Als es Apple 2018 schaffte in einem Quartal mehr Uhren zu verkaufen als die gesamte Schweizer Edeluhrenindustrie, löste das Diskussionen in der Branche und bei Liebhabern aus. Ist der Erfolg der Hightech-Konkurrenz das Ende für die klassische mechanische Uhr? Haben herkömmliche Uhren überhaupt noch eine Zukunft? Weichen sie den Smartwatches, so wie die Schreibmaschine dem Computer? Unser Vergleich zeigt: Eigentlich sind Smartwatch und Edeluhr gar keine Konkurrenten.
Eins ist klar, in Sachen Funktionalität hat die Smartwatch mehr zu bieten. Sie ist schließlich ein Mini-Computer für das Handgelenk. Sie kennt den nächsten Termin, weiß, was sich im E-Mail-Postfach tut, kann uns sagen, ob unsere Pulsfrequenz beim Training stimmt, wo die nächste Bushaltestelle ist, ob wir dorthin einen Regenschirm mitnehmen sollten und noch einiges mehr. Das kann natürlich keine mechanische Uhr leisten. Sie zeigt hauptsächlich die Uhrzeit an und verfügt je nach Modell noch über ein paar weitere Funktionen wie Datum, Stoppuhr, Mondphasen oder ähnliche mehr oder weniger nützliche Features.
Wer einen dauerhaften Wertgegenstand sucht, ist mit einer Luxusuhr definitiv besser bedient. Schon preislich bewegen sich Smartwatch und Luxusuhr in ganz unterschiedlichen Klassen. Während Smartwatches sich in der Regel im dreistelligen Preisbereich bewegen, starten Edeluhren erst im vierstelligen Bereich. Hohe fünfstellige Summen sind keine Seltenheit und besonders edle Sammlerstücke erzielen bei Auktionen gern auch mal etliche Millionen.
Ebenso verhält es sich bei der Wertentwicklung. Die Welt der digitalen Technik ist kurzlebig. So manche Smartwatch ist bereits nach wenigen Monaten „von gestern“ und bringt vielleicht noch einen Bruchteil ihres Neupreises. Und nicht nur der Wert verfällt schnell, sondern auch die Uhr selbst hat in der Regel keine lange Nutzungsdauer. Bei Edeluhren hingegen ist der Wert stabil und oft sogar steigend. Nicht umsonst sind manche Modelle gefragte Wertanlagen. Einige Luxus Vintage Uhren sind heute ein Vielfaches ihres ursprünglichen Preises wert. Mit guter Pflege und regelmäßiger Wartung ist echte Uhrmacherkunst nicht nur etwas für das ganze Leben, sondern kann sogar über Generationen hinweg vererbt werden. Kein Vergleich also zur Smartwatch.
Uhren werden nicht nur aus praktischen Gründen getragen. Sie sind auch Schmuckstück und Statement.
Eine Smartwatch am Handgelenk mag in so mancher Situation praktisch sein. Wenn man sie mit 16 als Einziger in der Klasse besitzt, ist sie sogar etwas zum Angeben. Dann hört es aber auch schon auf mit dem Status-Faktor der Smartwatch. Den Geschäftspartner werden wir damit nicht beeindrucken und als Accessoire zum Maßanzug macht sie einen merkwürdigen Eindruck.
Eine Rolex, IWC oder Omega fühlt sich da schon ganz anders an und erzeugt auch ein ganz anderes Image. Wer etwas hermachen möchte, greift also definitiv nicht zur elektronischen Uhr.
Bevor man Smartwatches und mechanische Uhren gegeneinander aufwiegt, muss man sich letztendlich Fragen, ob sie überhaupt Konkurrenten sind. Zwar werden beide am Handgelenk getragen und gelten als Uhr. Ansonsten sind die Gemeinsamkeiten aber gering. Sie erfüllen unterschiedliche Bedürfnisse. Besitz und Nutzung einer Smartwatch aus praktischen Gründen, schließt die Leidenschaft für mechanische Uhren nicht aus. Damit ist die Smartwatch eine Ergänzung für den Alltag, aber keine Konkurrenz für Luxusuhren und wird diese nicht dauerhaft aus den Herzen und von den Handgelenken ihrer Liebhaber verdrängen.