Die Hilfsorganisation SOS Méditerranée ist am Donnerstag für ihre Seenotrettungseinsätze im Mittelmeer mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden. Die 2015 vom deutschen Kapitän Klaus Vogel mitbegründete Organisation "rettet nicht nur Leben, sondern erinnert die Öffentlichkeit sowie europäischen Institutionen und nationale Regierungen immer wieder an die humanitäre Krise auf dem Mittelmeer", erklärte die in Stockholm ansässige Right-Livelihood-Stiftung. Einen Preis erhielten auch Aktivistinnen aus Kenia und Ghana sowie eine Organisation aus Kambodscha.
SOS Méditerranée, ein Zusammenschluss mit Ländervertretungen in Deutschland, Frankreich, Schweiz und Italien, halte sich "strikt an das internationale Seerecht und die hohen Standards" für Such- und Rettungseinsätze, gab die Stiftung an. "Damit macht die Organisation deutlich: Seenotrettung ist eine rechtliche Verpflichtung."
Auch sammele SOS Méditerranée die Geschichten der Überlebenden und verschaffe ihnen durch die Dokumentation Gehör, hieß es weiter. Trotz erheblicher Hindernisse wie "politisch motivierten" Hafenschließungen und rechtlichen Drohungen verfolge die Organisation mit ihrem fast 70 Meter langen Schiff "Ocean Viking" weiter ihre Rettungseinsätze.
Ausgezeichnet wurde auch die ghanaische Ärztin und Aktivistin Eunice Brookman-Amissah. Sie erhielt den Preis "dafür, dass sie eine umfassende gesellschaftliche Auseinandersetzung über die reproduktiven Rechte von Frauen in Afrika angestoßen" habe, teilte die Right-Livelihood-Stiftung mit. Die 1945 geborene Brookman-Amissah habe den Weg für "liberale Abtreibungsgesetze und einen besseren Zugang zu sicheren Abtreibungen geebnet". Sie habe wesentlichen Anteil daran, dass die Zahl der Todesfälle nach Schwangerschaftsabbrüchen in der Region seit 2000 um 40 Prozent gesunken sei.
Für ihren mutigen Einsatz für den Umweltschutz und sichere Lebensgrundlagen wurde überdies die kambodschanische Jugendorganisation Mother Nature Cambodia mit dem Preis bedacht. Trotz zusehends härteren Vorgehens der Regierungsbehörden gegen zivilgesellschaftliches Engagement würden die Aktivisten mit den örtlichen Gemeinschaften zusammenarbeiten und hätten so dazu beigetragen, "zahlreiche Umweltverstöße im Land aufzudecken und zu beenden", teilte Right Livelihood mit. Mit ihrem Engagement sei die Organisation "zu einem Leuchtturm der Hoffnung für künftige Generationen geworden".
Weiter bekam die kenianische Umweltaktivistin Phyllis Omido eine Auszeichnung "für ihren bahnbrechenden Einsatz für die Land- und Umweltrechte lokaler Gemeinschaften und die Weiterentwicklung des Umweltrechts".
"Was wir bei allen Preisträgern sehen, ist, dass sie für Menschen arbeiten, die ignoriert werden", sagte Stiftungsleiter Ole von Uexküll. Sie "verändern aktiv die Machtstrukturen", um sicherzustellen, dass diese Menschen weltweit Gehör fänden. Diese Aktivisten seien sehr mutig - aber es seien auch "Menschen wie du und ich", fuhr Uexküll fort. Die vielleicht wichtigste Botschaft sei deshalb, dass jeder Veränderungen anstoßen könne.
Der Alternative Nobelpreis würdigt den Einsatz für Frieden, Nachhaltigkeit oder Gerechtigkeit. Im Jahr 2023 waren 170 Menschen aus 68 Ländern nominiert. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden und die Umweltaktivistin Greta Thunberg. Der Preis wurde 1980 vom schwedisch-deutschen Philanthropen Jakob von Uexküll ins Leben gerufen, Leiter der Stiftung ist mittlerweile sein Neffe.
oer/bfi