Sinkende Infektionsraten und steigende Impfquoten verbessern die Corona-Lage in Deutschland: Die Sieben-Tage-Inzidenz ist nach Angaben vom Freitag erstmals seit März bundesweit unter die 100er-Marke gefallen, bei den Impfungen gab es mit 1,35 Millionen am Mittwoch einen neuen Tagesrekord. Dies sei ein "großer Schritt nach vorn", schrieb Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Internetdienst Twitter. Angesichts der Inzidenz von 96,5 mahnte er aber weiter zur Vorsicht.
Am Donnerstag hatte der Inzidenzwert noch bei 103,6 gelegen, vor einer Woche bei 125,7. Wie das Robert Koch-Institut unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden innerhalb eines Tages 11.336 Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert. Das sind gut 7000 weniger als vor einer Woche. Außerdem wurden 190 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem neuartigen Erreger gemeldet.
Die Kombination aus sinkenden Inzidenzen und steigendem Impftempo sei gut, sagte Spahn am Freitag beim Besuch der Bundeswehr-Apotheke im niedersächsischen Quakenbrück. Wenn sich diese Entwicklung fortsetze, "kann das ein guter Sommer werden", sagte der Minister. "Wichtig ist, dass wir sie halten." Einige Landkreise im Norden lägen bereits bei einer Inzidenz von unter 35, andere lägen noch über 200.
Wenn es nun etwa in der Gastronomie zu Öffnungen komme, solle dies zuerst in den Außenbereichen geschehen. Spahn sprach dabei auch von kleinen Konzerten und Fußballspielen. Diese könnten testgestützt und mit kleiner Teilnehmerzahl stattfinden.
Die Innengastronomie solle erst bei einer Inzidenz von unter 50 wieder starten, fügte Spahn hinzu. Dort säßen Menschen ohne Maske länger auf engem Raum zusammen. "Das ist genau die Mischung, die es diesem Virus leicht macht, sich zu verbreiten", sagte der Minister.
Angesichts der sinkenden Inzidenzen gibt es in den Ländern weitere Lockerungen. Der Berliner Senat beschloss, ab dem 21. Mai wieder die Außengastronomie zu öffnen - es gelten aber Beschränkungen bei der Personenzahl. Zudem entfällt in der Hauptstadt kommende Woche das bisherige Besuchsverbot ab 21.00 Uhr.
Am Mittwoch und Donnerstag wurden Spahn zufolge fast zwei Prozent der Bevölkerung geimpft. Nunmehr sind 29,8 Millionen Menschen mindestens einmal geimpft, was einem Anteil von 35,9 Prozent entspricht. 10,6 Prozent (8,8 Millionen Menschen) haben den vollen Schutz, der bei den meisten Präparaten nach der zweiten Impfung besteht. Am Donnerstag, der vielerorts Feiertag war, gab es 408.000 Impfungen.
Angesichts der bevorstehenden Aufhebung der Priorisierung mahnte Spahn zur Geduld. Die Maßnahme bedeute nicht, dass sofort alle geimpft werden könnten, sagte Spahn in Quakenbrück. "Wir werden schon noch einige Wochen brauchen." Die Arztpraxen "müssen das auch handeln können".
Spahn hatte die Aufhebung der Priorisierung für Juni angekündigt. Einige Bundesländer beginnen bereits jetzt damit, Menschen unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe zu impfen. Spahns Ministerium will die Priorisierung aufrechterhalten, bis allen Menschen aus den Priorisierungsgruppen ein Impfangebot unterbreitet worden ist. Die Länder hätten aber einen "gewissen Gestaltungsspielraum", um keine übriggebliebenen Dosen wegwerfen zu müssen, sagte ein Sprecher.
by Christof STACHE