13863:

Skandal auf Kreta: Brutaler Menschenhandel mit Leihmüttern und illegalen Adoptionen

Kreta: Leihmütter und werdende Eltern betrogen und ausgebeutet

Für Millionen ungewollt kinderlose Paare sind Leihmütter oftmals der letzte Weg zu einem eigenen Baby. Für diesen Wunsch würden sie vieles tun – und sehr viel zahlen. Auf der griechischen Insel Kreta nutzten skrupellose Zuhälter und gieriges Klinikpersonal diese Sehnsucht nach einer Familie für brutalen Menschenhandel und illegale Adoptionen im großen Stil aus!

Razzia deckt kriminellen Babyhändler-Ring auf

Chania (Griechenland) – Eine Geburtsklinik in der Hafenstadt Chania steht seit vergangener Woche im Verdacht Leihmütter und werdende Eltern betrogen und ausgebeutet zu haben. Lokalen Medienberichten zufolge seien bei einer Razzia 30 schwangere Leihmütter aus Osteuropa angetroffen worden, die dem Babyhändler-Ring zum Opfer gefallen sind.

Festnahmen und Ermittlungen laufen

Während der Razzia zur Zerschlagung der kriminellen Vereinigung am 8. August wurden acht Mitglieder der Organisation, darunter die beiden mutmaßlichen Anführer, festgenommen. Vier mutmaßliche Verdächtige wurden mittlerweile entlassen.

Skandal um Baby Gammy und die Probleme des internationalen Leihmutter-Geschäfts

Der Skandal um Baby Gammy zeigt die Probleme des internationalen Leihmutter-Geschäfts. Was ist legal? Sie haben jahrelang versucht, ein Baby zu bekommen. Dann engagierte das Paar eine Leihmutter in der Ukraine. BILD hat sie begleitet.

182 Fälle von Ausbeutung und Betrug dokumentiert

Einer der beiden mutmaßlichen Drahtzieher und Koordinator des Menschenhandel-Rings: ein 73-jähriger Geburtshelfer, Gründer und Inhaber der Kinderwunschklinik. Nach Angaben der Polizei leitete er die „Makler“ und überwachte die rechtliche Abwicklung der Leihmutterschaftsprogramme. Außerdem finanzierte er mit Geldern der Organisation die Anmietung von Häusern in einem Gebiet Kretas zur vorübergehenden Unterbringung schwangerer Frauen. Allein seit Ende 2022 wurden 182 Fälle dokumentiert, in denen junge Frauen als Eizellspenderinnen und Leihmütter ausgebeutet wurden. Hinzu kommen mehr als 400 Fälle von Betrug durch virtuelle In-vitro-Fertilisation. Das berichtet die griechische Zeitung „ Ta Nea“. Die nötigen Unterlagen, gerichtliche Genehmigungen sowie Adoptionspapiere seien häufig gefälscht.

Hohe Summen für ein Baby gezahlt

Für ein Baby waren Klienten weltweit bereit bis zu 120 000 Euro zu zahlen. Neben dem Klinikdirektor befinden sich zudem ein Embryologe (44), eine Sekretärin (41) sowie eine Frau (38), die den Kontakt zu den Leihmüttern hergestellt haben soll, in Haft. Gegen vier weitere Personen wird lokalen Berichten zufolge ermittelt.

Ausnutzung und untragbare Lebensbedingungen

Der 44-jährige Grieche fungierte als Stellvertreter des Klinikleiters. Seine Aufgabe bestand darin, die Pflichten und Handlungen der anderen Mitglieder zu überwachen, sowie ebenfalls zu leiten und zu koordinieren. Er soll auch medizinische Eingriffe bei Opfern durchgeführt haben und Eisprungregistrierungen im Spendenregister gefälscht haben. Wie „ Today Times Live“ berichtet, soll eine der ausgenutzten Frauen eine Aussage gemacht haben, in der sie die Verdächtigen schwer belastet.

Zuhälter operierten in mehreren Ländern

Laut „Ta Nea“ rekrutierten die beiden führenden Mitglieder und Direktoren der Klinik „Makler“ auf Kreta, in Thessaloniki und im Ausland mit dem Ziel, schutzbedürftige Ausländerinnen ausfindig zu machen und diese als Eizellspenderinnen oder Leihmütter auszubeuten. Offenbar operierten die Zuhälter vor allem in Moldawien, der Ukraine, Georgien, Rumänien und Bulgarien, wo sie Frauen aus armen Verhältnissen mit falschen Versprechungen nach Kreta lockten.

Ausbeutung und Überwachung der Leihmütter

Auf der Insel angekommen, mussten sich die teils sehr jungen Frauen künstlichen Befruchtungen oder Eizellenspenden samt Hormonbehandlungen unterziehen. Ihr Lohn: gerade mal 200 bis 600 Euro im Monat! Von den werdenden Eltern verlangte die Klinik hingegen zwischen 70 000 und 100 000, in manchen Fällen sogar 120 000 Euro pro Wunschkind! Gegenüber einer griechischen Zeitung erzählte ein Opfer von den untragbaren Lebensbedingungen, unter denen die Leihmütter in 14 Wohnungen leben mussten. Die Frauen sollen ständig überwacht worden sein, durften sich nicht frei bewegen: „Wenn wir uns nicht daran hielten, riskierten wir, in unser Land zurückgeschickt zu werden. Wir standen unter ständiger Überwachung. Viele Mädchen, mit denen ich zusammenlebte, waren geistig nicht bereit für eine Schwangerschaft. Einige waren eindeutig deprimiert.“

Ermittlungen dauern an

Die festgenommenen Personen wurden der zuständigen Strafverfolgungsbehörde übergeben, die Ermittlungen zum vollen Ausmaß ihrer Verbrechen dauern noch an. (kaa)