Vor 50 Jahren
Eine blutrünstige Mordbande um den rassistischen Drogenfinsterling und Satansanbeter Charles Manson (1934-2017) hat die Film-Schönheit Sharon Tate (1943-1969) im Alter von nur 26 Jahren bestialisch abgeschlachtet. Es war das unfassbarste Verbrechen in Hollywood, das nun auch von Kultregisseur Quentin Tarantino (56, “Inglourious Basterds”) in seinem neuen Film “Once Upon a Time… in Hollywood” aufgegriffen wurde. Der Mord an Sharon Tate jährt sich am 9. August zum 50. Mal.
Sharon Tate war gebürtige Texanerin (aus Dallas), Stil-Ikone der Swinging Sixties und galt als eine der schönsten Frauen der Welt. Die Tochter eines US-Geheimdienstoffiziers modelte für Modemagazine und startete früh eine beachtliche Karriere in Hollywood.
Sie war in zwei erfolgreichen TV-Serien zu sehen (“Mister Ed”, 1963, und “Solo für O.N.C.E.L.”, 1965). Sie hatte bereits mit Berühmtheiten wie Julie Andrews und James Garner (“Nur für Offiziere”, 1964) vor der Kamera gestanden, mit Deborah Kerr und David Niven (“Die schwarze 13”, 1966) sowie mit Tony Curtis und Claudia Cardinale (“Die nackten Tatsachen”, 1967).
Sie war der strahlend schöne Mittelpunkt in der Gruselkomödie “Tanz der Vampire” (1967), ihr Durchbruch im Internationalen Filmgeschäft. Sie drehte mit Dean Martin und Elke Sommer (“Rollkommando”, 1969) sowie mit Vittorio Gassmann und dem großen Orson Welles in “Zwölf plus eins” (1969). Das war ihr letzter Film, er kam erst nach ihrem Tod in die Kinos.
Hollywood war nicht nur von der Schönheit des angehenden Stars beeindruckt, sondern gleichermaßen auch von ihrem Charme, ihrer Intelligenz und Bildung. Seit 1964 war sie mit dem führenden Haarstylisten Jay Sebring zusammen, dessen Heiratsantrag sie jedoch ablehnte, weil sie sich auf ihre Filmkarriere konzentrieren wollte.
Doch dann trat Roman Polanski in ihr Leben. Der zehn Jahre ältere Franzose polnischer Abstammung drehte “Tanz der Vampire” in Südtirol. Für die weibliche Hauptrolle der Sarah Shagal hatten die Produzenten die rothaarige Amerikanerin Jill St. John vorgesehen, doch Polanski überzeugte sie von Sharon Tates komödiantischen Qualitäten. Für die Rolle musste sie allerdings eine rote Perücke aufsetzen.
Im Laufe der Dreharbeiten, bei denen Polanski auch in einer männlichen Hauptrolle mitwirkte, müssen die beiden sich nähergekommen sein, denn bereits im Herbst 1967 zogen sie zusammen nach London. Dann ging alles ziemlich schnell: Am 30. Januar 1968 heirateten sie in London und gaben ein großes Fest.
Nach der Rückkehr in die USA war das Paar rasch Mitglied der High Society von Hollywood. Zu ihrem Freundeskreis zählten neben Stars Steve McQueen, Peter Sellers, Mia Farrow sowie Jane und Peter Fonda auch die Musiker der Band The Doors und ihr Frontmann Jim Morrison sowie der Komponist Krzysztof Komeda und der Schriftsteller Wojciech Frykowski, beide hatte Polanski während seiner Jugendzeit in Polen kennengelernt.
Sharon Tate wurde gegen Ende 1968 schwanger, der Geburtstermin war für den August 1969 errechnet worden. Das Ehepaar bezog ein Haus am Cielo Drive im Norden von Beverly Hills; Vormieter war der befreundete Musikproduzent Terry Melcher, ein Sohn von Filmschauspielerin und Sängerin Doris Day. Sharon Tate liebte dieses Anwesen und nannte es “my love house”, zu Deutsch in etwa “mein Liebesnest”.
Nach den Dreharbeiten zu “Zwölf plus eins” und einem exklusiven Fototermin in London für das Magazin “Queen” – die hochschwangere Frau reiste mit dem Luxusliner “Queen Elizabeth 2”, weil sie nicht mehr fliegen sollte – verbrachte Tate die meiste Zeit in ihrem Traumhaus am Cielo Drive, während ihr Mann bei Dreharbeiten in England war. Er wollte rechtzeitig zur Niederkunft wieder zu Hause sein.
Am Abend des 8. August 1969 war Sharon Tate mit ihrem Ex-Lover Jay Sebring, dem Schriftsteller Wojciech Frykowski und dessen Freundin Abigail Folger, eine Erbin des gleichnamigen Kaffeekonzerns, beim Abendessen im mexikanischen Restaurant “El Coyote”. Danach lud sie ihre Freunde noch auf einen Drink in ihr Haus ein.
Da waren ihre Mörder Susan Atkins, Charles Watson, Patricia Krenwinkel und Linda Kasabian schon auf dem Weg. Ihr Sektenführer Charles Manson hatte ihnen den Auftrag erteilt: Tötet alle!
Gegen Mitternacht hielt ihr Wagen vor dem Polanski-Haus. Davor stand der Student Steven Parent, der den Hausmeister besuchen wollte. Ihn erschoss Charles Watson mit vier Schüssen. Dann stiegen er, Atkins und Krenwinkel über ein offenes Fenster in das Haus ein, zuvor hatten sie alle Telefonleitungen gekappt. Kasabian war die Fahrerin des Fluchtautos und wartete draußen im Fahrzeug.
Aufgrund der späteren Gerichtsaussagen der Mörder ist der Ablauf der nächtlichen Horrorszene bekannt. Die hochschwangere Sharon Tate musste sich bäuchlings niederlegen. Als ihr Exfreund Sebring dagegen protestierte, wurde er von Charles Watson erschossen.
Die Opfer wurden gefesselt und Watson sagte: “Ich bin der Teufel. Und ich bin gekommen, um die Arbeit des Teufels zu erledigen.” Wojciech Frykowski und Abigail Folger gelang es, die Fesseln zu lockern, sie versuchten nach draußen zu gelangen, während ihre Verfolger wie rasend mit Messern auf sie einstachen. Das Paar starb auf dem Rasen.
Drinnen bettelte Sharon Tate um ihr Leben. “Bitte, bitte töte mich nicht, ich will nicht sterben. Ich möchte mein Baby bekommen”, soll sie gefleht haben. Doch Susan Atkins tötete sie mit 16 Messerstichen. Beim Verlassen des Hauses schrieb die Mörderin mit Sharons Blut das Wort “PIG” (Schwein) an die Haustür. Am nächsten Morgen fand die Haushälterin die Leichen und alarmierte die Polizei.
Sharon Tates ungeborenes Kind bekam posthum den Namen Paul Richard Polanski. Es wurde in den Armen seiner Mutter auf dem katholischen Holy Cross Cemetery in Culver City/Kalifornien beigesetzt.
Charles Manson schickte in der darauffolgenden Nacht erneut sein Killerkommando los. Diesmal schlachteten Watson, Krenwinkel und Leslie van Houten, die für Kasabian und Atkins dabei war, das Ehepaar Leno und Rosemary LaBianca, Besitzer einer Supermarktkette, in ihrem Haus ab.
Die “Manson Family” wurde im Herbst des gleichen Jahres verhaftet und 1970 zum Tode in der Gaskammer verurteilt. Als der US-Bundesstaat Kalifornien 1972 die Todesstrafe abschaffte, wurden alle Urteile in lebenslange Freiheitsstrafen umgewandelt.
Susan Atkins distanzierte sich später von Charles Manson und starb 2009 im Gefängnis an einem Hirntumor, Charles Manson erlag 2017 hinter Gittern im Alter von 83 Jahren seinem Darmkrebsleiden. Patricia Krenwinkel sitzt immer noch im Frauengefängnis Chino, ebenso Leslie van Houten. Charles Watson hat sich von der “Manson Family” losgesagt und wurde ein streng gläubiger Christ. Er sitzt nach wie vor im Mule Creek State Prison, hat hinter Gittern geheiratet und vier Kinder gezeugt.
Über den Tod von Sharon Tate wurden fast so viele Filme gedreht, wie die Schauspielerin in ihrer kurzen Karriere geschafft hat. In “Once Upon a Time… in Hollywood” lässt Regisseur Quentin Tarantino die Australierin Margot Robbie (29, “I, Tonya”) als Sharon Tate auftreten. Der Mord an ihr steht allerdings nicht im Fokus des Films. Neben Robbie tritt die erste Garde von Hollywood an: Leonardo DiCaprio, Brad Pitt, Al Pacino und viele mehr verbeugen sich in dem Streifen vor der Traumfabrik der 1960er Jahre. Am 15. August kommt der neunte Film von Quentin Tarantino hierzulande in die Kinos.
(ln/spot)