“EuroMinds”-Wirtschaftsgipfel
Für Fußballtrainer Christoph Daum (66) sind Werte wichtig: “Ich halte die zehn Gebote in Ehren”, sagte er auf dem Wirtschaftsgipfel “EuroMinds Europa im Focus” in Hamburg und räumte lächelnd ein: “Nur bei dem Gebot ‘Du sollst nicht lügen’ könnte es sein, dass ich das nicht immer hundertprozentig eingehalten haben.” Vor allem Nächstenliebe sei für ihn sehr wichtig: “Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest!” Für ihn steht daher fest: “Die Wirtschaft kommt nicht mehr drum herum, die umweltrelevanten Aspekte zu berücksichtigen”, erklärte er bei der Veranstaltung auf dem Campus der Bucerius Law School, bei der am Freitag 500 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Sport und Unterhaltung zusammenkamen, um sich auszutauschen. Am Samstag wird das Event mit Partnern aus Wirtschaft und Medien wie Focus und Siemens fortgesetzt.
Die entscheidende Aufgabe sei es, “die ökologischen und ökonomischen Interessen in Einklang zu bringen”, so Daum weiter. Er selbst lebe umweltbewusst: Mülltrennung, wenig Fleisch, hauptsächlich Bahn statt Flugzeug seien Selbstverständlichkeiten und er hält Vorträge zum Thema: Was kann Wirtschaft vom Sport lernen? Darin preist er die Vorzüge von Teamgeist, Integrität und die Wichtigkeit von zwischenmenschlichen Beziehungen an.
Der ehemalige EU-Kommissar Günther Oettinger (66) brachte die Wichtigkeit des Zusammentreffens in Hamburg, das auch im nächsten Jahr wieder stattfinden soll, auf den Punkt: “Es gibt keine schlechten Unternehmer, aber es gibt schwarze Schafe. Was mir Sorgen bereitet, ist, dass sich viele Unternehmer in letzter Zeit aus der gesellschaftlichen Verantwortung zurückziehen.” Um weltweit politische Standards unter anderem für mehr Umweltverträglichkeit erfolgreich durchzusetzen, brauche es aber die Wirtschaft mit an Bord.
Für den ehemaligen Boxweltmeister Henry Maske (56) ist Ehrlichkeit einer der wichtigsten Grundsätze im Leben: “Bei mir weißt du immer, woran du bist”, erklärte er am Rande des “EuroMinds”-Wirtschaftsgipfels. Für den Sportler war der Wandel vom Boxer und Einzelkämpfer zum Unternehmer und Team-Player dagegen keine Selbstverständlichkeit: “Ich hatte gelernt, mich durchzusetzen, zu gewinnen, wenn es darauf ankommt. Aber ich musste lernen, Geduld zu haben. Nicht mein Tempo vorzugeben, sondern das Tempo anzunehmen, das die Mitarbeiter haben und trotzdem das Niveau zu halten.”
Für Politikerin Gesine Schwan (76) fängt die Vorbereitung auf ein Werte orientiertes Leben im Kindesalter an: “Die letzten 30 Jahre hatten wir eine Wirtschaftspolitik, bei der es hieß: Der Markt regelt alles. Das war auch das Ziel in der Bildungspolitik: ein Konkurrenzkampf in den Klassen um die Besten. Aber es gibt so viel Wichtigeres: Kooperation, Kreativität, Neugier, Lernbereitschaft, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen und anzunehmen. Da müssen wir hin.” Ihr selbst sind Verlässlichkeit, Empathie und Selbstbestimmtheit wichtig. Schwan: “Meine Mutter hat mich da sehr geprägt. Eine Sozialarbeiterin, die im Widerstand war, immer viel diskutiert hat und den Dingen auf den Grund gehen wollte.”
Der Moderatorin und Schauspielerin Nova Meierhenrich (46) sind die Werte Loyalität und Glaubwürdigkeit wichtig. Außerdem sollten die Menschen nicht nur an ihre persönlichen Vorteile denken, sondern auch immer die Interessen der anderen berücksichtigen: “Die Kinder meiner Freundin weigern sich aktuell, mit dem Flugzeug in den Urlaub zu fahren. Deswegen geht es dieses Jahr nach Schweden. Das gefällt mir.” Selbstkritisch zu sein, habe aber auch Grenzen. Sie selbst habe früh Verantwortung übernehmen müssen und hohe Maßstäbe an sich selbst gestellt, das auch auf andere übertragen: “Ich bin immer sehr enttäuscht, wenn meine oft sehr hohen Ansprüche an mich selbst von anderen nicht in demselben Maß erfüllt werden. Ich arbeite daran, mir selbst aber auch anderen gegenüber gnädiger und gelassener zu werden.”
Schauspielkollegin und “EuroMinds”-Moderatorin Andrea Gerhard (36) hält Nachsicht, Humor und Empathie für bedeutend. Empathie ließe sich trainieren, ist Gerhard sicher und nennt eine Übung aus ihrer Schauspielausbildung: “Stelle dich drei Minuten vor den Spiegel und sage dir selbst, was dir an dir gefällt und halte die ganze Zeit Augenkontakt.” Das klinge leicht, sei aber verdammt schwer auszuhalten. Die Übung zahle sich allerdings aus: “Wer das nicht glaubt, soll es einfach mal machen!” Ihr haben diese Sitzungen geholfen, ihre Körpergröße von 185 Zentimetern anzunehmen, unter der sie als Frau lange gelitten habe. Gerhard weiß: “Nur wer sich selbst schätzt, und annimmt, wie er ist, kann dieses Gefühl auch an andere weitergeben.”
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