-Nationalmannschaft.
Vilda ist ein Vertrauter von Rubiales und stand wegen seiner Methoden in der Kritik. Im vergangenen Jahr hatten mehrere Spielerinnen gegen ihren Trainer rebelliert. Zahlreiche Mitglieder von Vildas Trainerstab reichten nach der WM ihren Rücktritt ein.
Die frühere Nationalspielerin Tomé war ab 2018 Vildas Co-Trainerin. Seitdem habe sie entscheidend zur Entwicklung der Mannschaft beigetragen, erklärte der RFEF.
Die spanischen Nationalspielerinnen befinden sich im Streik, seitdem Rubiales nach ihrem WM-Sieg in Sydney am 20. August den Kopf der spanischen Nationalspielerin Jennifer Hermoso mit beiden Händen festgehalten und sie auf den Mund geküsst hatte. Das Verhalten des Verbandschefs löste internationale Empörung und eine Krise im spanischen Fußball aus. Die Fifa suspendierte Rubiales für 90 Tage. Das spanische Sportgericht (TAD) und die Staatsanwaltschaft beschäftigen sich ebenfalls mit dem Fall.
Der RFEF entschuldigte sich am Dienstag für das "völlig inakzeptable Verhalten" des umstrittenen Verbandspräsidenten bei der Siegerehrung. "Der Schaden, der dem spanischen Fußball, dem spanischen Sport, der spanischen Gesellschaft und den Werten des Fußballs und des Sports insgesamt zugefügt wurde, ist enorm", erklärte der Verband.
Die Entschuldigung richte sich an den Fußball-Weltverband Fifa, die Europäische Fußball-Union (Uefa) "und insbesondere an die Spielerinnen der spanischen Frauen-Nationalmannschaft". Rubiales' Äußerungen über den Vorfall seien "unangemessen und bedeutungslos" und spiegelten "nicht die Position des RFEF" wider, betonte der Verband, der Rubiales Ende August zum Rücktritt aufgefordert hatte.
Rubiales hält jedoch an seinem Posten fest. Er werde nicht "wegen eines kleinen einvernehmlichen Kusses" zurücktreten, erklärte er kürzlich. Zudem prangerte er die heftigen Reaktionen als "falschen Feminismus" an.
bfi/mid