Blutiger Sonntagabend-Krimi
Am Sonntagabend (10. Mai) um 20:15 Uhr schlüpft Axel Milberg (63) im Ersten erneut in seine Paraderolle des Kieler Kommissars Klaus Borowski. Im “Tatort: Borowski und der Fluch der weißen Möwe” kommt es zu einem blutigen Mord an einer Polizeischule. Direkt vor seinen Augen wird ein junger Polizist erstochen. Die Ermittler tappen zunächst vollkommen im Dunkeln: Wie konnte es nur zu dieser Tat kommen? Und viel wichtiger: Warum?
Kommissar Klaus Borowski und seine Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik, 29) geben einen Workshop an einer Polizeischule. Während einer praktischen Übung kommt es zu einem fatalen Zwischenfall: Polizeischülerin Nasrin Erkmen (Soma Pysall) sticht plötzlich brutal auf ihren Mitschüler Sandro (Louis Held, 24) ein. Dieser erliegt wenig später seinen schweren Verletzungen. Nasrin wird sofort festgenommen, kann sich allerdings an nichts erinnern. Borowski und Sahin nehmen die Ermittlungen auf.
Währenddessen bricht für Nasrins Freund Tobias (Enno Trebs, 24) eine Welt zusammen. Er war ebenfalls Workshop-Teilnehmer und musste zusehen, wie seine große Liebe einen Kollegen ermordet. Der junge Polizist sucht verzweifelt nach einer Antwort. Bei den Untersuchungen decken die Kommissare eine Verbindung zu Nasrins Freundin Jule (Caro Cult, 25) auf, die sich kurz davor von einem Hochhausdach in den Tod stürzte. Wie hängt das alles nur zusammen?
Ohne jeden Zweifel ist “Borowski und der Fluch der weißen Möwe” ein sehenswerter “Tatort”. Die Kommissare werden bei diesem Fall stärker auf der emotionalen Ebene gepackt. Schließlich dreht während ihres Workshops eine Polizistin durch – weshalb die Schuldfrage die gesamten 90 Minuten wie eine dunkle Wolke über den Köpfen der Ermittler schwebt. In dieser aufgeheizten Situation geraten Borowski und Sahin auch mal aneinander. Statt die Rollen des Lehrmeisters und der jungen Schülerin einzunehmen, begegnen sich die beiden dabei auf Augenhöhe.
Der “Tatort” wartet mit einigen Überraschungsmomenten auf, die beim Zuschauer für einen Adrenalin-Kick sorgen dürften. Neben dem Einblick in den herausfordernden Alltag von Polizeischülern, werden die Folgen eines schweren Traumas deutlich, die eine Spirale der Gewalt auslösen.
Borowski wirkt bei diesem Fall wie eine Nebenfigur – was weder gegen die schauspielerische Leistung von Axel Milberg noch gegen die Handlung des Krimis spricht. Vielmehr zeugt das von einem grandiosen Ensemble, in das sich die Figur des Ermittlers wunderbar einfügt. So brilliert unter anderem Kida Khodr Ramadan (43) in der Rolle eines verbitterten Vaters, der seine tote Tochter Jule betrauert.
Eine gewisse Dramatik wohnt auch dem Symbol der titelgebenden Möwe inne, die im Laufe des “Tatorts” immer wieder auftaucht. Das Kamerateam spielt mit dem Motiv und der Zuschauer fliegt etwa zu Beginn wie ein Vogel über die Dächer Kiels. Großartig inszeniert sind auch die Flashbacks von Nasrin, die durch visuelle sowie Sound-Effekte für Gänsehaut sorgen.
Wer allerdings kein Blut sehen kann, ist bei diesem Krimi an der falschen Adresse. Schon fast à la Quentin Tarantino (57) fließt einiges davon – selbst die beiden Kommissare sind von oben bis unten damit bedeckt. Alle anderen können sich am Sonntagabend auf einen spannenden und gelungenen “Tatort” freuen.
(amw/spot)