Der Siemens-Konzern hat neue Investitionen in Höhe von zwei Milliarden Euro vor allem für den Ausbau seiner Produktions- und Entwicklungskapazitäten in Asien angekündigt. Wie der Konzern am Donnerstag in München mitteilte, sollen sein Werk in Chengdu in Zentralchina für 140 Millionen Euro ausgebaut und in Singapur für 200 Millionen eine neue High-Tech-Fabrik errichtet werden.
Darüber hinaus soll im Shenzhen in Ostchina noch ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum eröffnet werden. Die verbleibenden Gelder aus dem Paket, rund 800 Millionen Euro, sollen nach Angaben von Siemens-Chef Roland Busch für weitere Investitionen zwischen Europa und in den USA aufgeteilt werden. Nähere Einzelheiten dazu nannte Busch am Donnerstag vor Journalisten nicht.
Nach Angaben des Konzern sollen die zwei Milliarden Euro schwerpunktmäßig in "Innovationseinrichtungen" sowie etwa Ausbildungszentren fließen. "Konkret soll dabei die Entwicklung von Motion-Control-Systemen mit Digitalisierung und Leistungselektronik beschleunigt werden", teilte das Unternehmen weiter mit.
"Die Investitionen untermauern unsere Strategie, die reale und die digitale Welt zu verbinden, sowie unseren Fokus auf Diversifizierung und Lokalisierung unseres Geschäfts", erklärte Konzernchef Busch. "Wir setzen ganz klar auf unsere starke globale Präsenz." Das Werk in Chengdu soll demnach vor allem für China produzieren, das Wert in Singapur für den südostasiatischen Markt.
Vor Journalisten unterstrich Busch die Bedeutung des chinesischen Marktes für den Industriekonzern. "Es ist ein wachsender Markt und die Nachfrage nach unseren Produkten ist riesig." Siemens werde sein Geschäft dort ausbauen.
Auch in einem Gespräch mit dem "Handelsblatt" vom Donnerstag hob Busch die Bedeutung Chinas hervor. "Der chinesische Markt ist stark und wird weiter wachsen." Kein Unternehmen könne es sich leisten, auf diesen attraktiven Markt zu verzichten, sagte er der Zeitung. Allerdings sehe Siemens auch das Risiko, sich zu sehr auf ein Land zu konzentrieren - daher erfolgten parallel eben auch die Investitionen in das neue Siemens-Werk in Singapur.
Während der Pressekonferenz in München bestritt Busch, dass die Wahl auf Singapur aus einem "geopolitischen Grund" gefallen sei. Er habe aber den Wunsch, "die Lieferketten zu diversifizieren und widerstandsfähiger zu machen". In der deutschen Politik und Wirtschaft läuft eine Debatte über die Risiken einer zu großen Abhängigkeit von China.
Hintergrund sind zunehmende geopolitische Spannungen mit der asiatischen Großmacht sowie die Erfahrungen mit Russland wegen dessen Angriffskriegs auf die Ukraine. Die Bundesregierung hatte erst am Mittwoch ihre Nationale Sicherheitsstrategie vorgestellt. Darin wird China vorgeworfen, regionale Stabilität und internationale Sicherheit "zunehmend unter Druck" zu setzen.
bro/pe