Auch Bella Hadid betroffen
Die Mode- und Modelwelt steht offenbar vor ihrer ganz eigenen #MeToo-Debatte: In einem ausführlichen Artikel mit dem Namen “Engel in der Hölle” spricht “The New York Times” von einer “Kultur der Frauenfeindlichkeit, Tyrannei und Belästigung” hinter den Türen der Modemarke. Dies gehe aus über 30 Interviews hervor, die die US-Zeitung mit Models, Mitarbeitern und ehemaligen Angestellten geführt hat.
Ein Name sei hierbei besonders häufig gefallen: Ed Razek (71), der erst vor Kurzem als Präsident und Marketingchef der Muttergesellschaft L Brands abdankte. Als rechte Hand von Firmenchef Les Wexner (82) habe dieser versucht, Models zu küssen, ihnen aufgetragen, sich auf seinen Schoß zu setzen oder ihnen gar in den Schritt gegriffen. Dies alles sei laut des Berichts im Wissen von Wexner geschehen, der Razeks Verhalten nicht etwa bestrafte, sondern billigte.
Stattdessen sollen jene Personen mit Sanktionen bedacht worden sein, die den Mut aufbrachten, Razeks Machenschaften zu melden. So soll etwa Model Andi Muise (33) von “Victoria’s Secret” schlagartig nicht mehr engagiert worden sein, nachdem sie, damals war sie 19, Razeks Avancen nicht erwiderte. Der heute 71-Jährige soll sie 2007 sogar aufgefordert haben, bei ihm einzuziehen, heißt es. “Der Missbrauch wurde belächelt und als etwas Normales abgetan. Es war wie eine Gehirnwäsche”, wird eine ehemalige PR-Angestellte des Unternehmens zitiert: “Und alle, die etwas dagegen unternehmen wollten, wurden nicht nur ignoriert. Sie wurden bestraft.”
Der berühmteste Name, der im Zuge der massiven Anschuldigungen auf Seiten der Opfer genannt wird, ist Bella Hadid (23). Der habe Razek im Jahr 2018 bei der Anprobe zugesehen und laut mehrerer Zeugen dazu aufgefordert, keine Unterhose anzuziehen. Dann habe er noch einen anzüglichen Spruch bezüglich ihres Dekolletés losgelassen.
Bereits im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass Firmenchef Wexner sehr eng mit dem inzwischen verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein (1953-2019) befreundet war. Der kümmerte sich laut “New York Times” nicht nur um die Milliarden von Mister “Victoria’s Secret”, sondern soll sich auch als Mitarbeiter des Labels ausgegeben haben.
Er lockte so junge Frauen mit der Aussicht, als Engel über den Laufsteg schweben zu dürfen, in die Falle: “Es fühlte sich wie ein Casting für Prostitution an. Mir kam es vor, als sei ich in der Hölle”, sagte eine unbekannte Frau im vergangenen Sommer im Epstein-Prozess. Nun heißt es, Wexner sei bereits Mitte der 90er Jahre über Epsteins verwerfliches Vorgehen informiert worden – ohne Maßnahmen zu ergreifen.
(stk/spot)