Blick hinter die Kulissen
Superstars haben durchaus einen stressigen Arbeitsalltag. Monatelanges Touren durch die Konzerthallen dieser Welt strengt an, gepaart mit Autogrammstunden und Promo-Terminen. Da verwundert es wenig, wenn die Promis oft spezielle Vorstellungen davon entwickeln, wie ihnen Konzertveranstalter die Arbeit erleichtern können. Jüngst sorgte etwa Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger (76) mit seinen Matratzen-Wünschen für Schlagzeilen. Eine Quelle aus dem Umfeld des Sängers hatte ausgeplaudert, dass Jagger in jedem Hotel eine frische Matratze verlangt. Wenn sich aber niemand findet, der die Starallüren verrät, dann lohnt ein Blick in die Stage Rider von Künstlern.
Stage Rider sind Vereinbarungen zwischen Künstler und Veranstalter, die eigentlich einen möglichst reibungslosen Ablauf eines Konzertes ermöglichen sollen. Technische Details wie Bühnenbelegungsplan oder Beleuchtung werden hier notiert und erleichtern Licht- und Tontechnikern vor Ort den Aufbau. Oftmals werden in den Dokumenten außerdem spezifische Wünsche festgehalten, etwa, welches Catering gewünscht wird, oder wie die Garderoben auszusehen haben. Die Vereinbarungen werden eigentlich unter Verschluss gehalten – und das aus gutem Grund. Sie gewähren Einblicke in die schrägsten Marotten und Wünsche der Superstars.
Katy Perry (34, “Witness”) etwa hat ausgesprochen spezifische Ansprüche an ihren Fahrer. An alle 23 um genauer zu sein. Darunter sind durchaus nachvollziehbare Wünsche, wie das “alle Fahrzeuge einen Beifahrersitz benötigen” oder “der Fahrer weiß, wie die Ausstattung seines Fahrzeugs funktioniert”. Frau Perry wünscht allerdings auch, dass “Der Fahrer niemals etwas annimmt, sondern immer nachfragt”, gleichzeitig aber auch niemals “ein Gespräch mit seinem Kunden beginnt”. Anstarren durch den Rückspiegel verbittet sich der Popstar ebenso.
Gleich dreimal erwähnt ist außerdem der Wunsch, dass der Fahrer bitte sein Fahrzeug niemals verlassen soll, auch nicht, um ihr die Tür zu öffnen. Immerhin: Der Fahrer wird ebenfalls aufgefordert, stets auf Fußgänger zu achten.
Mariah Carey (49, “Caution”) hingegen hat besondere Vorstellungen, was ihr Backstage-Quartier angeht. Die Pop-Diva benötigt zwei Räume (oder einen sehr großen mit Raumtrenner), die mit Teppichen ausgelegt sein müssen. Eine eigene Toilette sollte ebenso zur Verfügung gestellt werden. Was die Ausstattung angeht, sollte auf allzu grelle Muster verzichtet werden. Dafür sind acht möglichst üppige Topfpflanzen ein Muss. Ganz wichtig: Die Raumtemperatur sollte 23 Grad Celsius betragen und der Veranstaltungsort sollte darauf eingestellt sein, im Notfall die Klimaanlage abzuschalten.
Nicht nur weibliche Superstars haben spezielle Vorstellungen davon, was ihnen geboten werden soll. Für den legendären Musikproduzenten Pharrell Williams (46, “No One Ever Really Dies”) ist es zum Beispiel “sehr wichtig”, dass in seiner Umkleide eine Box Streichhölzer zu finden ist. Was er damit wohl anzündet? Auffällig lang ist bei dem 46-Jährigen auch die Liste an Speise-Vorschlägen, die selbst bei den Beilagen zum nachhaltig gefangenen Seebarsch nichts dem Zufall überlässt.
Was den Parkplatz für Williams und seine Crew betrifft, wird um einen Sicherheitsmann gebeten, der “nüchtern und gut zu erkennen ist, und zudem weniger mit Twittern beschäftigt ist, als vielmehr damit, Fans und Stalker vom Eindringen abzuhalten”. Die könnten andernfalls vielleicht, nebst dem Superstar, einen ganz besonderen Ausstattungsgegenstand zu Gesicht bekommen.
In den Backstage-Räumen des Musikers soll ein gerahmtes Bild des verstorbenen US-Astronomen Carl Sagan (1934-1996) hängen. US-Talkmaster Jimmy Kimmel (51) erklärte Williams dazu: “Carl hatte diese unglaubliche Fähigkeit, uns daran zu erinnern, wie unbedeutend wir sind, aber wie bedeutsam die Möglichkeit ist, unser Leben zu leben.”
The perfect rider…candy, Pedialyte and Carl Sagan.
Was für Williams sein gerahmtes Sagan-Bild ist, ist für Snoop Dogg (47,”I Wanna Thank Me”) eine Playstation-Konsole. Mit “verschiedenen Sportspielen aus dem Jahrgang 1999”. Besonderen Wert legt Snoop Dogg dabei offenbar auf die Football-Simulation “Madden 99”. Vier Spiel-Controller sollen auch zu finden sein, schließlich machen Spiele mehr Spaß, wenn man sie gegen menschliche Kontrahenten spielen kann.
Die Bedeutung dieses – zugegebenermaßen recht einfach erfüllbaren – Wunsches darf keines Falls unterschätzt werden. In Snoop Doggs Stage Rider heißt es wortwörtlich: “Bitte vertrauen Sie uns, wenn wir Ihnen sagen, dass die Kosten für das Gerät zu Ihren wichtigsten Ausgaben zählen.” Etwas später im Dokument wird daher nochmals ausdrücklich auf den Wunsch hingewiesen. “Eine Sony Playstation ist sehr wichtig”, heißt es da.
Paul McCartney (77, “Egypt Station”) ist ein Blumenliebhaber und hat sehr spezielle Anforderungen an die Pflanzendekoration in seinem Backstage-Bereich. Den betritt er laut einem Stage Rider aus dem Jahr 2002 offenbar erst, wenn zuvor ein Hundesuchtrupp geschnüffelt hat, dass auch wirklich alles im Lot ist. Im-Lot-sein heißt beim Ex-Beatle zudem: keine Möbel, die in irgendeiner Weise Tierleid verursacht haben oder so aussehen, als seien sie mit Tierhäuten bespannt. Ganz wichtig: keine Bäume oder Baumstümpfe.
Dafür sechs üppige Zimmerpflanzen zu 1,80 Metern Höhe und zwei Topfpflanzen zu 1,20 Metern Höhe. Was das Blumenarrangement angeht, wird darauf Wert gelegt, dass sich “namhafte Floristen” um die Sträuße kümmern, aber die Kosten sollen sich im Rahmen des Budgets bewegen. Die Bestellungen sollen so früh wie möglich getätigt werden, und unter anderem einen großen Strauß Casablanca-Lilien umfassen. Absolutes No-Go sind hingegen Gräser und Kräuterpflanzen.
(pcl/spot)